Teil 6: Cloud-Dienste für Jedermann

iOS 9 - Wichtige Neuigkeiten für Unternehmen

28.07.2015
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
Mit iOS8 kam CloudKit auf den Markt. Viele iOS8 Apps wie Mail, Safari, HomeKit und MailDrop nutzten damals bereits dieses Framework. Mit iOS9 weitet Apple den Enfluss auf weitere iOS Apps wie Notizen und News sowie das iCloud Backup der Endgeräte selbst aus. Aber das ist noch nicht das Ende.

Apple bietet mit CloudKit ein serverseitiges Backend mit reichhaltigen Funktionen an. So bietet CloudKit neben einem skalierten Hosting von Daten auch eine Anwenderauthentifizierung sowie eine Anwenderverwaltung. Dies alles wird für Entwickler leicht zugänglich vorgehalten.

Die gebotenen technischen Daten lassen sich sehen. Cloud Kit bietet pro Monat als Basis 10 GB Speicherplatz für Assets wie Bilder, Dokumente oder Videos und 100MB Speicherplatz in der iCloud Datenbank. Dabei stellt Apple pro Monat 2 GB Datentransfer für die Assets und 40 Anfragen pro Sekunden an die iCloud Datenbank ebenfalls kostenfrei zur Verfügung.

CloudKit ist zwar nicht neu, aber mit iOS 9 öffnet Apple die Tore zur Interaktion per Webserver.
CloudKit ist zwar nicht neu, aber mit iOS 9 öffnet Apple die Tore zur Interaktion per Webserver.
Foto: My Life Graphic - shutterstock.com

Dies skaliert dabei pro User und wächst somit automatisch durch steigende Verbreitung der eigenen App. Als maximale kostenfrei Ausbaustufe bietet Apple pro Monat 1 PByte Speicherplatz für Assets und 10 TB Speicherplatz in besagter iCloud Datenbank. Die Datenübertragung erlaubt 200 TB für Assets und 400 Anfragen pro Sekunde für die iCloud Datenbank.

War CloudKit bisher auf das OSX und iOS Ökosystem beschränkt, öffnet Apple dies mit iOS9 auch für die Interaktion per Webserver. Neben der Unterstützung von JSON / HTTPS für die CloudKit API bietet Apple auch eine eigene CloudKit JavaScript Library zur einfacheren Nutzung. Als Anmeldekredential wird weiterhin eine Apple ID benötigt.
Die Implikationen sind emens. Ohne einen Eurocent bekommen Entwickler und damit auch Unternehmen die Möglichkeiten der Cloud zur Verfügung gestellt. Interne Rechenzentrumsdienstleistungen werden so immer unattraktiver. Apple besticht dabei nicht nur mit der Backendinfrastruktur, sondern auch mit Faktoren wie Sicherheit, Skalierung und Integrierbarkeit in den App Entwicklungs- und Distributinsprozess.

Da dieser Bereich nun auch von "außerhalb" nutzbar ist gehe ich davon aus das die Attraktivität weiter steigt. Ich gehe auch davon aus, das dies nur der erste Schritt ist. Die Beschränkung auf den Zugriff per Browser wird, meiner persönlichen Meinung nach, in zukünftigen iOS versionen nicht der einzige Zugriff sein. Ich hoffe, dass wir bald auch Android Endgeräte, Windows Phone oder auch andere Cloud Dienste wie Azure sehen, die mit iCloud Daten arbeiten können.

Die nächste medizinische Revolution

Apple überraschte bereits Anfang März 2015 mit einer als ResearchKit benannten Gesundheits-Schnittstelle für Mediziner. Initial für iOS, jedoch auch für andere Plattformen als Open Source, veröffentlicht, können Anwender medizinische Daten für Studien bereitstellen, die sich zum Beispiel mit Volkskrankheiten wie Asthma, Brustkrebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen beschäftigen.Es werden dabei Daten erfasst und ermittelt, bei denen früher überhaupt keine Korrelation vermutet wurde. Das Research Kit bietet hierzu mehrere vorgefertigte und anpassbare Module um Entwicklern die Komplexität von derartigen Studien zu vereinfachen. Dazu gehört erst einmal die Möglichkeit den Anwender aufzuklären und seine Zustimmung zur Studie aktiv einzufordern. Zu dem Hauptmodul einer Studie gehören die so genannten "Surveys". Diese haben eine vorgefertigte Anwenderoberfläche, damit sich der Entwickler auf die inhaltlichen Elemente wie Fragen und Antwortmöglichkeiten konzentrieren kann. Über das Modul Active Tasks ist es möglich, den Anwender aufzufordern bestimmte Aktivitäten durchzuführen.Dabei können die zu erfassenden Daten aktiv vom Anwender gepflegt oder passiv, das heißt automatisch aus HealthKit (Gesundheitsdaten) oder aus CoreMotion (Bewegungs- und Beschleunigungsprofil des Endgerätes im physikalischen Raum) ausgelesen und ausgewertet werden.

Niemand muss mitmachen; keine Daten werden ohne explizite Zustimmung verwendet. Ein enormer Vorteil von Apple ist dessen Glaubwürdigkeit in dieser Aussage. Ein Hardware-zentriertes Unternehmen wie Apple kann den Datenschutz in der Wahrnehmung bei Anwender höher halten, als Firmen wie Google oder Facebook die von der Nutzbarmachung der Daten und Informationen leben.ResearchKit ist ein Game Changer. Studien können von der Rekrutierung bis zur Auswertung von dem Framework profitieren. In den ersten 24 Stunden haben mehr als 10.000 Freiwillige beispielsweise an der Studie der Stanford Universität über Herz-Kreislauf-Erkrankungen teilgenommen. Dieses Ergebnis ist sonst nur mit 50 zusätzlichen Medizin-Zentren über ein Jahr möglich.

Fazit

Das Ökosystem von Apple ist mehr als nur die Möglichkeit auf iOS Endgeräten Software bereitzustellen, zu betreiben und zu verwalten. (bw)

Teil 1: Sicherheit bei Kommunikation und Apps

Teil 2: Digitale Selbstbestimmung und Persönlichkeitsrechte

Teil 3: Kommunikation in Netzwerken

Teil 4: Entwickler bekommen neue Wege

Teil 5: Einsatz im Unternehmen

Teil 7: Vergleich zu Android M

Teil 8: Die Apple Watch im Unternehmenseinsatz