Anwenderbericht Kraftfahrbundesamt, Flensburg:

Ist der Bildschirm tot, sieht der Bediener rot

03.04.1978

Im Kraftfahrbundesamt (KBA) sind Datensichtgeräte für den Dialogverkehr seit 1969 eingesetzt. Zur Zeit werden über 35 dieser Geräte (Siemens Typ 8150) täglich etwa 40 000 .Vorgänge bearbeitet. Dabei handelt es sich in der ganz überwiegenden Anzahl um die Bearbeitung von Auskunftsersuchen aus dem Verkehrszentralregister oder um Eingaben zur Pflege dieser Datei, in der alle in das Register eingetragenen Personen gespeichert sind.

In der Regel handelt es sich bei der Bearbeitung dieser Datenmengen um ein übersichtliches Dialogverfahren, daß etwa "Tragekettungen mit fortschreitender Selektion" bei Auskunftsdaten nicht vorsieht.

Knappe Masken

Die Erfahrung hat gezeigt, daß eine Vielzahl gleichartiger Vorgänge wie in diesem Fall von der Arbeit her gut bewältigt wird, wenn die Informationen auf dem Bildschirm knapp und eindeutig auf das Wesentliche beschränkt bleiben. Dafür reicht der Siemens-Bildschirm in seiner Kapazität von 1080 Zeichen aus.

Erforderlich ist zusätzlich eine Bedienerführung (realisiert durch eingeblendete Masken), die eher knapp als komfortabel gehalten werden kann.

Entscheidend für eine positive Bewertung des Verfahrens durch den Bearbeiter am Sichtgerät sind, auch das hat die Erfahrung gezeigt, kurze Antwortzeiten, die maximal zwei Sekunden betragen sollten.

Bei längerer Antwortzeit kommt es als Folge steigender Unruhe des Anfragenden durch Manipulation am Sichtgerät zu Fehlbearbeitungen und - wie bei häufigeren und bei längeren Ausfallzeiten - schließlich auch zu Spannungen zwischen dem Fach- und dem DV-Bereich. Die oft zitierten Ermüdungserscheinungen bei einer Arbeit am Datensichtgerät treten im Dialogverkehr beim KBR kaum auf, weil die Bearbeiter nach längstens etwa zwei Stunden Bildschirmtätigkeit wechseln.

Nur drehen, nicht kippen

Sorge bereitet die Gestaltung des Bildschirmarbeitsplatzes selbst, zumal wenn die Geräte wie beim KBR in Räumen installiert werden müssen, die dafür nicht von vorneherein vorgesehen sind.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei einmal das ungünstige Verhältnis der Bildschirmhelligkeit zur Leuchtdichte der Umgebung, zum anderen die Spiegelung in den Schirmen selbst. Beide Faktoren werden als störend empfunden, lassen sich aber bei der Aufstellung von Datensichtgeräten in Räumen mit großen Fensterflächen nicht völlig ausschalten, zumal die Siemens-Geräte 8150 zwar drehbar, aber im Neigungswinkel nicht verstellbar sind.

Verbesserungsfähig erscheint auch die Tastatur: Sie sollte möglichst flach oder in den Arbeitstisch eingelassen werden. Wenn zudem Tisch- und Stuhlhöhen verstellbar wären, ließe sich eine Disposition erreichen, die durch die Haltung bedingte Ermüdungserscheinungen weitgehend ausschließt. Es muß jedoch nochmals betont werden, daß die Ermüdungserscheinungen im Rahmen der Arbeiten im Dialogverkehr beim KBR kaum eine Rolle spielen, weil die Bearbeiter eine Meßtätigkeit ausüben, also nicht nur am Gerät sitzen.

Die Situation wird bei einer Dauertätigkeit am Bildschirm ganz anders zu beurteilen sein.

* Hubert Grzesiak ist DV-Referent beim Kraftfahrbundesamt, Flensburg