Interview mit Intel-Managern über die Strategie bei 386er Prozessoren:Mehr Rechnerleistung für Midrange-PCs

08.07.1988

SANTA CLARA (IDG) - Mit dem neuen Prozessor P9, einer abgespeckten Version des 80386, hofft Intel, die Möglichkeiten die der 80386er bietet, einem größeren Anwenderkreis zu erschließen. Der 386SX, wie der P9 bei Intel offiziell heißt, soll die gleiche Software verarbeiten, aber zu einem Preis, der sich eher am 80286 orientiert.

Der 386SX ist ein mit dem billigeren 16-Bit-Datenbus ausgestatteter 32-Bit-Mikroprozessor. Der Markt hat schnell reagiert. Als erste haben Compaq und NCR Systeme auf Basis des neuen Chips angekündigt. In den USA wurde mittlerweile auch bekannt, daß IBM einen PS/2-Rechner mit dem Billig 386er bis zum Jahresende herausbringen will. In einem Interview mit unserer amerikanischen Schwesterpublikation "Computerworld" erläuterten Claude Leglise, Marketing Manager bei Intels Microcomputer Division und Bruce Schechter, 386SX Product Manager, was der neue Chip für Intel bedeutet.

- Warum hat Intel einen zweiten 80386-Chip entwickelt?

Leglise: Der 80386 war ein großer Erfolg bei High-End-PCs und Low-End-Workstations. Der Grundgedanke beim neuen Chip war, die Möglichkeiten der 32-Bit-Software auch den Midrange-PCs zukommen zu lassen. Es gibt ganz einfach gute 32-Bit-Software, und es wird noch eine Menge dazukommen. Deshalb wollten wir die Grundlage dafür schaffen, daß preisgünstige PCs gebaut werden können, auf denen der gesamte 386-Code läuft.

- Welche Einschränkungen muß der Anwender gegenüber einem echten 80386 in Kauf nehmen?

Schechter: Was die Lauffähigkeit der Software betrifft, verarbeitet der SX die gleichen Programme wie der 80386. Der SX hat aber nur eine Taktfrequenz von 16 Megahertz, während wir inzwischen 386er haben, die 25 Megahertz erreichen. Die Performance wird also ein wenig eingeschränkt sein, dafür ist der SX aber auch preisgünstiger.

- Wird es nur die 16-Megahertz-Version geben?

Schechter: Zunächst schon, ich kann nicht voraussagen, was später noch passieren wird.

- Welche Auswirkungen wird der SX auf die Märkte der 80286er und 80386er haben?

Schechter: Für den 386 haben wir eine neue Generation von Software entwickelt. Und es gibt eine Menge Leute im Midrange-PC-Markt, die 286-User, die diese Software nicht anwenden können. Ich spreche von Programmen wie Windows 386, Unis System V/386 etc. Wir wollen diesen Kunden den Zugang dazu bieten. Ich glaube, der SX wird wenig Auswirkungen auf den 80386-Markt haben. Wir erwarten auch, daß der Marktanteil des 80286 noch zwei bis drei Jahre steigen wird.

- Und wann wird er sich auf den 8086er Markt auswirken?

Leglise: Bill Lowe von IBM sagte, er erwarte, daß sein Unternehmen sich schon bald in erster Linie am 386 orientieren werde. Die PS/2-Modelle 25 und 30 werden dann mit dem 286 ausgestattet werden. Dahin wird der Trend wohl gehen.

- Warum heißt der Chip 386SX, wo er doch vorher als P9 bekannt war?

Leglise: Wir wollen niemanden mit einem Phantasienamen verwirren. Bei uns gab es nie ein Produkt mit dem Namen P9, und es wird auch nie eines geben.

- Wird der SX Software-Entwickler ermutigen oder entmutigen, Programme für den 80386 zu schreiben?

Schechter: Software-Entwickler werden um so mehr ermutigt für einen bestimmten Chip zu schreiben, wenn es davon viele installierte Systeme gibt. Der 386SX wird zu einer drastischen Steigerung der installierten 32-Bit Systeme beitragen. Welche Software sie auch immer schreiben, sie wird auch auf dem SX laufen.

- Haben schon viele Unternehmen ihre Bereitschaft erklärt, den neuen Chip einzusetzen?

Schechter: Etwa 50 Hersteller wollen den neuen Chip haben, Namen kann ich jetzt noch keine nennen. An einige wichtige Kunden haben wir bereits Stückzahlen ausgeliefert. Es wird nicht mehr lange dauern, da werden Systeme auf der Basis des SX zum Kauf angeboten.

- Welche Lebensdauer soll die 386-Architektur haben, und wann können wir den 486 erwarten?

Leglise: Wir erwarten, daß der 386 im Vergleich zu anderen Prozessoren eine ganze Weile auf dem Markt bleiben wird. Was den 486 betrifft, kann ich sagen, daß er die gleiche Architektur wie der 386 haben wird. Die Software-Entwickler müssen also nicht umlernen. Wenn Ihnen die Software für den 386 gefällt, dann wird ihnen der 486 erst recht gefallen. Er soll um 1990 herauskommen.