Sechs Prozent des Branchenumsatzes reichen aus, um die Marktführer-Position einzunehmen:

Investitionen schmälern SCS-Gewinn

08.05.1981

STUTTGART - Um das Zwei- bis Dreifache weniger als ihre amerikanischen Kollegen greifen deutsche Manager auf externe Beratungsleistung zurück, konstatiert Dr. Joachim Schweim, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Scientific Control Systems (SCS) GmbH, Hamburg. Das Umsatzwachstum der SCS von relativ bescheidenen elf Prozent im Geschäftsjahr 1980 bei gleichzeitigem Gewinnrückgang um über zwei Millionen auf rund 9,6 Millionen Mark steht aus SCS-Sicht damit jedoch in keinem direkten Zusammenhang.

"Wir haben den Gewinnrückgang bewußt in Kauf genommen", erklärte Schwemm vor wenigen Tagen auf einer Bilanz-Pressekonferenz in Stuttgart. In Wirklichkeit enthalte die SCS-Bilanz erhebliche Reserven, unterstrich er und verwies auf Sachinvestitionen in Höhe von 5,4 Millionen sowie Personalinvestitionen in der Größenordnung von 25 Mannjahren, aber auch auf große Festpreisprojekte, die nur nach dem Niederstwertprinzip hätten aktiviert werden dürfen.

1980 hat SCS für 139 Kunden an 370 Projekten gearbeitet und dabei 62,9 Millionen Mark erlöst. Damit (und mit Ende April 81 insgesamt 567 Mitarbeitern) sehen sich die Hamburg, weiterhin an der Spitze der deutschen Beratungsunternehmen (siehe Tabelle).

Dr. Heinz Streicher, SCS-Stabschef Marketing/Kommunikation, zieht ergänzend eine kürzlich erschienene Studie des amerikanisch/englischen Marktforschungsunternehmens Input Ltd. hinzu, in der den Hamburger bei knapp unter sechs Prozent Anteil am Gesamtumsatz die Führungsposition innerhalb der deutschen Software- und Beratungsbranche zugesprochen wird.

Nähe zur Mutter

Versteuert werden die SCS-Einnahmen gemeinschaftlich mit denen der Muttergesellschaft BP; denn zwischen SCS und dem Mineralöl-Multi besteht eine sogenannte Organschaft. Die besondere "Nähe" der SCS zur BP kam in Schweims Ausführungen wiederseht zur Geltung- stets in positivem Sinne.

Beispiele: Das energiewirtschaftliche (und nicht zuletzt bei der Mutter gesammelte) Know-how seines Hauses sei für etliche Unternehmen der Branche, so etwa für die Veba Oel AG, Grund genug für Beratungsaufträge an SCS gewesen, ohne daß Konkurrenz-Aspekte eine Rolle gespielt hätten. Oder: Mit dem finanziellen Potential der Mutter im Rücken sei SS in der Lage (Schweim salopp:, Anruf genügt"), auch solche Geschäfte zu tätigen, die kurzfristig einen hohen Mitteleinsatz erforderten.

Andererseits vergaß Schwemm nicht zu betonen, daß SS ein Unternehmen ist, "das sehr stark abhängt von der Motivation der einzelnen Mitarbeiter". Die Wertschöpfung werde ausschließlich durch Leistungen des Personals erzielt, bisher zumindest Denn das 1980 gegründete Münchener SCS-Systemhaus (20 Mitarbeiter) habe "bewußt überhaupt noch nichts verkauft".

In diesem Marktsegment, wenn an stehende Hardware-Evaluationel. und OEM-Verhandlungen beendet sein werden, erwarten die Hamburger ein lebhaftes Geschäft, aber auch in anderen Bereichen. Dazu einige Schweim-Zitate: "Wir beobachten eine Dialogisierungswelle im Versicherungswesen." "Der Handel ist sehr dilatorisch, was die Beratung betrifft. "Angesichts steigender Energie- und sinkender Hardwarepreise stehen wir vor einem Thema mit immenser Zukunft."

Der SCS-Umsatz des vergangenen Jahres entfiel zu 29 Prozent auf Management- und Org./DV-Beratung, zu 32 Prozent auf Softwaresysteme, zu 35 Prozent auf technische Automation und zu vier Prozent auf Personalberatung und Training. Anders aufgeteilt, entfielen 40 Prozent auf Geschäfte mit der öffentlichen Hand einschließlich Versorgungsbetrieben, 39 Prozent des Honorarumsatzes kamen aus Vertragen mit der Industrie und 21 Prozent aus solchen mit Dienstleistungs- und Handelsbetrieben.

Ziel der SCS-Strategie ist nach Schweims Worten eine Ausgeglichenheit bei den einzelnen Umsatzanteilen, eine Umsatzsteigerung in 1981 um ein Viertel und ein Bruttogewinn von zehn Millionen Mark. Dazu wird SCS mehrere Wege beschreiten: Verstärktes Generalunternehmer- und intensiveres Auslandsgeschäft (Schweim: "Recycling der Petro-Dollars"), Ausbau des Projektinstrumentariums beispielsweise auf dem Gebiet der Tools durch die Kooperation mit der amerikanischen Softec und die Wahrnehmung der SADT-Vertriebsrechte in Deutschland.

_AU:Jochen Ewe