Cloud Computing

IT auf dem Weg in die Wolke

13.02.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Storage-on-Demand wird stärker gefragt

Neben den Softwarediensten etablieren sich zunehmend auch Speicherangebote im Netz. Die Analysten von IDC rechnen damit, dass die Nachfrage nach Online-Storage in den kommenden Jahren stark ansteigen wird. Angesichts der stetig wachsenden Datenmengen erwarten die Marktforscher bis 2011 ein durchschnittliches jährliches Marktwachstum von 33 Prozent. Weltweit sollen die Anbieter von Speicherservices im Netz dann 715 Millionen Dollar pro Jahr einnehmen.

Mit dem Wachstum wird sich auch das Angebot verändern, glauben die IDC-Analysten. Beschränkten sich die Anbieter bislang hauptsächlich auf einfache Backup-Funktionen, werde es in Zukunft auch verstärkt Tools für Data-Recovery und die Einhaltung von Compliance-Regeln geben. Damit könnte Online-Storage nicht mehr nur für Privatpersonen und Kleinunternehmen, sondern auch mehr und mehr für Mittelständler und Konzerne interessant werden.

Noch tun sich allerdings viele Nutzer schwer, ihre Daten in einem Online-Speicher abzulegen. Groß sind die Befürchtungen, Informationen könnten verloren gehen beziehungsweise in die Hände von Unbefugten gelangen. Dabei sind die Daten im Netz in aller Regel sicherer als auf den Rechnern der Anwender. Die Analysten von Gartner haben herausgefunden, dass 64 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen ihre Daten nicht extern sichern. Etwa 60 Prozent der traditionellen Backups seien unvollständig, die Hälfte aller Versuche, Daten wiederherzustellen, schlage fehl, und lediglich ein Viertel aller Tapes würden außer Haus in einer geeigneten Umgebung gelagert.

Diese Fehler können für die Unternehmen katastrophal enden. Systems-Crashs, interne Fehler, Angriffe oder Naturkatastrophen können den gesamten Datenbestand vernichten. Die Folgen sind verheerend. Laut Gartner sind 60 Prozent der Firmen, die einen totalen Datenverlust erlitten haben, innerhalb von zwei Jahren pleite.

Auf der Anbieterseite wird sich in den kommenden Jahren einiges tun, prognostizieren die Marktforscher. Das wachsende Interesse werde weitere Anbieter auf den Plan rufen. Der daraus resultierende Wettbewerb sorge für sinkende Preise und spätestens in einigen Jahren für eine Konsolidierung des Marktes. Außerdem würden die Generalisten unter den Anbietern von Online-Services vermehrt dazu übergehen, zusätzliche Storage-Dienste in ihr Angebot zu integrieren.

Längst in diesem Geschäft ist Amazon mit seinem "Simple Storage Service" (S3). In diesem "Storage-on-Demand"-Dienst lassen sich Objekte bis zu einer Größe von 5 GB ablegen. Laut Anbieter hatten die Nutzer Ende vergangenen Jahres rund zehn Milliarden Objekte in dem Online-Silo gespeichert. Der Preis liegt in Europa bei 18 US-Cent pro Gigabyte und Monat. Noch hapert es aber an der Lokalisierung des Angebots. Bislang gibt es nur eine englischsprachige Fassung. Auch die Abrechnung erfolgt ausschließlich in Dollar. Allerdings haben die Amazon-Verantwortlichen für das laufende Jahr lokalisierte Versionen des Dienstes angekündigt.

Gerüchten zufolge soll bald auch Google mit einem Online-Speicherservice nachziehen. Mit der bislang unter dem Codenamen "MyStuff" gehandelten Offerte sollen Nutzer kostenlos einen begrenzten Speicherplatz im Web erhalten. Wächst der Bedarf darüber hinaus, werden Gebühren fällig. Wie hoch diese sein werden, ist noch nicht bekannt. Auch Microsoft will mit dem "Skydrive" Speicher im Netz anbieten. Kunden sollen bis zu 5 GB Platz bekommen. Über eine Rechtevergabe können dort abgelegte Daten mit anderen Nutzern geteilt werden.

Über die Storage-Offerten hinaus arbeiten die Online-Protagonisten mit Hochdruck an weiteren Angeboten. Google beispielsweise erweitert kontinuierlich die Palette der Google Apps, die sich online über das Portal des Suchmaschinenanbieters nutzen lassen. Auch Microsoft verlagert mit den Live-Diensten mehr und mehr Funktionen aus der Windows- und Office-Welt ins Netz – allerdings mehr als Zusatzprodukte, die eng verknüpft mit den stationär installierten Softwareversionen sind.

Noch einen Schritt weiter in Richtung Utility Computing geht Amazon mit seiner "Elastic Computing Cloud". Kunden können damit Computing-Ressourcen je nach Leistungsgrad zwischen zehn und 80 US-Cent pro Stunde mieten. Dazu kommen weitere Gebühren für die übertragenen Datenmengen. Noch in der Betaphase steckt der Amazon-Service "SimpleDB". Damit sollen Anwender online die Kernfunktionen einer Datenbank nutzen können. Auch hier richten sich die Preise nach der genutzten Zeit sowie dem Umfang des Daten-Up- und –Download.