iPad und iPhone als Türöffner

Ist Apple fit für Unternehmen?

17.05.2010
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

"Wir empfehlen Apple nicht"

Kitagawas Resümee lautet deshalb: "Wir bei Gartner empfehlen Apple aus diesen Gründen nicht als Unternehmens-Arbeitsplatzsystem."

Das sieht man bei der Aozora-Bank in Japan seit Jahren anders. Dort wurden schon vor vier Jahren fast alle 2300 Windows-Computer gegen Macs ausgetauscht. Allerdings wurde hier eine Standardumgebung durch eine andere ersetzt - analog dem Axel-Springer-Verlags-Beispiel.

Auch gibt es sehr wohl Firmen, die klassische Business-Anwendungen auf Macs nutzten. Apple selbst und der Axel-Springer-Verlag setzen SAP auf Macs ein. Das Beratungs- und Dienstleistungshaus Comline AG nutzen die Softwarepalette von Fuchs EDV (Datenbanklösungen, ERP-Systeme, Einkaufs- und E-Commerce-Systeme) auf der Mac-Plattform.

Keine Ausreden mehr für IT-Verantwortliche

In den 80er Jahren gewann Microsoft den Kampf um die Hoheit auf dem Unternehmens-PC. Apple und IBM (OS/2) hatten gegenüber Windows das Nachsehen. Mit dem Beginn des Cloud-Computing-Zeitalters ändern sich nun wieder die Voraussetzungen und Spielregeln, sagt Carlo Velten, Senior Advisor der Experton Group, in diesem Meinungsbeitrag.

Das Betriebssystem verliert gegenüber dem Browser an strategischer Relevanz sowohl aus Anwender- wie aus Technologieperspektive. Bei der Nutzung Internet-basierender Anwendungen und Services (Software as a Service) auf Basis offener Standards und Protokolle spielen viele technische Fragen keine entscheidende Rolle mehr.

IT-Administratoren und -Entscheider können den Einsatz von Apple im Unternehmen nicht mehr mit dem Hinweis ablehnen, dass für die Apple-Plattform beziehungsweise das Apple-Betriebssystem keine Anwendungen und Treiber zur Verfügung ständen. Zudem lassen sich über Virtualisierungstechnologien auch auf Apple-Hardware eine Vielzahl an standardisierten IT-Services ausliefern und verwalten - ohne Rücksicht auf Spezifika des Mac-OS-Betriebssystems nehmen zu müssen.

Design und Benutzerfreundlichkeit als Chance

Zwar ist Apple derzeit noch nicht besonders auf die Anforderungen der Enterprise-IT vorbereitet. Allerdings stellt sich bei steigender Nutzung von Cloud-Services die Frage nach dem Wettbewerbsvorteil verschiedener Software- und Hardwareanbieter neu. Nimmt man zur Kenntnis, dass Produktivität und Kreativität der Anwender auch vom Design und der Usability ihrer "Arbeitsgeräte" abhängen, so ergeben sich für Apple durchaus Chancen in Unternehmen. Denn in diesen Kategorien sind die Geräte ihren Wettbewerbern meist weit überlegen. Bedenkt man, dass Apple in seinen Kernmärkten (Consumer-Hardware und digitale Musik) schon fast maximale Verbreitung erreicht hat, so erscheint esnicht abwegig, dass die Unternehmens-IT als eines der kommenden Wachstumsfelder identifiziert wird.

Investiert Apple in eine Strategie zur Gewinnung von Unternehmenskunden?

Experton geht davon aus, dass Apple in den kommenden drei bis fünf Jahren wesentliche Teile seines Investitionsbudgets in neue Aktivitäten in der Enterprise-IT investieren wird. Hier liegt die Verbreitung in der installierten Basis derzeit bei weniger als drei Prozent, obwohl viele Manager und IT-Entscheider privat schon auf iPhone und MacBook umgestiegen sind. Beim Einstieg in die Unternehmens-IT würde Apple von seinem Image und der positiven Nutzenerfahrung seitens der Anwender profitieren. Ob dies ausreicht, um in den kommenden drei bis fünf Jahren signifikante Marktanteile zu erobern, steht noch nicht fest.

Apple tut sich im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Partnern und dem Channel sehr schwer. Ein Führungswechsel bei Apple könnte die Unternehmens-IT-Welt vielleicht schneller ändern als die aktuellen Produktinnovationen iPad und Co.

Aber es gibt auch Zweifel an der Reife für den Unternehmenseinsatz wie beispielsweise Sicherheitsfragen, der gemeinsame Zugriff auf Dateien verschiedener Betriebssysteme oder das Client-Management (siehe Kasten "Was Anwender fürchten").

Bei einer Befragung von 322 IT-Administratoren durch die Enterprise Desktop Alliance, eine Vereinigung verschiedener Softwareentwicklungs-Firmen, im Februar 2010 gaben zwar zwei Drittel der Antwortenden an, die Zahl der in ihrem Unternehmen eingesetzten Macs werde wachsen. Drei Gründe würden diesen Trend befördern: die Produktivität, die durch die Mac-Rechner gesteigert werde, der unkomplizierte Support für die Systeme und die Begeisterung der Anwender für Apple-Systeme. Insbesondere die letzte Erklärung zeigt, dass iPods, iPhones und künftig das iPad wichtige Türöffner sein dürften für Apples Marsch in die Unternehmen.

Axel Oppermann, Senior Advisor der Experton Group: "Ist Apple fit fürs Unternehmen? Die Antwort lautet Nein! Sind die Unternehmen fit beziehungsweise bereit für Apple? Die Antwort ist ein klares Ja."
Axel Oppermann, Senior Advisor der Experton Group: "Ist Apple fit fürs Unternehmen? Die Antwort lautet Nein! Sind die Unternehmen fit beziehungsweise bereit für Apple? Die Antwort ist ein klares Ja."

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, denn Apple fehlt es noch an den Strukturen, um bei Unternehmen zu punkten. Axel Oppermann, ebenfalls Analyst bei der Experton Group, bringt es auf den Punkt: "Apple zeigt weiterhin wenig Ambitionen, sich im Business-Bereich dem Best-Practice-Beispiel etwa von Microsoft hinsichtlich Service-, Händler- und Vertriebsstrukturen anzunähern."

Der Senior Advisor von Experton fasst seine Meinung wie folgt zusammen: "Ist Apple fit fürs Unternehmen? Die Antwort lautet Nein! Sind die Unternehmen fit beziehungsweise bereit für Apple? Die Antwort ist ein klares Ja."