Insolvenz kommende Woche

Investorensuche bei Qimonda geht weiter

26.03.2009
Der ums Überleben kämpfende Speicherchiphersteller Qimonda sucht weiterhin nach einem Rettungsring.

"Es gibt Gespräche mit potenziellen Interessenten aus China und Taiwan", sagte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Donnerstag auf Anfrage. Nähere Angaben macht er aber nicht. Unterdessen läuft dem Unternehmen die Zeit davon. Das Insolvenzverfahren soll in der kommenden Woche offiziell eröffnet werden. Dann müssen voraussichtlich rund 3000 Mitarbeiter in München und Dresden in Transfergesellschaften wechseln. Unternehmenskreisen zufolge bleiben Jaffé dann noch etwa zwei Monate, einen Investor zu finden. Qimonda hatte im Januar nach monatelangem Kampf wegen fallender Speicherchip-Preise Insolvenz anmelden müssen.

Das Qimonda-Gelände in Dresden - bald verwaist?
Das Qimonda-Gelände in Dresden - bald verwaist?
Foto: Qimonda

Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstag) unter Berufung auf Konzernkreise berichtet, Investoren aus Russland und Taiwan seien an der Infineon-Tochter interessiert. Am Mittwoch hatte der taiwanische Halbleiterkonzern Taiwan Memory, der gerade selbst erst aufgebaut wird, sein Interesse an Qimonda bestätigt. Darüber hinaus führt Jaffé Gespräche mit dem chinesischen Staatsunternehmen Inspur. Diese seien am weitesten gediehen, hieß es in dem "SZ"-Bericht. In Russland, China und Taiwan wird die Chipindustrie mit öffentlichen Geldern gefördert.

Branchenkreisen zufolge sind zwar rund 100 mögliche Interessenten kontaktiert worden, derzeit konzentrieren sich die Bemühungen vor allem aber auf Unternehmen in Fernost. Bei allen Interessenten geht es um staatliche Stellen - oder um Unternehmen, die zum Großteil in Staatsbesitz sind. Sollten sie die Rolle eines Ankerinvestors übernehmen, könnten von deutscher Seite auch der Freistaat Sachsen und der Insolvenzverwalter selbst Anteile an Qimonda übernehmen. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatte zuletzt Bereitschaft signalisiert, sich mit Zuschüssen, Beihilfen, Darlehen oder Bürgschaften an der Rettung von Qimonda zu beteiligen.

Die offizielle Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei Qimonda rückt indes näher. Damit sei kommenden Dienstag oder Mittwoch zu rechnen, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts München am Donnerstag auf Anfrage. Der Zeitpunkt ist von Bedeutung, da Mitarbeiter nur bis dahin Anspruch auf eine Fortzahlung ihres Lohn im Rahmen des Insolvenzgeldes haben. Danach muss ein Unternehmen die Löhne und Gehälter wieder selbst tragen. Dies kann Qimonda aber nicht stemmen, weshalb die Produktion stillgelegt wird und ein Großteil der Mitarbeiter in Transfergesellschaften wechseln muss.

In Dresden ist vorgesehen, etwa 500 von zuletzt noch 2700 Mitarbeitern weiter zu beschäftigen. In München sind es etwa 300 von 1100 Mitarbeitern. Diese Kernmannschaften sollen sich vor allem um die Weiterentwicklung der neuen, "Buried-Wordline" genannten Produktionstechnik kümmern. Auf dieser Technik ruhen bei Qimonda derzeit alle Hoffnungen, da sie Produktivitätszuwächse von bis zu 200 Prozent bringen soll. Mit den gleichen Kapazitäten könnten künftig also drei statt bisher ein DRAM-Chip produziert werden.

Der Rest der Beschäftigten bekommt das Angebot, in die Transfergesellschaften zu wechseln, wo sie je nach früherem Einkommen bis zu drei Viertel ihres letzten Nettolohns erhalten. Diese Übergangslösung funktioniert aber auch nur für zweieinhalb bis drei Monate. Qimonda will auf diesem Weg möglichst viele Beschäftigte halten, um den Betrieb für den Fall einer erfolgreichen Investorensuche so schnell wie möglich wieder hochfahren zu können. (dpa/tc)