IT-Branche schafft neue Jobs - im Ausland

25.03.2004
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Trotzdem wird sich das Thema Offshoring durchsetzen, meint A.T. Kearney-Mann Röder. Die Kalkulation und Abwicklung von solchen Projekten stehe hier aber erst am Anfang. Röder sieht die zentraleuropäischen Firmen in Sachen Outsourcing noch weit hinterherhinken. Es gebe einen hohen Lernbedarf gegenüber anderen Ländern wie beispielsweise den Vereinigten Staaten. Dort wird gerade hitzig diskutiert, ob Regierungsaufträge nur noch an Unternehmen vergeben werden sollen, die nicht mit Partnern in Billiglohnländern arbeiten.

Dieter Scheitor von der IG Metall zweifelt indes, dass sich mit Offshore-Projekten größere Summen einsparen lassen. Er wünscht sich eine offenere Diskussion über die Nachteile und Risiken einer Verlagerung ins Ausland. "Großunternehmen planen aggressiv das Outsourcing und lösen damit große Ängste aus", fasst Scheitor die Stimmung zusammen. Er fürchtet, dass es zu Übertreibungen und einem Herdentrieb kommt, da die Kostenvorteile überschätzt würden. Der Gewerkschaftsmann fordert deshalb eine nüchterne Analyse und eine ehrliche Kalkulation aller anfallenden Kosten. Scheitor weigerte sich, in das Klagelied vom miserablen Standort Deutschland einzustimmen. Ausbildung und Entwicklungsstand der Industrie könnten international gut mithalten.

Kompetenz darf nicht verloren gehen

Auch August-Wilhelm Scheer, Gründer der IDS Scheer AG und Universitätsprofessor in Saarbrücken, hält den deutschen IT-Standort grundsätzlich für attraktiv - Es komme jetzt darauf an, dass das so bleibe. "Die Kompetenz darf nicht verloren gehen, wie es in der Vergangenheit schon passiert ist. Wir bauen hier keine Hardware mehr, und die Unterhaltungselektronik ist auch schon verloren."

In der angewandten Informatik, beispielsweise der Medizintechnik, sieht Scheer dagegen noch Wachstumspotenzial. Jetzt komme es auf die Aus- und Weiterbildung an, sich den Veränderungen und neuen Herausforderungen zu stellen und andere Schwerpunkte zu setzen. "Ich empfehle meinen Studenten, sie sollen lieber eine Fremdsprache lernen, damit sie weltweit mithalten können, als in meine Vorlesung zu gehen, da technische Dinge sowieso schnell veralten", empfiehlt Scheer selbstironisch.