Engagament in Teledesic reduziert

Iridium bremst Motorolas Teledesic-Pläne

04.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Unter dem Eindruck des Iridium-Debakels zieht Motorola das Gros seiner Ressourcen aus dem Satelliten-Projekt Teledesic ab. Der Multimedia-Dienst, an dem der Elektronikkonzern zu 26 Prozent beteiligt ist, wird dadurch mit einem Jahr Verspätung erst 2003 an den Start gehen. Derweil versucht Iridium dem freien Fall in den Bankrott mit einer Restrukturierung entgegenzuwirken.

Teledesic, das von Bill Gates und Craig McCaw initiierten neun Milliarden Dollar teure Satelliten-Projekt, wird künftig weitgehend ohne Motorola-Hilfe auskommen müssen. Der in Schaumburg, Illinois, ansässige Konzern hat das Gros seiner rund 600 an dem Multimedia-Dienst arbeitenden Ingenieure abgezogen, um sie "anderen Schwerpunkten der Telekommunikation zuzuordenen", so die Motorola-Sprachregelung.

Erst im Mai letzten Jahres war Motorola bei Teledesic eingestiegen, das mit 288 Satelliten die Datenübertragung im Mbit/s-Bereich erlauben soll. Damals ließ Motorola auch die Pläne fallen, mit Celestri einen eigenen High-Speed-Satelliten-Dienst aufzubauen. Motorolas Abkehr von Teledesic bedeutet nicht das Aus für den Satellitendienst, er wird jedoch mit einem Jahr Verspätung starten.

Motorolas reduziertes Engagement läßt sich auch als Investitionsschutz auslegen, denn mit dem Start von Teledesic entsteht ein neuer Konkurrenzdienst zu Iridium. Dieses erste Satellitennetz der Welt für Handies macht derzeit mit wenig Kunden sehr viel Schulden, für die hauptsächlich Motorola geradestehen muß. Die Macher des Services arbeiten zur Zeit an einer Umschichtung der Schulden, um den Bankrott abzuwenden. Eine Ende Mai ausgelaufene Galgenfrist der Gläubiger wurde vorsorglich verlängert. Experten vermuten, Iridium habe erneut das für diesen Zeitpunkt angepeilte Ziel von 27000 Kunden verfehlt und die fälligen 800 Millionen Dollar Schulden nicht bedienen können.