Europäer und Asiaten zunehmend interessiert

Israel hofft auf seine Hightech-Industrie

21.09.2001
MÜNCHEN (CW) - Angesichts der politischen Spannungen im Nahen Osten sowie dem wirtschaftlichen Abschwung in den USA hat sich die Situation der israelischen Ökonomie in der ersten Hälfte dieses Jahres dramatisch verschlechtert. Dennoch verzeichnet das Land einen Gründerboom im Hightech-Sektor, der auch zunehmend europäische und asiatische Investoren anzieht.

Der Beratungsgesellschaft McKinsey zufolge hat sich Israel in den vergangenen 15 Jahren zu einer der größten Hightech-Regionen der Welt entwickelt. Mittlerweile seien an der US-Börse Nasdaq annähernd so viele israelische Firmen wie europäische notiert. Treiber dieses Fortschritts waren insbesondere staatliche Initiativen sowie die Verknüpfung von militärischer und ziviler Forschung in verschiedenen IT-Sektoren.

Zu Beginn der 90er Jahre hatte die israelische Regierung Mittel bereitgestellt, um die Gründung von Startups zu forcieren. Unter anderem sollte damit die Integration rund einer Million russischer Immigranten unterstützt werden. Hinzu kam, dass Forschungen im militärischen Sektor vermehrt im zivilen Bereich genutzt wurden, was eine Reihe von Firmengründungen nach sich zog. So geschehen bei einer der führenden Softwarefirmen für Sicherheitssoftware, Checkpoint Software Technologies. Die mittlerweile an der Nasdaq notierte Company hat sich auf die Entwicklung von Firewalls spezialisiert.

Doch, auch wenn sich israelische Firmen mit ihren Leistungen nicht verstecken müssen, aus eigener Kraft hätten sie das Wachstum der vergangenen Jahre nicht stemmen können. Angesichts der derzeit schlechten Lage - das Bruttoinlandsprodukt sank in der ersten Hälfte 2001 um 0,6 Prozent, die Exporte gingen um 38 Prozent zurück - betonte der frühere israelische Handelsminister Haim Tzadok erst kürzlich wieder die Bedeutung von Partnerschaften mit ausländischen Geldgebern. Israels Kapital liege vor allem in seinem hohen Forschungsstandard, betonte der Chefwissenschaftler der Behörde Carmel Vernia.

Dieses Potenzial hatte zunächst vor allem US-amerikanische Investoren und Venture Capitalisten in die Nahostregion gelockt. Doch auch asiatische und europäische Fimen richten ihr Augenmerk zunehmend auf die Hoffnungsträger der israelischen Industrie. Firmen wie SAP, Infineon, die Deutsche Telekom oder Nokia haben ihr Engagement in der Region deutlich verstärkt. Allein im vergangenen Jahr flossen 3,2 Milliarden Dollar in den Aufbau israelischer Hightech-Startups. Das sechs Millionen Einwohner starke Land zählt derzeit rund 3000 solcher Firmen. Infineon etwa kaufte im vergangenen Jahr Savan Communications, einen Hersteller von Spezialchips zur Breitband-Übertragung für 127 Millionen Euro. Auch SAP hat seine Zelte in der Region aufgeschlagen. Die Walldorfer erwarben für 400 Millionen Dollar die Firma Toptier Software, einen Spezialisten für Portalsoftware.

Abb: Investitionen

Konzentration auf die Hoffnungsträger: Innerhalb von fünf Jahren stieg der Anteil der Investitionen in die IT-Branche von einem Fünftel auf mehr als die Hälfte der Gesamtausgaben an. Quelle: IAEI