Mit systematischer DV-Planung zu höherer Anlagenverfügbarkeit, Teil 1:

IPS-Systeme optimieren Instandhaltung

18.11.1988

Dip.-Kfm. Thomas Naß und Dipl.-Ing. Andreas Syska sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Rationalisierung e. V. (FIR) an der RWTH Aachen.

Gestiegener Automatisierungsgrad und zunehmende technische und organisatorische Verkettung von Maschinen und Anlagen stellen immer höhere Anforderungen an die Verfügbarkeit der Produktionsmittel - und damit auch an die Planung und Steuerung der Instandhaltung. Ein wirksames Hilfsmittel zur Bewältigung der gestiegenen Anforderungen stellen Instandhaltungsplanungs- und

-steuerungssysteme (IPS-Systeme) dar.

Umfragen zeigen, daß viele Unternehmen künftig den Einsatz von DV-Systemen für die Instandhaltung beabsichtigen. Der Softwaremarkt hat bereits auf diesen Trend reagiert. Innerhalb weniger Jahre stieg das Angebot auf rund 50 Systeme.

Eine wichtige Rolle beim DV-Einsatz in der Instandhaltung kommt den vorbeugenden Strategien zu. Nur so kann die Instandhaltung Fehler rechtzeitig erkennen und Ausfällen vorbeugen. Der Einsatz vorbeugender Instandhaltungs-Strategien bedingt jedoch auch eine Reihe von organisatorischen Voraussetzungen. Mit Hilfe von IPS-Systemen lassen sich Funktionen wie Arbeitsplanerstellung, Termin- und Kapazitätsplanung sowie Schwachstellenanalyse wirkungsvoll unterstützen. Dabei werden folgende Ziele angestrebt:

- Erhöhung der Anlagen- und Materialverfügbarkeit,

- Einführung oder Intensivierung von Inspektion und geplanter Instandsetzung,

- Erhöhung der produktiven Zeitanteile für die Instandhaltung,

- Reduzierung der Materiallagerbestände,

- Anschaffung störungsärmerer beziehungsweise instandhaltungsfreundlicherer Anlagen und Maschinen.

Fünf Arbeitsschritte zur systematischen Vorbereitung

Diese Ziele lassen sich nur realisieren, wenn die organisatorischen Voraussetzungen für einen DV-Einsatz rechtzeitig geschaffen werden und das "richtige" DV-System ausgewählt wird. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise im Sinne von DV und Organisation, aber auch eine DV-technische und organisatorische Integration der Instandhaltung in das Gesamtunternehmen ist neben einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für den erfolgreichen DV-Einsatz unabdingbar.

Das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen entwickelte deshalb eine Vorgehensweise zur systematischen Vorbereitung des DV-Einsatzes in der Instandhaltung. Sie wurde mittlerweile in zahlreichen Unternehmen erfolgreich angewandt und gliedert sich in fünf Arbeitsschritte:

1. Vorbereiten des Projektes

2. Erfassung und Analyse des Ist-Zustandes

3. Entwicklung eines Organisationskonzeptes und Erstellung des Pflichtenheftes

4. Systemauswahl

5. Systemeinführung

Dieser Beitrag beschäftigt sich im wesentlichen mit der systematischen Entwicklung des Organisationskonzeptes (Arbeitsschritt 3) und der Systemauswahl (Arbeitsschritt 4).

Einheitliche Organisation ist für IPS-Einsatz nötig

Obwohl die verschiedenen Instandhaltungs-Bereiche im Unternehmen unterschiedlichen Anforderungen genügen müssen, ist eine einheitliche Organisation Bedingung für den Einsatz eines gemeinschaftlichen IPS-Systems. Beispielsweise müssen Funktionsabläufe, Verschlüsselungen, Formulare und Vorschriften nach einheitlichen Regeln erstellt werden. Diese organisatorische Einheit ist vielfach aufgrund historisch gewachsener Strukturen nicht gegeben. Das Organisationskonzept muß deshalb die zukünftige einheitliche und in das Gesamtunternehmen integrierte Instandhaltungs-Organisation beinhalten und die Schnittstellen zu anderen DV-Anwendungen im Unternehmen aufzeigen.

Der Auftrag ist ein Instrument zur eindeutigen inhaltlichen Erfassung einer Instandhaltungs-Maßnahme. Er dient der Zuordnung aller im Zusammenhang mit der Maßnahme stehenden ausgeführten Arbeiten, Materialentnahmen und letztlich auch der Abrechnung der angefallenen Kosten. Im folgenden gehen wir davon aus, daß ein schriftliches Auftragswesen vorliegt und dieses mit Hilfe eines IPS-Systems unterstützt wird. Letzteres stellt dabei das Hilfsmittel dar, mit dem diese Aufträge erstellt und verwaltet werden. Dabei ist die Konzipierung der Ablauforganisation unabhängig davon, ob später ein PC-System oder ein DV-System auf einer anderen Hardware-Konfiguration eingesetzt werden soll. Zur Analyse der Aufträge liegt es nahe, gleiche und ähnliche Aufträge anhand charakteristischer Merkmale zu Auftragstypen zusammenzufassen. Als Ausgangspunkt dafür kann im Hinblick auf eine zeitliche und technische Planungsfähigkeit die unterschiedliche Auflösung von Aktivitäten zur Instandhaltung dienen.

Für Intervall-abhängige und somit periodisch vorbeugende Aufträge der Instandhaltung ist der Zeitpunkt vorgegeben, an dem sie durchgeführt werden sollen. Demnach ist für solche Aufträge eine technische Planung und Vorbereitung unabhängig vom zeitlichen Umfang des Auftrages wegen der Häufigkeit der Wiederholung sinnvoll. Anders sieht dieses jedoch für zustandsabhängig vorbeugende oder störungs- beziehungsweise ausfallbedingt ausgelöste und nur einmalig durchzuführende Aufträge aus. Bei erwarteter zeitlicher Komplexität dieser Aufträge ist eine technische Planung und Vorbereitung zumindest begleitend möglich.

80 Prozent der Stunden lassen sich vorausplanen

Die unterschiedliche Art der Auslösung von Aufträgen und die Verschiedenartigkeit von Planungsfähigkeit und -würdigkeit führen dazu, daß je nach Auftragstyp unterschiedliche organisatorische Abwicklungen zweckmäßig sind.

Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, daß sich etwa 80 Prozent aller Handwerkerstunden in der Instandhaltung planen lassen. Diese Zahl überrascht und zeigt gleichzeitig das erhebliche Potential im Instandhaltungs-Bereich auf, das mit DV-Systemen zur Planung und Steuerung bei entsprechender organisatorischer Gestaltung erschlossen werden kann.

Zur Gestaltung der Auftragsabwicklung ist es zweckmäßig, sachlich zusammenhängende Tätigkeiten innerhalb der Abwicklung zu einzelnen Vorgängen zusammenzufassen. Auf diese Art kann die Abwicklung eines Auftragstyps grob dargestellt und für jeden einzelnen Vorgang ein detaillierter Ablauf entwickelt werden. Dieses ist für die spätere Festlegung der DV-Unterstützung und der sich daraus ergebenden Anforderungen an das IPS-System sehr wichtig.

Die dargestellte Ablauforganisation basiert auf der Erfahrung aus verschiedenen Projekten und muß in jedem Anwendungsfall an die speziellen Gegebenheiten angepaßt werden. Dennoch weist sie einen hohen Grad an Allgemeingültigkeit auf.

In Zusammenarbeit mit den beteiligten Bereichen der Instandhaltung werden im nächsten Schritt auf Basis der groben Auftragsabwicklung detaillierte Funktionsabläufe für die einzelnen Vorgänge entwickelt, die sich dann aufgrund ihrer modularen Struktur zu einem Gesamtablauf zusammenfassen lassen. Er enthält für jeden Auftragstyp Richtlinien zur organisatorischen Abwicklung. Für den zukünftigen DV-Einsatz ist in diesem Funktionsablauf auch festzuhalten, welche Abfragen und Tätigkeiten DV-unterstützt beziehungsweise DV-automatisch von welchem Funktionsträger durchgeführt werden sollen. Damit bildet der Gesamtablauf die Grundlage für die Anforderungen bezüglich der Instandhaltungsfunktionen zur Auftragsabwicklung im Pflichtenheft.

Nachfolgend werden beispielhaft einige dieser Vorgänge kurz dargestellt, erläutert und typische Schwachstellen aufgezeigt, die im Rahmen von verschiedenen Projekten immer wieder aufgetaucht sind.

In der Regel existieren in jedem Unternehmen im Ist-Zustand verschiedene Kanäle für die Auslösung von Aufträgen an die ausführenden Bereiche der Instandhaltung ohne eine aufeinander abgestimmte Prioritätenvorgabe. Dadurch entstehen häufig Zielkonflikte für die betreffenden Betriebe, weil in den meisten Fällen eine Trennung von Auslösung und Veranlassung von Aufträgen nicht erfolgt. Im Sinne einer kapazitätsorientierten Auftrags-freigabe sollte jedoch im Soll-Zustand nur noch ein Kanal von Anforderungen an die ausführenden Bereiche über ein gegebenenfalls noch zu schaffendes Auftragszentrum für die Instandhaltung existieren.

Alle Anforderungen werden an das Auftragszentrum gemeldet, das sie nach Einplanung mit Hilfe des IPS-Systems an die ausführenden Bereiche weitergibt. Auch die Inspekteure melden ihre Beobachtungen und Meldungen aus der Produktion während der Inspektionsrundgänge dorthin, wo diese Anforderungen dann in konkrete Aufträge umgesetzt werden. Gegebenenfalls löst das Auftragszentrum aufgrund unklarer Anforderungen im Rahmen der Vorbereitung bei den Inspekteuren oder zuständigen Meistern zunächst die technische Klärung der Anforderungen aus.

Wiederkehrende Arbeiten werden automatisch Aufträge

Eine Ausnahme von dieser zentralen Anforderung sollten nur sehr dringende Störfälle (etwa Produktionsausfall) darstellen, bei denen eine Direktveranlassung bei den ausführenden Bereichen möglich sein muß. Auch diese Fälle sollten jedoch nachträglich an das Auftragszentrum gemeldet werden. Dieses gibt dann alle Anforderungen in das IPS-System ein und erstellt die Aufträge. Periodisch wiederkehrende Arbeiten (Wartung, Inspektion) sollten allerdings automatisch vom IPS-System in Aufträge umgesetzt werden.

Eine technische beziehungsweise inhaltliche Vorbereitung oder Planung durch eine Planungsabteilung gibt es häufig nur für Investitionen oder Großreparaturen. Die Planung und Steuerung der Tätigkeiten in den ausführenden Bereichen sowie die Koordination der internen Termine (zum Beispiel zwischen Schlossern und Elektrikern) obliegt in der Regeln den Meistern oder Vorarbeitern der einzelnen Instandhaltungseinheiten.

Die verplante Zeit wird transparent

Die terminliche Planung möglichst aller Arbeiten sollte zentral über das Auftragszentrum mit Hilfe des IPS-Systems einschließlich einer Zeitschätzung durchgeführt werden, um die Kapazität planen zu können. Damit lassen sich der Produktion verläßlichere Termine nennen. Im Sinne einer konsequenten Durchführung geplanter Instandhaltung sollten mit Ausnahme von Inspektionen und Wartungen so wenig Tätigkeiten zur Instandhaltung wie möglich periodisch durchgeführt werden.

In Abhängigkeit vom Anlagenzustand sind, in enger Zusammenarbeit mit der Produktion, Termine für die erforderlichen Anlagenstillstände durch das Auftragszentrum zu planen.

Alle Aufträge, die im voraus bekannt sind (Inspektionen, Wartungen, Großreparaturen), können mit Hilfe des IPS-Systems auf die entsprechenden Kapazitäten im Wochenprogramm abgestimmt werden. Damit wird die bereits verplante Zeit je Instandhaltungssektor transparent. Gleichzeitig ergibt sich ein Überblick, wieviele Restkapazitäten je Bereich für die Beseitigung von Störungen zur Verfügung stehen. Mit dieser Übersicht kann jederzeit die Auswirkung einer Terminverschiebung auf die Kapazitätsauslastung geprüft werden.

Alle durchgeführten und zurückgemeldeten Aufträge sollten einschließlich der aufgewendeten Stunden, der benötigten Materialien, der durchgeführten Tätigkeiten etc. im IPS-System erfaßt werden. Aktuelle Auswertungen können bei Bedarf jederzeit mit Hilfe des IPS-Systems erledigt werden (beispielsweise Kennzahlenbildung oder Schwachstellenanalyse).

Die Einrichtung eines Auftragszentrums stellt das zentrale Element der aufgezeigten Auftragsabwicklung dar. Hier sollen alle für die Planung und Steuerung der Instandhaltung erforderlichen Daten zusammenlaufen. Es unterstützt die ausführenden Bereiche mit geplanten Vorgaben und wird über die Rückmeldungen aus den ausführenden Bereichen ständig mit relevanten Informationen für weitere Maßnahmen gefüttert. Seine Aufgaben sind im wesentlichen auf die organisatorische Unterstützung der ausführenden Bereiche ausgerichtet. Die fachliche Verantwortung der Meister bleibt hiervon unberührt. Das Auftragszentrum ist somit die zentrale Informationsdrehscheibe innerhalb der Instandhaltung.

Vom regierenden zum agierenden Betrieb

Der notwendige Wandel vom rein reagierenden Reparaturbetrieb hin zur agierenden Instandhaltung setzt neben den hierfür notwendigen Änderungen der Aufbau- und Ablauforganisation eine Verbesserung der Transparenz des Instandhaltungs-Geschehens voraus. Heutige IPS-Systeme bieten hierzu Auswert- und Analysemodule an, die als Hilfsmittel eines wirkungsvollen Controllings der Instandhaltung die Transparenz noch steigern. Sie helfen, Vermutungen über Kosten, Zeiten und Materialverbrauch durch Fakten zu ersetzen.

Bezüglich des DV-Einsatzes in der Instandhaltung bestehen allerdings bis heute noch erhebliche Defizite. Die für das Controlling notwendigen Voraussetzungen fehlen oft völlig. So mangelt es den meisten Betrieben an einem instandhaltungsgerechten Anlagenwesen. Ein Konzept hierfür soll nachfolgend vorgestellt werden.

Es darf nur eine Objektnummer geben

Aufträge die der Instandhaltung dienen müssen auf Anlagen bezogen werden. Dazu ist es notwendig, die vorhandenen technischen Anlagen zu erfassen und zu gliedern. Nur so ist es möglich, im Rahmen des Controllings einzelne Objekte gezielt zu überwachen. Eine spezielle Verschlüsselung der Objekte ist Voraussetzung für die Anlage von Stammsätzen und die Abbildung einzelner Instandhaltungsobjekte in einem IPS-System. Somit können gezielt Auftragsdaten zugeordnet und abgefragt werden. Dies ist unter anderem notwendig für

- die Abwicklung von Instandhaltungs-Aufträgen,

- die Zuordnung von Leistungen wie Handwerkerstunden oder Materialkosten zu einzelnen Objekten, die für Instandhaltung aufgewendet wären,

- systematische Schadens- und Schwachstellenanalysen (Kostenstellen-übergreifend),

- die Erstellung von Objekthistorien (auch bei Objektwechsel in eine andere Kostenstelle).

Aus den ausgeführten Voraussetzungen sind die Anforderungen an ein instandhaltungsgerechtes Anlagenwesen zu ermitteln. So muß jedes Instandhaltungs-Objekt durch eine unabhängig von Einbau- oder Ausstellort unveränderliche Objektnummer unverwechselbar ansprechbar sein (Identifikation). Es darf nur eine Objektnummer haben, die nur für ein einziges Objekt vergeben wird (Eindeutigkeit). Die Anlagengliederung muß darüber hinaus eine Unterteilung der Objekte (beispielsweise in Baugruppen und Bauteile) sowie einen Rückschluß auf die Einordnung des Objekts im gesamten Anlagen- oder Maschinenverbund zulassen (Strukturierung). Schließlich muß die Anlagengliederung einzelne Objekte gemäß ihrer technischen Merkmale in Klassen einteilen können (Klassifizierung).

Individuelle Lösungen dürfen nicht vorkommen

Der Anlagenschlüssel hat im gesamten Unternehmen einheitlich zu sein; individuelle Lösungen einzelner Instandhaltungs-Bereiche dürfen nicht vorkommen. Die Stellenzahl des Anlagenschlüssels muß auf ein Minimum reduziert sein, damit die Handhabbarkeit für die tägliche Arbeit gewährleistet ist. Außerdem ist sicherzustellen, daß bei betrieblicher Reorganisation beziehungsweise bei Anlagenerweiterung die Gliederung und Verschlüsselung nicht zerstört und die Kontinuität der Daten nicht unterbrochen wird.

Die üblichen Anlagengliederungen und -verschlüsselungen erfüllen diese Anforderungen meist nicht. Sie sind im allgemeinen historisch gewachsen und orientieren sich fast ausschließlich an Kostenstellenschlüsseln. Diese sind aber für Instandhaltungszwecke aus verschiedenen Gründen ungeeignet. Zum einen ist die Kostenstellenebene viel zu grob, oder Kostenstellen oftmals zu heterogen, um eine gezielte Zuordnung von Leistungen zur Instandhaltung vorzunehmen, zum anderen ist bei einer Restrukturierung von Kostenstellen oder der Umsetzung von Anlagenteilen über Kostenstellengrenzen hinweg eine Entwicklung von Historiedaten nicht möglich. Das Nummernschema mit seinen Elementen ist Ergebnis der Anlagengliederung und damit Grundlage für den Aufbau eines Stammsatzes des Instandhaltungsobjektes im Rahmen der Vorbereitung des DV-Einsatzes.

Eine Klassifizierung der Anlagen nach technischen Merkmalen ist ebenfalls bei den wenigsten Unternehmen vorhanden. Wenn sie überhaupt vorgenommen wird, dann meist mit Hilfe von Schemata, wie sie Materialwirtschaftssystemen zugrundeliegen. Mit diesen läßt sich im allgemeinen jedoch die Einordnung der Instandhaltungsobjekte in den Anlagenverbund nicht beschreiben.

Teilweise bedient sich die Instandhaltung auch der Anlagengliederung wie sie von der Anlagenbuchhaltung entwickelt wurde und sich in entsprechenden Buchhaltungssystemen niederschlägt. Sie beschreibt die Anlagen zwar hinsichtlich ihrer Struktur, dies jedoch ausschließlich zu Zwecken der Abschreibung. Die in der Anlagenbuchhaltung für kaufmännische Belange definierte "wirtschaftlich nutzbare Einheit" ist für die Instandhaltung, die das "eigenständig instandzuhaltende Objekt" betrachtet, im allgemeinen grob und deshalb ungeeignet.

Zur Identifizierung des Instandhaltungsobjektes dient hierbei die Nummer, die vom IPS-System fortlaufend vergeben werden sollte. Sie darf keine zusätzlichen Angaben enthalten. Die erfolgt durch die anderen Elemente des Nummernschemas, wie etwa der Klassennummern, die direkt an der Objektnummer hängt. Mit ihrer Hilfe können kostenstellenübergreifend Objekte gleicher technischer Spezifikation verfolgt werden. Mit Hilfe einer mehrstufigen Strukturnummer sind Objekte bezüglich ihrer "geografischen Lage" in einem Unternehmen bestimmbar.

Darüber hinaus sollte ein Nummernschema auch die Kostenstellennummer enthalten. Diese darf aber nur der Strukturnummer nachgeordnet sein. Es ist sinnvoll, eine oder mehrere Zeichnungsnummern dem Instandhaltungsobjekt zuzuordnen, um dadurch einen schnelleren Zugriff auf die zur Abwicklung eines Auftrags notwendigen Unterlagen zu ermöglichen. Die tägliche Arbeit mit dem IPS-System wird erleichtert, wenn über die übliche Bezeichnung oder einen entsprechenden Mathcode ein Objekt im IPS-System angesprochen werden kann. Aus diesem Grunde sollte ein solches Datenfeld der Objektnummer zugeordnet sein.

Das Organisationskonzept muß berücksichtigen, daß nahezu alle Instandhaltungs-Tätigkeiten Berührungspunkte zu anderen Unternehmensbereichen aufweisen. So müssen beispielsweise über den Einkauf Ersatzteile beschafft, hierzu Rechnungen bezahlt und aktivierungspflichtige Leistungen in der Anlagenbuchhaltung erfaßt werden.

Gleichzeitig erhält die Instandhaltung möglicherweise aus anderen in der Produktion eingesetzten DV-Systemen (PPS, CAM) Daten über Anlagenzustände oder Maschinenbelegungen. Für Entlohnungszwecke bestehen Verbindungen zur Personalwirtschaft, und nicht zuletzt sollen alle im Rahmen eines Auftrages angefallenen Kosten verursachungsgerecht auf entsprechende Budgets weiterverrechnet werden. Zunächst ist also zu klären, welche Unternehmensbereiche und welche DV-Anwendungen außerhalb der Instandhaltung überhaupt mit den Daten innerhalb des zukünftigen IPS-Systems, sei es als Lieferant von Eingangsdaten oder als Empfänger von Ausgangsdaten, konfrontiert sind.

Auf der kaufmännischen Seite gibt es in vielen Unternehmensbereichen bereits seit langem eine DV-Unterstützung (Finanzbuchhaltung, Kostenrechnung, Lohn- und Gehaltsabrechnung, Einkauf). Die Gründe für diese Entwicklung sind darin zu sehen, daß hier zum einen große Mengen von Daten in weitgehend standardisierter Form anfallen und zum anderen die vergleichsweise einfache algorithmische Verknüpfung diese Massendaten den damaligen Programmier- und DV-Möglichkeiten entgegen kam. In der Regel sind diese DV-Anwendungen nicht derart zeitkritisch, daß sie online im Dialog mit dem Anwender durchzuführen sind. Damit gestaltet sich auch das Schnittstellenproblem zu anderen Anwendungen vergleichsweise unproblematisch.

Diese Entwicklung ist sicher auch die Ursache dafür, daß heute in der Praxis wesentlich mehr Schnittstellen von Instandhaltungsplanungs- und -steuerungssystemen zu betriebswirtschaftlichen DV-Anwendungen bestehen beziehungsweise auch von IPS-Anwendern angestrebt und im Rahmen von Programmierfamilien von IPS-Anbietern angeboten werden. Aufgrund der Vielzahl an Informationsbeziehungen der Instandhaltung zu technischen Unternehmensbereichen und der Entwicklung auf dem DV-Sektor (Netzwerke, Expertensysteme) wird sich jedoch zukünftig das Schwergewicht der Integrationsbemühungen eindeutig in Richtung der technischen DV-Anwendungen verlagern, zumal hier auch die schnelle Reaktion aufgrund übermittelter Informationen und Daten eine wesentliche Rolle spielt.

Derartige Integrationsbestrebungen werden heute unter dem Begriff "Computer Integrated Manufacturing" (CIM) zusammengefaßt. Wichtig erscheint hierbei festzuhalten, daß CIM heute vielmehr als angestrebtes Ziel beziehungsweise Strategie aufzufassen ist, denn als "fertiges", allgemein akzeptiertes Konzept. Zu der herrschenden Verwirrung tragen nicht zuletzt auch die Anbieter und Anwender von DV-Lösungen bei, die jeweils ihr Angebots- und Leistungsspektrum als eigenständiges CIM-Konzept propagieren. Vielen CIM-Konzepten ist gemeinsam, daß die Instandhaltung entweder überhaupt nicht berücksichtigt oder aber ohne nähere Ausführungen nur als Randbereich mit aufgeführt wird. Weil die Integration der Instandhaltung in CIM zum heutigen Zeitpunkt noch nicht besonders weit vorangeschritten ist und hierzu praktisch keine allgemeingültigen Aussagen gemacht werden können, wird an dieser Stelle auf die CIM-Problematik nicht näher eingegangen.

Im nächsten Schritt ist detailliert zu ermitteln, welche Daten in welcher Häufigkeit einschließlich der entsprechenden Formate, die aufgrund vorhandener DV-Anwendungen vielfach bereits vorgegeben sind, ausgetauscht werden müssen. Untersuchungen haben ergeben, daß viele Daten zwischen IPS-Systemen und anderen Anwendungen zum Beispiel nur einmal im Monat gewechselt werden müssen. Diese Erkenntnis erleichtert die Schnittstellenproblematik erheblich, da hierfür in der Regel keine Online-Verbindungen erforderlich sind, was den Programmieraufwand und die mit der Realisierung der Schnittstellen anfallenden Kosten erheblich senkt. Vielfach dürfte das Erstellen entsprechend formatierter Dateien ausreichen, die dann später jeweils zum erforderlichen Zeitpunkt in die entsprechenden Anwendungen eingelesen und weiterverarbeitet werden.

Schwieriges Schnittstellenproblem

Zumindest für die Materialwirtschaft und im technischen Bereich bestehende DV-Anwendungen (PPS, CAM, BDE) gestaltet sich das Schnittstellenproblem weitaus schwieriger. Hier sind Berührungspunkte zum IPS-System so vielfältig, daß selten auf eine Online-Schnittstelle verzichtet werden kann. So muß beispielsweise ständig eine Bestandsabfrage im Magazin durch das Auftragszentrum möglich sein, um den Aufträgen die erforderlichen Materialien zuordnen zu können. Gleichfalls sollte eine Reservierung von Materialien für bestimmte Aufträge möglich sein. Das Auftragszentrum hat über das Magazin beziehungsweise den Einkauf eine Rückmeldung über Liefertermine erhalten, um diese bei der terminlichen Planung entsprechend berücksichtigen zu können.

Mittelfristig ist die Integration unumgänglich

Die engen und vielfachen Berührungspunkte von IPS-Systemen und Materialwirtschafts-/Einkaufssystem sind von vielen IPS-Anbietern erkannt worden. Deshalb werden häufig entsprechende Module zur Lagerverwaltung angeboten oder aber Standardschnittstellen sind Bestandteile marktgängiger IPS-Systeme.

In einem ersten Schritt reicht es aber zunächst sicher aus, das Auftragszentrum mit einem zusätzlichen Terminal für das vorhandene Materialwirtschaftssystem auszustatten. Mittelfristig ist eine Integration des Instandhaltungssystems mit einem Materialwirtschaftssystem unumgänglich, da ansonsten immer Daten per Hand von einem System in das andere übertragen werden müssen.