Leichter Anstieg der Jobangebote im Januar

IT-Arbeitsmarkt: Talsohle durchschritten?

15.02.2002
MÜNCHEN (am) - Der weihnachtliche Abwärtstrend am IT-Arbeitsmarkt ist gestoppt. Im Januar 2002 wurden 2814 Stellenangebote ausgeschrieben, was gegenüber dem Vormonat ein Plus von über 1000 Jobs bedeutet.

Laut Stellenmarktanalyse von EMC/Adecco, die 40 Tageszeitungen und die CW berücksichtigt, ist mit dem Zuwachs auf 2814 IT-Stellen im Januar der Höhepunkt des Abschwungs im Dezember überwunden und das Novemberniveau von 2001 wieder erreicht. Verglichen mit Januar 2001 ist jedoch ein Rückgang um fast 70 Prozent zu verzeichnen. Damals standen noch 9331 Anzeigen in den Zeitungen. Allerdings konnten bereits im Januar 2001 die Werte des Boomjahres 2000 nicht mehr erreicht werden, in dem noch der Internet-Hype bei Herstellern wie Anwendern einen enormen Bedarf an Fachkräften nach sich zog, der gar nicht gedeckt werden konnte. Seit Mai vergangenen Jahres setzte dann aber der Abschwung deutlich ein, die Offerten gingen um 20 Prozent zurück.

Nach den IT- und TK-Herstellern, die zum Teil Tausende Mitarbeiter entließen, hielten sich auch Anwenderfirmen im Lauf des vergangenen Jahres mit Neueinstellungen immer stärker zurück. Das setzte sich im Januar fort: Ob Maschinen- und Fahrzeugbau, Elektronik oder Banken, diese Branchen suchten zum Teil nicht einmal ein Viertel so viele IT-Experten wie im Januar 2001.

Am eklatantesten sind die Einbrüche allerdings nach wie vor in DV-Beratungs- und Systemhäusern, deren offene Stellen sich von knapp 3000 auf 711 reduzierten.

Gebeutelt ist ebenso die TK-Branche, die im Januar mit 88 Stellen gerade einmal neun Prozent des Volumens des Vorjahreszeitraumes (970) ausschrieb. Wie wenig Bewegung im Stellenmarkt ist, zeigt auch der Einbruch bei den Zeitarbeitsfirmen, die zu Jahresanfang nur noch 56 statt 216 IT-Experten suchten. Dazu Lutz Martens, Operational Manager IT-Services von Randstad: "Es passiert seltener, dass Kunden unsere Mitarbeiter abwerben." Die Zeitkräfte bleiben den Verleihfirmen länger erhalten, so dass sich auch ihr Bedarf an neuen Mitarbeitern in Grenzen hält.

Internet-Profis kaum gesuchtEin Blick auf die gesuchten Fachrichtungen zeigt, dass die Informatiker ihre Spitzenposition abgeben mussten. Mittlerweile werden wieder mehr Ingenieure (3620 Angebote) und Betriebswirte (2645) gesucht. Von den einzelnen IT-Berufen haben die Anwendungsentwickler, die System- und Datenbankspezialisten und die Vertriebsexperten am spürbarsten verloren. Auch Internet-Profis, die im Januar 2001 noch unter 699 ausgeschriebenen IT-Jobs wählen konnten, mussten sich in diesem Jahr mit 83 Offerten begnügen. Die CAD/CAM-Spezialisten, die im vergangenen Jahr noch auf konstant hohem Niveau gefragt waren, mussten zu Jahresanfang ebenfalls Abstriche machen: In dem Bereich reduzierte sich das Angebot um 50 Prozent auf 548 Stellen.

Die schlechten Nachrichten könnten aber angesichts der nahenden CeBIT Mitte März ein Ende haben. Zumindest Personalberater notieren ein gestiegenes Interesse der Firmen. Dazu Kerstin Karuschkat, Geschäftsführerin der Hamburger 3K Personalberatung: "Seit zwei, drei Wochen bekommen wir wieder verstärkt Aufträge von Firmen, die sich seit September in Sachen Einstellung zurückhielten." Dass sich die Zahl der Stellenangebote nicht wieder erhöht hat, müsse nicht gegen einen leichten Aufschwung sprechen. Denn mittlerweile bekommen, so die Erfahrung Karuschkats, Firmen erheblich mehr und auch qualifizierte Initiativbewerbungen, so dass sie offene Stellen besetzen können, ohne eine Anzeige zu schalten. Darum sei es durchaus sinnvoll, sich bei Arbeitgebern zu bewerben, auch wenn sie offiziell keine Positionen ausgeschrieben haben.

Abb: Reduzierte Jobauswahl im Januar

Ihre Ausnahmestellung verloren die Anwendungsentwickler, die fast auf das Niveau der CAD-Profis zurückfielen. Quelle: EMC/Adecco