Beim E-Business "einen Gang höher schalten"

IPO-Kosten und Wachstum trüben die Plaut-Bilanz

10.03.2000
MÜNCHEN - Globalisierung ist Trumpf - auch bei der Management-Beratung Plaut. Nach dem im November 1999 absolvierten Börsengang steht der Consulting-Gruppe jetzt das nötige Kapital zur Verfügung, um die bereits 1993 begonnene Internationalisierung weiter voranzutreiben. Zudem gilt es, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dabei dürfen die Plaut-Lenker allerdings die Profitabilität nicht aus den Augen verlieren.Von Beate Kneuse*

Rund 45 Millionen Euro (knapp 90 Millionen Mark) hat das IPO der Plaut AG vor vier Monaten in die Kassen gespült. Damit sei man, wie Vorstandsvorsitzender Erich Lebeiner auf der Bilanzpressekonferenz in München betonte, sehr zufrieden gewesen, obwohl der Emissionspreis der Aktie niedriger gewesen sei als erwartet. "Aber wir sind auch im schwierigsten Monat des gesamten Jahres 1999 an den Neuen Markt gegangen", ergänzte Lebeiner. Aufgrund des schlechten Börsenklimas hatte das Consulting-Unternehmen kurzfristig auch eine Verschiebung des Börsengangs in Erwägung gezogen, sich dann aber doch für das Going Public entschieden. Grund: Plaut will noch schneller als bisher die ausländischen Märkte erschließen - die vielzitierte Kriegskasse musste also gefüllt werden. Außerdem habe man, so der Plaut-Chef, im vergangenen Jahr gemerkt, dass man beim Aufbau der neuen Geschäftsfelder E-Business, Internet-Anwendungen, Customer-Relationship-Management (CRM) und Application-Service-Providing (ASP) "mehrere Gänge höher schalten" müsse.

Bereits heute verfügt die Plaut AG über zahlreiche internationale Standorte, wodurch sich der Umsatzanteil in Deutschland mittlerweile auf 33 (1996: 64) Prozent verringert hat. Seit 1993 baut die in Salzburg angesiedelte Unternehmensgruppe die Zahl ihrer Auslandsvertretungen kontinuierlich aus. Zunächst wagte man den Sprung nach Großbritannien, dann ging man nach Ungarn, in die Tschechische Republik und 1995 in die USA. Dort ist Plaut mittlerweile an fünf Standorten vertreten und beschäftigt rund 250 Mitarbeiter. Nach einem Jahr der Konsolidierung, so Lebeiner, etablierte man sich 1997 in Brasilien, ein Jahr später in Frankreich, Italien und Polen. Im vergangenen Jahr ließ sich Plaut in Mexiko nieder.

Bis 1998 erfolgte die Ausdehnung in ausländische Gefilde aus eigener Kraft. Seither kauft sich Plaut aber auch regelmäßig Unternehmen zu. So übernahm man 1998 eine Wiener Outsourcing-Gesellschaft, um das Tätigkeitsspektrum zu erweitern. Auch in Italien holte man einen Outsourcing-Spezialisten an Bord. Gleiche Pläne hegt man für Spanien. Dort befindet sich die Niederlassung gerade im Aufbau, nachdem man sich bereits zu Jahresbeginn in Australien angesiedelt hat.

Noch allerdings steuert der Bereich IT-Consulting/Outsourcing nur einen Anteil von zehn Prozent zu den Gesamteinnahmen bei, die sich im Geschäftsjahr 1999 auf 229,8 Millionen Euro beliefen. Das Hauptgeschäft von Plaut ist nach wie vor das Business-Consulting, auf das derzeit 88 Prozent entfallen. Die restlichen zwei Prozent stammen aus dem Bereich Strategie-Beratung (siehe Abbildung "Plaut-Umsatzstruktur"). Durch die Erweiterung der Aktivitäten in Richtung E-Business, Internet, CRM und ASP aber soll sich allerdings die Einnahmenstruktur bis zum Jahr 2002 entsprechend verändern. Zwar werde, so der Plaut-Chef, das Business-Consulting mit 70 Prozent weiter dominieren. Für die IT-Beratung und -Services erwarte man dann aber bereits einen Umsatzanteil von 20 Prozent.

Gleichzeitig sollen die Geschäfte mit dem Mittelstand intensiviert werden. Derzeit steuert diese Klientel 30 Prozent zu den Gesamteinnahmen bei. Künftig rechnet der Plaut-Chef mit 40 Prozent. Gerade das Ansehen bei den mittelständischen Unternehmen ist für Lebeiner ein wichtiger Pluspunkt im Kampf gegen die renommierten Beratungsgesellschaften wie Andersen Consulting, KPMG, Ernst & Young und Pricewaterhouse-Coopers. "Keiner der Big Five bietet so erfolgreich im Mittelstand an wie wir", demonstrierte Lebeiner Selbstbewusstsein. Dass sein Unternehmen im Konzert der Großen dennoch eher die zweite Geige spielt, wollte er so nicht gelten lassen: "Größe allein ist kein Erfolgsgarant." Sein vermeintlicher Wettbewerbsvorteil: "Wie müssen absolute Qualität bieten."

Ergebnis soll sich wieder verbessernAngesichts des in jedem Fall härter werdenden Wettbewerbs muss es für Plaut aber auch darum gehen, die Profitabilität zu stärken, die 1999 stark gelitten hat. Ausschließlich aufgrund hoher Steuervorteile, die durch die Umstellung auf US-GAAP geltend gemacht werden konnten, wies man noch einen Gewinn von 1,5 Millionen Euro aus - nach 7,7 Millionen Euro im Vorjahr. Als Gründe für den Ergebniseinbruch führte Finanzchef Erwin Schilliger rund 7,7 Millionen Euro Kosten für den Börsengang und die verstärkten Aufwendungen für Produkt- und Servicentwicklung ins Feld. Schon im laufenden Jahr soll sich die Ertragssituation aber wieder bessern, wenngleich die ursprüngliche Planung von 20 Millionen Euro Nettogewinn aufgrund hoher Investitionen nicht zu halten sein dürfte. Beim Umsatz erwarten die Plaut-Verantwortlichen einen Anstieg um rund 50 Prozent auf 50 Millionen Euro.

* Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.

Abb.: Neue Akzente: Bis 2002 soll sich das IT-Geschäft von Plaut auf einen Umsatzanteil von immerhin 20 Prozent erhöhen. Quelle: Plaut AG