Aktionäre haben bereits mehrheitlich akzeptiert

Istel wird AT&Ts Sprungbrett für Mehrwertdienste in Europa

27.10.1989

LONDON/MÜNCHEN (vwd/ IDG/CW) - Mit der Deregulierung der Postdienste wird der europäische TK-Markt immer dichter: Der amerikanische Telefonkonzern AT&T hat den Anteilseignern des britischen Mehrwertdienste-Anbieters Istel Ltd. ein Übernahmeangebot in Höhe von umgerechnet knapp 300 Millionen Dollar (180 Millionen Pfund) unterbreitet.

Istels Anteilseigner stimmten dem Buyout mehrheitlich innerhalb kurzer Zeit zu, und auch die Rover-Gruppe, die 21,7 Prozent des Istel-Aktienkapitals hält, hat ihr Einverständnis mit dem Deal signalisiert. Istel wird eine hundertprozentige Tochter des US-Telefonriesen, soll allerdings ihre Firmierung und ihr Management behalten. Der Istel-Verwaltungsrat wird von AT&T mit Sam Wilcoxon, John Berndt und Gordon Bridge beschickt

AT&T tritt mit diesem Deal in direkte Konkurrenz zu British Telecom, das vor einem Monat McDonnell-Douglas Network Systems, den Anbieter des MehrweItdienste-Netzes Tymnet, für 355 Millionen Dollar aufgekauft hatte. Den Löwenanteil des internationalen Mehrwertdienste-Marktes teilen sich allerdings General Electric Information Services, ICL und die lBM. Auf dem Sektor des elektronischen Austausches von Geschäftsdaten (EDI) bewerben sich außerdem Siemens und Fiat SpA um Marktanteile.

AT&T kann nach Ansicht von Fachleuten von der Verbindung profitieren, indem sie sich das Know-how der Briten bei Datennetzen, besonders kundenspezifischen Mehrwertnetzen nutztbar macht und in die Freiräume hineinsdtößt, welche im Zuge der Libe-ralisierung des europäischen TK-Marktes durch die EG-Kommission entstehen. AT&Ts John Berndt wies auch daraufhin, daß der Deal eine breitere Basis für die Vermarktung

anderer AT&T-Produkte, also vonj Computern des US-Anbieters, bereitstellen werde.

Umgekehrt bietet sich für Istel die Chance, im Rückgriff auf AT&Ts Erfahrungen mit konventionellen Netzen das Angebot der Netzanwendungen und -dienste auszubauen; auch stehen den Briten jetzt die; AT&T-eigenen Bell Laboratories als Forschungseinrichtung zur Verfügung. Istel darf darüber hinaus hoffen, mit der Finanzkraft des Telefonriesen im Rücken Aufkäufe tätigen und dadurch expandieren zu können.

Möglicherweise wird auch die Suche nach Kooperationspartnern einfacher; bisher hatte man sich vergeblich um Verträge mit Monopolisten wie der Deutschen Bundespost und France Telecom bemüht, die eher geneigt waren, mit großen Unternehmen zusammenzuarbeiten. +