Vorstandschef Streibich im CW-Gespräch

Interview: "Die Software AG verlässt sich nicht nur auf SOA"

14.02.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Streibich persönlich

CW: Seit Ihrem Amtsantritt als Vorstandschef im Jahr 2003 haben Sie die Software AG wieder auf Kurs gebracht und den Unternehmenswert deutlich gesteigert. Was waren die wichtigsten Stellschrauben für den Turnaround?

Streibich: Zuerst galt es herauszufinden, wie wir von den Kunden ausgehend unsere Innovationen vorantreiben müssen, sprich wie wir eine kundenfokussierte Innovationsstrategie entwickeln können.

CW: War die Strategie vorher nicht auf Kunden ausgerichtet?

Karl-Heinz Streibich, Software AG: Ingenieure und Informatiker sind die Maschinisten des Wohlstands. Über IT kommen Produktivitätssteigerungen in die Unternehmen.
Karl-Heinz Streibich, Software AG: Ingenieure und Informatiker sind die Maschinisten des Wohlstands. Über IT kommen Produktivitätssteigerungen in die Unternehmen.
Foto: Streibich Karl-Heinz

Streibich: Ich möchte hier nicht die Arbeit meiner Vorgänger bewerten. Aus meiner Sicht gab es aber noch enorme Spielräume. Wir haben festgestellt, dass wir eine Brücke bauen können zwischen technischen Innovationen und Nutzen für unsere Bestandskunden. Dabei halfen uns Systeme für die Legacy-Modernisierung und die Integration. Wir sicherten damit unsere installierte Basis ab und schafften zugleich die Voraussetzungen für ein Neugeschäft. Zu Hilfe kam uns der Trend zu Service-orientierten Architekturen, der ja auch die Elemente Legacy-Modernisierung und Integration beinhaltet. Beim Entwurf der Strategie haben wir uns stark von unserer Erfahrung mit Kunden in den USA leiten lassen. Die Vereinigten Staaten sind im SOA-Segment gegenüber Europa ein Jahr voraus. Wir waren deshalb früher als andere auf dem Markt präsent. Ein weiterer entscheidender Punkt war, dass wir die Unternehmenskultur wieder kundenorientierter ausgerichtet haben, statt eine technische Nabelschau zu betreiben. Last, but not least haben wir Executor-Disziplin eingeführt. Das bedeutet absolute Transparenz und eine offene Kommunikation im Unternehmen.

CW: Haben Sie die vom Anthropologen und Firmengründer Peter Schnell geprägte Firmenkultur angetastet?

Streibich: Ich habe auf dieser Kultur aufgesetzt, die ja viele Vorzüge bietet, beispielsweise hinsichtlich Vertrauen und Identifikation mit dem Unternehmen. Was fehlte, war der absolute Wille, Kunden zu gewinnen und den Wettbewerb zu schlagen. Es ging darum, eine gewisse Mobilisierung in die Firma hineinzubringen.

CW: Würden Sie Ihren Kindern heute eine Karriere in der IT empfehlen?

Streibich: Die Frage ist hypothetisch, weil meine beiden Kinder schon erwachsen sind. Wenn ich aber zwei junge Sprösslinge hätte, würde ich ihnen eine Karriere in der IT uneingeschränkt empfehlen. Ingenieure und Informatiker sind die Maschinisten des Wohlstands. Über IT kommen Produktivitätssteigerungen in die Unternehmen.