Anbieter optischer Speicher erwarten Entscheidung:

ISO prüft vorgeschlagene CD-ROM-Norm

06.11.1987

ROM (CWN) - Eine der letzten Hürden zur breiten Akzeptanz von CD-ROM-Anwendungen soll Ende November überwunden werden: Für diesen Zeitraum wird erwartet, daß die International Standards Organization (ISO) Standards für die logische Dateistruktur der CD-Disketten definiert. Diese Nachricht wurde während der European CD-ROM Conference in Rom publik gemacht.

Anfang Oktober hatte eine Arbeitsgruppe des Genfer Standardisierungsgremiums eine geänderte Version des "High-Sierra-Standards" ratifiziert, der von mehreren Herstellern im Mai 1986 vorgeschlagen worden war, erklärte ein Mitglied der ISO-Arbeitsgruppe. Allein die Bundesrepublik stimmte gegen den Vorschlag, der bereits in ähnlicher Form von der European Computer Manufacturer's Association im Dezember letzten Jahres und vom National Institute of Standards Anfang dieses Jahres angenommen worden war.

Die Norm mit der Bezeichnung DIS9660 beschreibt das Dateiformat, das den Zugriff auf die Daten ermöglicht beziehungsweise die Anordnung der Verzeichnisse und Dateien auf der Diskette festlegt. Ein solcher Standard macht den Software-Entwicklern und Verlegern einen größerer Markt für ihre Produkte zugänglich.

Während andere Vertreter der Industrie die Ankündigung positiv aufnahmen, äußerte Nicholas Negroponti, Direktor des Media Laboratory am Massachusetts Institute of Technology, in einem Interview, daß Standards keine große Bedeutung hätten. Wenn die Hälfte der Arbeit, die bisher in die Erarbeitung von Standards investiert wurde, für die Entwicklung von Anwendungen verwendet worden wäre, gäbe es jetzt wesentlich interessantere Applikations-Software, sagte Negroponti. Er begründete diese Meinung damit, daß die meisten Hard- und Softwareprodukte in der Zwischenzeit gut mit verschiedenen Diskettenformaten zurechtkämen.

Dem widersprachen andere Teilnehmer mit Argumenten wie "Standards schaffen Vertrauen", und "die DV-Industrie möchte Disketten herstellen, die sowohl in Rechnern von IBM, Apple und DEC als auch in anderen verwendet werden können".