IT-Branche zwischen Hoffen und Banken

19.02.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Für mittelständische IT-Anbieter wird es immer schwieriger, an Liquiditäts- oder Investitions-darlehen zu gelangen - nicht nur vor dem Hintergrund von „Basel II“. Gleichzeitig schlägt die Branchenkrise voll auf die finanziellen Reserven der Firmen durch.

Foto: Photodisc

Man kann die Uhr danach stellen: Keine Woche vergeht, wo in der Presse nicht vor einer „Kreditklemme“ gewarnt, auf die dünne Eigenkapitaldecke des Mittelstands hingewiesen und die schlimmste Krise der IT-Branche überhaupt beschworen wird. Zudem wirft „Basel II“ seine Schatten voraus. Die neuen Eigenkapitalrichtlinien der Banken treten zwar erst in vier Jahren in Kraft, werden von Mittelständlern aber schon jetzt als existenzbedrohend empfunden. „Wir Deutschen haben die Neigung, überall Krisen zu sehen“, beschwichtigt Heinz-Paul Bonn, Chef der GUS Group AG. Doch auch der notorisch optimistische Unternehmer aus Köln und Mittelstandssprecher des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) muss einräumen: „Es gibt zurzeit sicher eine verbesserungsfähige Ausgangslage.“

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Wie man die Situation auch umschreibt, die mittelständische deutsche IT-Industrie steht an einem Scheideweg. Heikel wird die Situation dadurch, dass mehrere Faktoren zusammenkommen - die Branchenschwäche, die Bankenkrise und ein genereller Vertrauensverlust nach der Pleite der New Economy und dem damit verbundenen Absturz vieler Aktienkurse. Während jedoch Freiberufler und kleine Anbieter von ihrer räumlichen Nähe zu den Kunden profitieren und große IT-Konzerne die Krise auf ihren Reserven aussitzen können, wird der Mittelstand zwischen den Fronten von Ich AG und SAP AG zerrieben.