iPod extrem – Tools für mehr Musikgenuss

10.10.2007
Die Welt rund um den kleinen Music-Player iPod von Apple ist groß – und offen für Veränderungen.

Ob Mini, Nano oder Classic - egal um welche Variante es sich handelt, der iPod von Apple ist ein Bestseller. Viele schätzen die tragbaren Multimedia-Player wegen ihres Designs, andere schwören auf die einfache Bedienung. Das Datenbanksystem, das keine andere Software als iTunes zum Befüllen des Players zulässt, ist hingegen nicht nach Jedermanns Geschmack. Experimentierfreudige können hier mit alternativer Software ihr Glück versuchen. Die erlaubt auch eine Individualisierung des Players und die Installation zusätzlicher Anwendungen.

Das kostenlose Programm iPod-Linux zum Beispiel lässt dem Anwender nicht nur bei der Wahl der Datenbank freie Wahl: Für Freunde des mobilen Spiels gibt es beispielsweise den Gameboy-Emulator iBoy. Die Standard-Benutzeroberfläche für das Linux im Taschenformat heißt Podzilla. Dafür lassen sich neben Musikspieler, Taschenrechner, Kalender, File-Browser, Bildbetrachter, Mal-, Aufnahme-, Text- oder Videoprogramme auch zahlreiche Spiele installieren.

Nach Angaben der Entwickler läuft iPod-Linux auf den Geräten der ersten, zweiten und dritten Generation. Die Einbindung weiterer Player befindet sich in der Entwicklung. Eine funktionierende Installationsroutine gibt es zur Zeit nur für Mac-Rechner. Wer iPod-Linux installiert, muss auf die gewohnte Apple-Firmware nicht verzichten. "Nach dem Neustart kann im Boot-Menü entweder die Standard-Firmware oder Linux ausgewählt werden", heißt es auf dem Entwicklerportal ipodlinux.org. Auf iPods der ersten bis vierten Generation, auf Minis der dritten und vierten Generation sowie auf Photo-iPods kann zudem noch die Offline-Version der Enzyklopädie Wikipedia als eigenständige im Boot-Menü auftauchende Linux-Distribution installiert werden.

Seit Anfang 2006 läuft auch die alternative MP3-Player-Firmware Rockbox auf iPod-Modellen. Damit lassen sich anders als bei der Original-Firmware des iPod auch die Musikformate OGG, MP2, WAV sowie der verlustfreie Codec FLAC abspielen. Zusätzlich wird das Gapless Playback unterstützt, also eine unterbrechungsfreie Wiedergabe, wenn keine Pausen zwischen den Titeln gewollt sind. Praktisch ist auch die Funktion Replay Gain, mit der beim Abspielen alle Tracks auf dem Player auf ein Lautstärkeniveau gebracht werden, ohne dass die Dateien angetastet werden. Das beugt Trommelfellrissen und dem nervigen Nachjustieren der Lautstärke vor.

Musikfreunde werden auch den Rockbox-Equalizer zu schätzen wissen. Wie bei iPod-Linux und Podzilla lässt sich Rockbox individuell anpassen - von den Anzeigen über die Schrift bis hin zum Hintergrund. Außerdem besteht die Möglichkeit, Titel auf dem Player umzubenennen oder gleich ganz zu löschen. Neben einem Bild- und Videobetrachter hat Rockbox auch einen Taschenrechner, eine Stoppuhr, einen Kalender und diverse Spiele im Gepäck. Auch der Gameboy-Emulator Rockboy darf nicht fehlen. Unterstützt werden laut Rockbox-Projekt die iPods der ersten vier Generationen, der Nano der ersten Generation sowie der Video und der Mini.

Apple gibt sich gelassen ob der Veränderungen, die die Eigentümer an ihren Geräten vornehmen. "Es interessiert uns nicht wirklich, was die Leute machen", sagt Apple-Sprecher Frank Limbacher in München. Und das hat auch einen Grund: "In der Regel kann man den Urzustand mit einem Klick über iTunes wiederherstellen." Insofern gebe es praktisch auch keine Supportanfragen, die das Zurückversetzten eines iPod in den Auslieferungszustand betreffen.

Offiziell legt Apple für die freien Entwickler keine Schnittstelle offen, über die sie zusätzliche Programme auf die Geräte bringen können. Die Türen muss sich die Gemeinde der Programmierer immer wieder selbst suchen und Apple schlägt sie ihnen über Firmware-Updates nicht selten wieder vor der Nase zu. Aber allein für Apples neues Multimedia-Handy iPhone seien bereits Dutzende Programme vom Messenger über die Finanzverwaltung oder einen E-Bay-Agenten bis hin zum Office-Viewer und Spielen zu haben, sagt Volker Riebartsch, Apple-Experte von der in München erscheinenden Zeitschrift "Macwelt". Eine Entwicklergruppe namens Dev-Team arbeite Tag und Nacht daran.

Da der neue iPod Touch im Prinzip ein iPhone ohne Telefonteil ist, wird es auch nicht mehr lange dauern, bis die iPhone-Software auch auf dem Touch läuft. "Er ist der erste iPod mit OS X", erklärt Riebartsch. Das ist das Betriebssystem, das auch auf den Mac-Rechnern läuft. An Programmen wird es in Zukunft also nicht mangeln. Wohin die Reise beim iPod Touch mit großem Touchscreen, WLAN und Unterstützung des modernen MPEG-4-Videostandard geht, ist klar. "Er ist sicherlich die Basis für alle zukünftigen iPod-Modelle", sagt Riebartsch. "Musik spielt im Moment noch eine große Rolle, wird aber in diesem Jahr noch von Videos überholt." (dpa/ajf)