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ISB AG Karlsruhe: Vom Universitäts-Spin-off zum Mittelständler

28.02.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Solides Wachstum und eine realistische Zielsetzung haben sich für das ehemalige Startup gelohnt. Wer bei dem mittelständischen Unternehmen anheuern möchte, sollte diese Tugenden ebenfalls mögen.

"Jeder muss im Prinzip alles können", so könnte das Anforderungsprofil an künftige Mitarbeiter lauten. Lothar Becker, Diplominformatiker und Mitglied der Geschäftsleitung der ISB AG, möchte gegen den Trend am IT-Arbeitsmarkt in diesem Jahr noch 25 bis 30 neue Kollegen einstellen. Um ausreichend geeignete Interessenten muss er sich zurzeit keine Sorgen machen. "Es fragen schon mal Bewerber nach einem Job, die vor einem oder zwei Jahren noch nicht darüber nachgedacht hätten.“ Von der allgemeinen Branchenkrise blieb das mittelständische Unternehmen verschont.

1993 startete das "Institut für Software-Entwicklung und EDV-Beratung“, kurz ISB AG, aus dem Umfeld der Technischen Universität Karlsruhe. Die ISB AG entwickelt auf Kundenwünsche zugeschnittene Software, vor allem für die Branchen öffentliche Verwaltung, Automotive, Pharma und Elektrotechnik. In letzter Zeit wird das Beratungsgeschäft innerhalb der ISB immer wichtiger. "Wir wachsen jedes Jahr um 25 Prozent und beschäftigen 110 Mitarbeiter", erzählt Becker stolz. In Stuttgart und Mainz gibt es bereits Niederlassungen, eine weitere planen die badischen Mittelständler noch.

Becker spürt an den vielen eingehenden Bewerbungen die schwierige Marktlage. Allerdings weiß er auch, dass "gute Leute immer eine Alternative haben", und versucht deshalb, den neuen Mitarbeitern einiges zu bieten. Das Unternehmen verfügt aufgrund ihrer Rechtsform als Aktiengesellschaft über ein varibles Vergütungsmodell. Je nach Position schwankt der Prämienanteil. Vergangenes Jahr erwirtschaftete das Unternehmen mit knapp 100 Mitarbeitern einen Umsatz von zehn Millionen Euro, die Rendite lag bei 15 Prozent.

Firmensitz in Karlsruhe                     Quelle: ISB
Firmensitz in Karlsruhe                     Quelle: ISB

Wer bei ISB einsteigen möchte, sollte sowohl technisches Wissen als auch ausgeprägte Soft Skills mitbringen. In Karlsruhe sind Fach- und Hochschulabsolventen ebenso willkommen wie erfahrene Mitarbeiter. "Wir stellen gern Informatiker und Wirtschaftsingenieure ein", erläutert der Personalchef die Einstiegsmöglichkeiten. Aber auch Quereinsteiger mit Berufserfahrung haben eine Chance. Eine Promotion bringt dagegen wenig, denn das Einstiegsgehalt entspricht dem eines Hochschulabsolventen.

Dass Bewerber die Fähigkeit zum Smalltalk ebenso mitbringen sollten wie fachlichen Skills, versteht sich für einen angehenden Berater von selbst. "Und der Bewerber sollte menschlich zu uns passen", ergänzt Becker. Das hört sich plausibel an. Nur: Wer passt zu den Leuten von ISB? Bescheiden sollten die neuen Mitarbeiter beispielsweise sein. Wer gleich einen Firmenwagen und ein eigenes Handy erwartet, wird in Karlsruhe wohl nicht glücklich. "Wir stellen alle Arbeitsmittel zur Verfügung, die für den jeweiligen Job nötig sind. "Auch Designermöbel oder „Originale an den Wänden“ suchen Besucher vergeblich.

Oliver Reiniger wusste, worauf er sich einlässt. Der 31-Jährige jobbte schon als Werkstudent während seines Informatikstudiums an der TH Karlsruhe vier Jahre lang bei ISB. Mit dem Diplom in der Tasche zog es ihn aber zunächst zu einem anderen mittelständischen IT-Unternehmen. "Mir wurde dort viel versprochen“, sagt er heute ein wenig enttäuscht. Auch sonst lief es im ersten Job nach dem Studium nicht besonders. Als die drohende Insolvenz immer wahrscheinlicher wurde, schaffte der Diplominformatiker den Absprung noch rechtzeitig.

Reiniger besann sich auf seine Studientage und bewarb sich bei der ISB AG. Seit Januar arbeitet er dort als Projekt-Manager. "Hier habe ich eine langfristige Perspektive und sehe echte Karrierechancen für mich“, erklärt er. "Außerdem weiß ich die Flexibilität zu schätzen und kann Familie und Beruf in Einklang bringen." Für den Nachwuchs der Mitarbeiter gibt es eine eigene Krabbelgruppe. Die Halbtagsbetreuung ist ein echter Pluspunkt - für den Arbeitgeber wie für die Mitarbeiter. Schließlich liegt das Durchschnittsalter der Angestellten bei Mitte 30.

Tatjana Kalinin
Tatjana Kalinin

Tatjana Kalinin gehört seit knapp einem Jahr zum Team, arbeitet parallel an zwei Beratungs- und einem Entwicklungsprojekt mit. "Das Aufgabenfeld ist vielseitig und interessant, und ich kann viel lernen“, erzählt die 26-Jährige, die direkt nach ihrem Informatikstudium an der Fachhochschule in Furtwangen einstieg. "Ich möchte Karriere im Projekt-Geschäft machen und habe ein gesundes Unternehmen gesucht, bei dem ich auch die Chance dazu habe", erklärt Kalinin ihre Entscheidung, nach Karlsruhe zu gehen. Mit der Koordination zwischen den unterschiedlichen Projekten kommt sie gut klar, Überstunden sind zwar üblich, können allerdings in ruhigeren Zeiten wieder abgebaut werden.