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Ist Metabox noch zu retten?

23.10.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Dem angeschlagenen Hildesheimer Settop-Boxen-Hersteller Metabox AG, gegen dessen früheren Chef Stefan Domeyer die Staatsanwaltschaft bereits wegen möglicher falscher Information der Kapitalmärkte ermittelt, droht das endgültige Aus. Das Unternehmen hat nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Michael Graaff nur noch 900.000 Mark in der Kasse, benötigt aber bis zur Hauptversammlung Ende des Monats zunächst sieben Millionen und anschließend weitere zehn Millionen Mark, um seinen Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Metabox droht aber bereits an der ersten Hürde zu scheitern. Der Vorstandsvorsitzende Herbert Steinhauer erklärte, Gespräche mit möglichen Geldgebern hätten bislang keine konkreten Ergebnisse erbracht. Sollte sich keine Investoren finden, ist die Eröffnung des Insolvenzverfahrens laut Graaff unvermeidbar.

Steinhauer entschuldigte sich ferner für die verspätete Bilanzvorlage. Der Jahresabschluss 2000 war erst vor knapp zwei Wochen mit fast sechsmonatiger Verspätung veröffentlicht worden. Das Testat der Wirtschaftsprüfer von Arthur Andersen enthielt trotzdem noch mehrere Einschränkungen.

Sollte Metabox die benötigten Mittel wider Erwarten auftreiben, würde das Unternehmen seine Produkte nur noch als Lizenzgeber vermarkten, erklärte Steinhauer laut "Financial Times Deutschland" weiter. Glauben mag daran aber ohnehin kaum noch jemand: Obwohl das Unternehmen eigenen Mitteilungen zufolge "mit der met@box 1000 schon jetzt bedienerfreundliches interaktives Fernsehen mit Features wie analoges/digitales TV, Internet, E-Mail und DVD" anbietet, hat das bereits im Jahr 2000 angekündigte Produkt noch immer niemand zu Gesicht bekommen. Serienreif soll es nach neuester Lesart "Anfang 2002" sein - im Geschäftsbericht war noch von "Ende November" die Rede gewesen. Die neuerlichen Verzögerungen seien durch Kundenwünsche nach speziellen Anwendungen entstanden.

Kommentar: Neben der gleichfalls mit angeblichen Settop-Boxen gescheiterten Augsburger Infomatec gehört Metabox wohl zu den faulsten Eiern am Neuen Markt. Schier unbegreiflich erscheint rückblickend, wie lange es den Verantwortlichen im Unternehmen gelang, mit immer neuen hanebüchenen Meldungen über vorgebliche Produkte oder Kunden die unvermeidliche Pleite hinauszuzögern. Leid tun können einem - trotz ihrer Leichtgläubigkeit - nur die Anleger und (unbeteiligten) Mitarbeiter, die nun beide Opfer dieser Unternehmens-Fata-Morgana sind. (tc)