Imageproblem

Ist die IT vielleicht doch besser als ihr Ruf?

16.04.2009
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Eher reaktiv als konsequent proaktiv

Dass die IT den Fachabteilungen als nicht besonders innovativ gilt, bestätigt auch die Unternehmensberatung Compass. "Generell sieht die IT sich selbst wesentlich besser, als die Business-Seite sie wahrnimmt", so Jörg Hild, Geschäftsführer der Compass Deutschland GmbH, Wiesbaden. Befragungen im Rahmen von Kundenprojekten hätten in der Regel - auf einer Skala von eins (schlecht) bis vier (sehr gut) - eine Diskrepanz um einen Punkt ergeben. Ins Auge springe vor allem der Unterschied in der Beurteilung der Innovationsfähigkeit: Während die IT sich hier für gut (3) halte, stufe das Business sie eindeutig als schlecht (1) ein.

Allerdings könne der Mangel an Innovationen nicht allein der IT zur Last gelegt werden, räumt Hild ein. Es sei keineswegs gang und gäbe, dass die IT Einfluss auf Veränderungen der Organisation nehmen könne: "Die Fachabteilungen wollen die IT gern strategischer sehen, aber sie sind nicht immer bereit, die Konsequenzen zu tragen."

Wenig Eigenantrieb bescheinigt auch das Schweizer Beratungsunternehmen Boydak Management Consulting der IT. Es wertete die Fragebögen von 1200 Online-Nutzern der COMPUTERWOCHE aus und stellte fest, dass drei von vier Teilnehmern die IT für rein reaktiv - im Gegensatz zu "konsequent proaktiv" - halten. Laut einer ergänzenden Studie, an der 60 Großunternehmen teilnahmen, hält denn auch jeder zweite C-Level-Manager die IT-Ausgaben teilweise für hinausgeworfenes Geld.

Was die IT-Leistung heben könnte

Dass es in der IT Verbesserungsbedarf gibt, sehen laut COMPUTERWOCHE-Studie allerdings nur 60 Prozent der Topmanager. 22 Prozent räumten ein, dass die IT personell unterbesetzt sei und mehr Leute auch eine bessere Qualität liefern könnten. 17 Prozent schlugen vor, den Erfolg der IT-Vorhaben auch im Nachhinein zu überprüfen, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.

Die IT-Abteilungen empfinden den Personalmangel noch gravierender. Fast die Hälfte der leitenden IT-Mitarbeiter (48 Prozent) macht ihn für Qualitätsdefizite verantwortlich. Den Vorschlag, die Projektergebnisse nachträglich zu hinterfragen, begrüßten zwei Fünftel dieser Gruppe. Ein knappes Viertel (24 Prozent) hingegen sieht das Problem offenbar ganz woanders: "Wir brauchen weniger Tekkies und mehr Leute mit Business-Know-how in der IT." Und beinahe ebenso viele forderten mehr Investitionsbereitschaft von der Unternehmensspitze: "Wenn mehr in neue Technik investiert würde, käme am Ende auch mehr dabei heraus."