Analysen von Forrester und IDC

IT-Ausgaben: Schlechter als gedacht

15.10.2012
Von 
Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Die Schuldenkrise der starke US-Dollar senken die weltweiten IT-Investitionen. Den PC-Markt retten allein die Verkäufe von Macs und iPads.
Die stufenweisen Abwärtskorrekturen von Forrester im Überblick.
Die stufenweisen Abwärtskorrekturen von Forrester im Überblick.
Foto: Forrester Research

Der weltweite IT-Markt entwickelt sich in diesem Jahr schlechter als gedacht. Mittlerweile korrigierten die Analysten von Forrester Research ihre eigene Prognose bereits zum zweiten Mal nach unten, während jene von IDC ebenfalls schwache Globalzahlen präsentierten. Angesichts des starken US-Dollars erscheinen zumindest die währungsbereinigten Analysen noch annehmbar. 2013 wird laut Analysten-Tenor zwar wieder besser als 2012, aber auch hier wurden Abwärtskorrekturen vorgenommen.

Weitgehend Einigkeit herrscht zwischen den Analysten über grundlegende Entwicklungen. Neben mobilen Endgeräten beobachtet IDC eine starke Performance in den Segmenten Software, Storage und Enterprise Network. Forrester betont, dass es auf dem Hardware-Markt nur im PC-Markt aktuell Wachstum gibt. Dies sei aber fast gänzlich dem Absatz von Macs und iPads geschuldet. Ein beinahe alleiniges Apple-Plus also. Die Ausgaben für Wintel PCs und andere Tablets seien hingegen vorerst rückläufig und im kommenden Jahr konstant. Das vor allem deshalb, weil Windows 8 für Microsoft-Kunden einen Erneuerungsanreiz schaffe.

Der PC-Markt wächst laut Forrester in diesem Jahr insgesamt um 2 Prozent. Firmen kauften für 7 Milliarden Dollar Macs und für 10 Milliarden Dollar iPads ein. 2013 werde ein Wachstum von 6 Prozent erreicht, zudem die Notebooks und Tablets von Apple zusammen 23 Milliarden beisteuerten.

Prognosen nach unten berichtigt

Forrester-Analyst Andrew Bartels: "SaaS-Markt wächst um 25 Prozent."
Forrester-Analyst Andrew Bartels: "SaaS-Markt wächst um 25 Prozent."
Foto: Forrester Research

Seine Wachstumsprognose von September 2011 berichtigte Forrester bereits im Januar leicht nach unten und schraubt sie jetzt nochmals deutlich herab. Auf Dollarbasis justierte Analyst Andy Bartels für das vergangene Jahr ein Plus von 11,5 Prozent auf 9,7 und jetzt 8,8 Prozent nach. Die Vorhersage für dieses Jahr lag zweimal etwas über 5 Prozent, aktuell nur noch bei 1,3 Prozent. Die Aussicht für das kommende Jahr sind nun nicht mehr 8 Prozent, sondern nur noch 4,3 Prozent.

Währungsbereinigt sieht das Bild einen Tick besser aus. Demnach sind für 2013 5,1 Prozent Zuwachs zu erwartet. Im Januar waren noch 6,9 Prozent nahegelegt worden. Die Prognose für dieses Jahr stufte Forrester von einst 6,5 Prozent über 5,3 auf aktuell 3,6 Prozent herab.

Zuwächse bei Tablets, Smartphones sowie Storage und Netzwerkwerken

IDC geht nach einem Wachstum um 7 Prozent 2011 für dieses Jahr nun von einem Plus von 6 Prozent bei konstanten Wechselkursen aus. In Dollar berechnet ergibt sich hingegen ein deutlich stärkerer Abwärtstrend: plus 10,5 Prozent in 2011, nur plus 4 Prozent in diesem Jahr. Nachteilig sei der starke Dollarkurs insbesondere für das Exportgeschäft amerikanischer Anbieter. Zähle man die Telekommunikationsdienstleistungen zum IT-Markt, ergebe sich für dieses Jahr ein Zuwachs um 5 Prozent währungsbereinigt, ein Plus um 2,5 Prozent in US-Dollar.

„Trotz ökonomischer Unsicherheit, die weiterhin in manchen Technologie-Segmenten die Investitionen von Firmen hemmt, übertrifft die kontinuierliche Nachfrage nach Tablets, Smartphones, Storage-Kapazität und Verbesserung der Netzwerk-Performance in der ersten Jahreshälfte sogar die Erwartungen“, so IDC-Analyst Stephen Minton.

„Die Software-Ausgaben erwiesen sich – sogar in den Regionen mit der schwächsten wirtschaftlichen Entwicklung – als robust, weil Unternehmen zu Software-Tools und Applikationen als ein Instrument ihrer Kostensenkungsstrategien greifen“, so Minton weiter. Auch Forrester bescheinigt dem Software-Markt für dieses Jahr einen höheren Zuwachs als dem Gesamt-IT-Markt. 2013 werde die Software das am stärksten wachsende Segment sein. Schon dieses Jahr erreiche Software-as-a-Service (SaaS) ein Plus von 25 Prozent.

Durchgängig Schwächen in Europa

Im Lichte der Euro-Krise ist Europa in diesem Jahr erwartungsgemäß ein Sorgenkind der Stunde. IDC beobachtet in Westeuropa durchgängig Schwächen, während sich Nordeuropa immerhin die Software-Ausgaben und die Verkäufe mobiler Endgeräte als robust erwiesen hätten. Rechne man die Smartphones und Tablets heraus, bleibe europaweit lediglich ein Wachstum von 1 Prozent übrig, in US-Dollar sogar ein Rückgang um 4,5 Prozent.

Laut Forrester beträgt die Rezession in Dollar gemessen sogar 7,7 Prozent in West- und Mitteleuropa. Selbst in eigener Währung gebe es in diesem Jahr einen Rückgang um 2,5 Prozent. So betrachtet ist die Stagnation, die Forrester in Deutschland feststellt, fast schon ein gutes Zeichen. 0,8 Prozent Zuwachs in 2012, 1,1 Prozent in 2013 berichten die Analysten für die Bundesrepublik, die mit einem Volumen von 87 Milliarden Dollar viertgrößter IT-Ländermarkt weltweit hinter den USA, Japan und China ist.

Deutschland Nummer Vier

Absolut beziffert Forrester die weltweiten Firmenausgaben für IT in diesem Jahr auf nahezu exakt 2 Billionen Dollar. IDC gibt mit 2,1 Billionen Dollar für das kommende Jahr eine ähnliche Größenordnung an. Inklusive der Telekommunikationsdienstleistungen würden 2013 3,8 Billionen Dollar erreicht.

Weitere Informationen enthalten die Studien „Worldwide Black Book Query Tool, Version 2“ von IDC und „Global Tech Market Outlook 2012 To 2013“ von Forrester Research. Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.de. (mhr)