IT-Experten lernen Soft Skills

24.05.2005
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
IT-Projekte kranken oft daran, dass sich Techniker schwer tun im Umgang mit Kollegen. Individuelles Training kann helfen.

Kein Zweifel, es gibt sie, die eloquenten Projektleiterinnen und -leiter, deren fachliche und kommunikative Fähigkeiten nichts zu wünschen übrig lassen. Sie sind häufig in prestigeträchtigen Projekten namhafter Unternehmen zu finden, sie sind jung und gut ausgebildet und verfügen über angemessene Umgangsformen. Die wenigsten benötigen umfangreiche Qualifizierungskurse. Häufiger trifft man dagegen auf Projektleiter, die scheinbar von der Aufgabe überfordert sind. Viele absolvierten begeistert und talentiert ein technisches Studium und mussten im Arbeitsalltag plötzlich feststellen, dass sie mit Management- und Führungsfragen konfrontiert werden. Einige können sich schnell umstellen. In Seminaren erlernen sie zügig das notwendige Handwerkszeug, um Projekte gut zu leiten.

Schlechte Zusammenarbeit rächt sich

Schließlich gibt es noch eine dritte Gruppe von Projektleitern, die einen IT-Beruf gewählt haben, um sich intensiv mit technischen Fragen zu beschäftigten und weniger mit Menschen. Sie kennen ihre eigenen Kommunikationsschwierigkeiten gut und finden sich doch plötzlich in einer beruflichen Situation, in der sie genau das können sollen, was sie bei sich selbst nie als Stärke gesehen haben. Um sie als Projektleiter auszubilden, ist ein intensives Training notwendig, das auf die besonderen Anforderungen zugeschnitten ist. Kosten und Aufwand lohnen sich, denn viele Projekte scheitern, weil die Beteiligten nicht strukturiert zusammenarbeiten. Kommunikation hilft, Ziele klar zu formulieren.

Doch leider konzentrieren sich die Lernformen bei Erwachsenen meist nicht auf unterschiedliche Berufsgruppen. Besonderheiten eines Berufsstands und typische Eigenschaften einer "Berufskultur" werden ignoriert. Unter Juristen herrscht eine andere Berufskultur als unter Medizinern und eine andere als unter Informatikern. Zwar sind die Soft Skills für alle ähnlich, doch sollten sie berufsspezifisch vermittelt werden.

Während die meisten Biologen mit der großen Spannweite menschlichen Verhaltens umgehen können, versuchen Mathematiker, Komplexität zu reduzieren und bilden klare Kategorien; Ingenieure favorisieren ebenfalls klare Regeln, können aber mit Abweichungen leben. Solche Aussagen treffen zwar nicht auf jeden Einzelnen zu, doch Berufsgruppen verhalten sich oft nach diesem Schema. Deshalb ist es wichtig, in das didaktische Konzept solche Besonderheiten einzubeziehen. Obwohl man keine Wunder erwarten darf, machen auch Projektleiter mit kommunikativen Defiziten Fortschritte, wenn sich ein Kommunikationstrainer auf sie einstellt. (iw)