Deutsche Start-ups

IT-Adventure

25.09.1998

Hilfe zur Selbsthilfe - von diesem Motto angelockt, finden sich in jüngster Zeit immer mehr Ideenlieferanten, altgediente Branchenkämpen und geneigte Investoren zu einer Stippvisite in München ein. Ihr Ziel ist die IT-Adventure AG, die vis-ê-vis der Staatskanzlei ihre Büroräume eingerichtet hat. "Wir bringen Etablierte und Newcomer zusammen", sagt Gründerin Muschka Domdey-Utpadel. Wer den IT-Markt am Standort Deutschland attraktiver gestalten will, muß in die Zukunft investieren.

Wuchern will IT-Adventure mit einem Netzwerk aus "Kompetenz und Erfahrung", das seinesgleichen sucht. Im Unterschied zu Kapitalgesellschaften und Venture-Capital-Investoren will man auf bürokratischen Ballast verzichten und frühzeitig auf den Plan treten. Wichtigstes Differenzierungsmerkmal indes ist der Pate. "Business Angels" helfen mit Rat und Tat, sie kontrollieren Geschäftspläne, checken die laufende Buchhaltung, stimmen Marketing-Maßnahmen aufeinander ab. Entscheidender Vorteil ist ihr Kontaktnetz: Es kann viele Türen öffnen. Wer mit Begleitung wächst, kann sich in Ruhe mit der Szene vertraut machen und später selbstbewußter gegenüber Investoren auftreten.

"Wir wollen Arbeitsplätze schaffen, jungen Unternehmen helfen und nicht in erster Linie Profit erzielen", philosophiert Domdey-Utpadel. Zwar gebe es derzeit eine Gründungswelle, vor wenigen Jahren jedoch sind viele Firmen pleite gegangen. "Wir wollen wieder Mut machen", heißt es. Fehler sind erlaubt. Gründer hätten Probleme beim Marketing und der Selbstdarstellung: hochintelligente Ingenieure, die sich im Kontakt schwertun, exzellente Verkäufer, die ihre Produktkompetenz vernachlässigen.

Wachstum durch Zuwendung und nicht durch Management-Kontrolle, lautet die Strategie. Das Finanzierungsmodell - ein offener Fonds, der allerdings nicht mehr als 20 Prozent Rendite verspricht - soll auf der Systems auch Kapitalanlegern präsentiert werden. 30 Teilhaber investieren bereits erhebliche Mittel. Auch Privatleute können einsteigen und ihre Einlagen - wann immer sie wollen - zurückkaufen.

Acht Firmen, alle aus dem Software-Umfeld, stehen kurz vor dem Start. Es geht nur noch um Details. Auf der Systems stellen sie sich der Öffentlichkeit. Bis Jahresende will IT-Adventure 30 Gründungen unterstützen. Auf den monatlichen Treffen haben sich bereits 300 Kandidaten vorgestellt, jeden Tag rufen Interessenten an. Darunter blutjunge Leute mit zündenden Ideen oder auch 60jährige, die schon die fünfte Firma in den Sand gesetzt haben. Wer eingeladen wird, muß seine Karten auf den Tisch legen. "Da trennt sich schnell die Spreu vom Weizen", sagt Domdey-Utpadel. (Winfried Gertz)