Wenn ein Unternehmen, das vornehmlich durch hohe Verluste, finanzielle Schwierigkeiten und Zweifel an seiner Überlebensfähigkeit von sich reden macht, den Sprung in die Top-25-Liste der deutschen Standardsoftware-Häuser schafft, dann wirft dies kein gutes Licht auf die Befindlichkeit der Branche: Intershop belegt den 22. Rang in der Lünendonk-Liste der 25 größten deutschen Anbieter. Im letzten Jahr wurde dem Jenaer Hersteller ein Platz in der Tabelle verweigert, weil Intershop es in dem ganzen Tohuwabohu um das Unternehmen nicht schaffte, Umsatzzahlen zu melden. Erfolgreiche Häuser sehen anders aus, und Lünendonks Tabelle ist demnach keineswegs als Hitliste zu verstehen.
„Es gibt vier oder fünf große und eine Vielzahl von kleinen Anbietern in Deutschland“, räumt Heinz Streicher, Berater beim Consulting- und Marktforschungshaus Lünendonk ein, „die Spannweite zwischen dem größten und kleinsten Anbieter der Liste ist enorm.“ Legt man die Inlandsumsätze der untersuchten Firmen zugrunde belegt die SAP AG mit Einnahmen von 1,65 Milliarden Euro den Spitzenplatz. Auf dem 25. Rang (beim Inlandsumsatz) führen die Marktforscher die Beta Systems AG aus Berlin mit einem Umsatz von 23 Millionen Euro. Die beiden Unternehmen trennen in der Liste nur 24 Plätze. Im Softwaremarkt sind es Welten.
Wie deutlich die SAP den deutschen Softwaremarkt prägt, lässt sich eindrucksvoll an der Auswertung der Exportzahlen unterstreichen. Die Top 25 der in Deutschland tätigen Gesellschaften führten im letzten Jahr Produkte im Wert von 6,6 Milliarden Euro aus - 87 Prozent davon wanderten in die SAP-Kassen. Jenseits von Walldorf versiegt das Interesse ausländischer Anwender an deutscher Standardsoftware. Zwar gibt es eine Reihe von Anbietern (etwa die Software AG, Mensch und Maschine Software, SAS Institute, FJA AG, Ixos Software sowie Nemetschek und Brain), die einen erheblichen Anteil ihrer Einnahmen im Ausland erzielen,
doch sind sie allesamt weit davon entfernt, in die SAP-Liga aufzusteigen. Zudem zeigt die Lünendonk-Liste, dass die internationale Ausrichtung der hiesigen Anbieter leicht rückläufig ist. Im letzten Jahr erzielten die betrachteten Unternehmen im Durchschnitt 59 Prozent ihrer Einnahmen durch den Export, in diesem Jahr sind es nur 57 Prozent.