Ausverkauf im Softwaremarkt

Investor schluckt Tibco Software

30.09.2014
Die Investment-Gesellschaft Vista Equity Partners wird Tibco Software für 4,3 Milliarden Dollar übernehmen. Wenige Wochen zuvor hatte das Softwarehaus die Investment-Bank Goldman Sachs angeheuert, um einen Käufer zu finden.

Der Deal gehört zu den bislang größten IT-Übernahmen in diesem Jahr: Tibco, ein im kalifornischen Palo Alto beheimateter Spezialist für Integrationssoftware und Middleware, geht gegen eine Barabfindung von 24 Dollar je Aktie an Vista Equity Partners. Die Anteilseigner dürfen sich freuen: Zum Börsenschluss am Freitag vergangener Woche hatte der Titel noch bei 19,51 Dollar notiert. Die Aktionäre streichen also eine Prämie von über 20 Prozent ein.

Vivek Ranadive, CEO von Tibco, streicht vier Millionen Dollar ein, wenn er bis zum Abschluss der Übernahme an Bord bleibt.
Vivek Ranadive, CEO von Tibco, streicht vier Millionen Dollar ein, wenn er bis zum Abschluss der Übernahme an Bord bleibt.
Foto: Tibco

Tibco hatte sich Anfang September über Goldman Sachs offensiv zum Kauf angeboten und dabei auch Private-Equity-Firmen adressiert. Die Fäden im Hintergrund soll Medienberichten zufolge der Großinvestor Praesidium Investment Management gezogen haben, der am 12. August mit einem Brief an den Verwaltungsrat auf einen Verkauf gedrängt habe. Der Softwarekonzern war in eine zusehends schwierigere Marktsituation geschlittert, weshalb die Eigner wohl nach einem "Exit" gesucht haben.

Viel Geld für den Tibco-CEO

Tibcos CEO und Chairman Vivek Ranadive, dem knapp sechs Prozent der Tibco-Anteile gehören, erhält einen Vier-Millionen-Dollar-Bonus, wenn er solange an Bord bleibt, bis der Deal abgeschlossen ist. Das geht aus Unterlagen der amerikanischen Börsenaufsicht hervor. David West, Mitglied im Verwaltungsrat, kommentierte den Verkauf mit den Worten: "Am Ende hat das Board entschieden, dass die Alternative, zu verkaufen, die beste ist. Mit Vistas Angebot können wir den Wert für unsere Anteileigner maximieren."

Die Tibco-Aktie ist in den vergangenen zwei Jahren kontinuierlich gefallen, nachdem das Unternehmen mit immer schwächerem Wachstum zu kämpfen hatte. Als Gründe nennen Analysten die verschärfte Konkurrenzsituation im Markt für Infrastruktur-Software und Probleme bei der Cloud-Transformation, die das Unternehmen für potenzielle Käufer wie SAP oder Oracle uninteressant gemacht hätten. Tibco habe zuletzt unter schrumpfenden Lizenzeinnahmen gelitten. Auch der Profit erfüllte im vergangenen Quartal nicht mehr die Erwartungen der Finanzanalysten.

Vista Equity ist ein Investor, der sich auf IT-Unternehmen spezialisiert hat und eine ganze Reihe an Softwarehäusern besitzt. Die Übernahme soll im vierten Quartal über die Bühne gehen, anschließend wird Tibco von der Börse genommen.

Tibco ist kein Einzelfall

Tibco ist kein Einzelfall, der Markt für Software-Infrastruktur ist in Bewegung. Erst vor wenigen Tagen hat die Private-Equity-Gesellschaft Thoma Brav Compuware für 2,5 Milliarden Dollar geschluckt. Bereits im September 2013 war zudem BMC Software für 6,7 Milliarden Dollar von einer Investorengruppe übernommen worden, die von Bain Capital, Golden Gate Capital und anderen angeführt wurde. Inzwischen gilt auch die Darmstädter Software AG, deren Aktienkurs im Sommer dieses Jahres nach schwachen Quartalszahlen eingebrochen war, als möglicher Übernahmekandidat. (hv)