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IT-Branche muss sich selbst aus der Misere retten

07.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Es klang nach einer Standpauke, was Intel-Chef Craig Barrett auf der diesjährigen European Roundtable Exhibition (ETRE) vom Stapel ließ: "Es gibt keinen sicheren Weg aus der Rezession", warnte er. Die Gefahr, dass die IT- und TK-Industrie an fehlenden neuen Ideen scheitern könnten, sei durchaus real. Vor allem europäische und US-amerikanische Firmen bräuchten Innovationen, auch um gegen die stärker werdende Konkurrenz aus Indien uund China bestehen zu können. "Sie dürfen die Ausgaben für Entwicklung und Forschung nicht kürzen, egal wie schlecht die Wirtschaftslage ist", appellierte Barrett in seinem Vortrag unter der Überschrift: "Die technische Entwicklung kennt keine Rezession." Seine Kritik richtete sich auch an die Venture-Capital-Industrie, die ihr Augenmerk von jungen Unternehmen abgewendet habe und sich vor allem auf Zweitrundenfinanzierungen konzentriere. Diesen

Schuh zog sich Barrett selbst an und räumte ein, dass auch die Beteiligungstochter seines Unternehmens, Intel Capital, ihre Ausgaben von einer Milliarde auf 200 Millionen Dollar gesenkt habe. Begeistert sprach Barrett hingegen von der Entwicklung in Indien und China, wo er sich vor Ort umgesehen hatte: "Wäre ich an meinem Schreibtisch geblieben und hätte nur meine Papiere gelesen, ich würde glauben, die IT-Industrie ist tot", sagte er. Doch die Entwicklung, die in diesen Ländern zu beobachten sei, schüre die Hoffnung auf eine baldige Erholung. Nach Ansicht von Barrett wird sich die Lage der IT-Branche bereits Anfang kommenden Jahres verbessern, für die hochverschuldete TK-Branche werde es noch ein wenig länger - spätestens bis Anfang 2004 - dauern. (rs)