IG Metall

IT-Fachkräfte fördern statt fordern

02.12.2013
Keine Anzeichen für einen strukturellen Mangel an IT-Profis macht IG-Metall-Vorstandsfrau Christiane Benner aus.

Ein Indikator für Fachkräftemangel sind stark steigende Einkommen. Die Gehaltsanalyse der IG Metall für die ITK aber ergab, dass sich die Gehälter bestenfalls leicht nach oben bewegten – 2011 bis 2012 im Schnitt um zwei Prozent. Softwareentwickler, angeblich besonders gesucht, verdienten 2012 im Schnitt sogar 3,7 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Christiane Benner, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der IG Metall, erkennt keine Anzeichen, die einen Fachkräftemangel belegen würden.
Christiane Benner, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der IG Metall, erkennt keine Anzeichen, die einen Fachkräftemangel belegen würden.
Foto: IG Metall

Ein weiterer Indikator sind die Arbeitsmarktzahlen. Sie belegen kein dramatisches Unterangebot. Vergleicht man 2012 und 2011, so nahm die Zahl der Beschäftigten zwar zu (plus 2,5 Prozent), die Zahl der offenen Stellen aber ging um zehn Prozent auf derzeit 39.000 zurück. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten IT-Fachleute stieg um acht Prozent auf über 26.000.

Daneben ist ein qualitativer Blick nötig: Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf dem IT-Arbeitsmarkt ist geprägt von großen regionalen, lokalen und auch betrieblichen Unterschieden, technischen Innovationen, wirtschaftlichen Entwicklungen und anderem mehr.

Eine Qualifizierungsoffensive für mehr weibliche Fachkräfte, bessere Studienbedingungen sowie attraktivere Lebens-und Arbeitsbedingungen für Experten aus dem Ausland sind gesellschaftlich und wirtschaftlich richtig und wichtig. Aber sie sind keine Lösung für die zum großen Teil speziellen (selbst verschuldeten) Engpässe der Unternehmen. Und sie sind kein Ersatz für eine systematische und vorausschauende Personalentwicklung. Die nächste Herausforderung steht in Form von Industrie 4.0 vor der Tür. Viele IT-Firmen sind darauf schlecht vorbereitet: Sie haben zu wenig Fachleute mit ausreichenden Kenntnissen von industriellen Fertigungsprozessen.

Arbeitszeiten sind noch nicht familienfreundlich

In der Bitkom-Umfrage stellen sich die Unternehmen ein ausgesprochen gutes Zeugnis in punkto Frauenförderung und ein noch besseres beim der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus. „Praktisch alle" Firmen hätten Maßnahmen ergriffen. An erster Stelle stünden „familienfreundliche" und „flexible" Arbeitszeiten. Stimmt, die ITK ist ein Vorreiter beim Thema flexible Arbeitszeiten. Allerdings mit dem Ziel, Arbeiten rund um die Uhr zu ermöglichen.

In einer großangelegten Beschäftigtenbefragung der IG Metall im Mai stimmten 82 Prozent der Befragten aus der ITK folgender Aussage zu: „Es wäre gut, vorübergehend die Arbeitszeit absenken zu können, um mehr Zeit für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zu haben." Allzu familienfreundlich können die Arbeitszeiten in den (ITK-)Unternehmen also nicht sein. Die meisten Unternehmen legen beim Thema Vereinbarkeit vor allem Wert auf schönen Schein. Ein weiteres Indiz dafür, dass der Mangel an Fachkräften nicht so groß ist.

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