Internetworking: Wachstum, wohin das Auge blickt

04.06.1993

"Es waechst zusammen, was zusammengehoert", hat Willy Brandt anlaesslich der Vereinigung der beiden deutschen Staaten gesagt und damit eine schon bald beruehmte Wendung gepraegt. Zweifellos koennte seine Aussage auch auf die DV uebertragen werden. Dort schicken sich die Netzwerkstrategen im Zeitalter des Internetworkings an, sukzessive die proprietaeren Strukturen ihrer Unternehmen aufzubrechen und zu einer heterogenen DV-Welt zusammenzufuegen.

Nun wissen wir, um beim Beispiel der Vereinigung zu bleiben, dass das mit dem Zusammenwachsen so eine Sache ist. Wunsch und Realitaet klaffen da viel weiter auseinander als urspruenglich angenommen, ein Tatbestand, der haeufig auch auf die DV-Landschaft zutrifft. Die in der Theorie oft fein saeuberlich geplante "Internetworking- Reform" erweist sich in der praktischen Umsetzung haeufig als langwieriges Lotteriespiel. Moeglicherweise sehnt dann so mancher Netzadministrator in seiner ersten Enttaeuschung die gute, alte proprietaere Zeit herbei, wo alles lief, - aber eben nur isoliert. Freiwillig auferlegte Isolation kann sich heute kein Unternehmen mehr leisten, das im Wettbewerb bestehen will. Zum Internetworking, egal ob unternehmensintern oder -extern, gibt es keine Alternative.

Der Bedarf der Netzwerker fuer ihre Enterprise Networks hat allerdings auch einen boomenden Markt geschaffen. Bei aller Kritik, die oft zu recht an den Herstellern geuebt wird, muss man den Entwicklern im Falle des Internetworkings doch konzedieren, dass sie auf die Anforderungen der Anwender bisher relativ flexibel reagiert haben. Die Entwicklung der Komponenten von einfachen Single Protocol Routern und lokalen Bruecken zu Multiprotocol Routern und remoten Bridges sowie die Entstehung der Hubs, die jetzt mehr und mehr Routing- und Bridging-Funktionalitaeten plus Management integrieren, mag als Indiz dafuer gelten.

Die Grenzen im Internetworking werden dadurch immer fliessender. Eine strikte Trennung der Funktionalitaet sowie eine problemlose Klassifizierung sind nicht mehr ohne weiteres moeglich. In dem Produkt-Tohuwabohu und den staendigen Neuerungen den Ueberblick zu behalten ist daher fast unmoeglich. Allerdings waechst auch die Wahrscheinlichkeit, fuer die unternehmensspezifische Konfiguration die richtige Loesung zu finden.+ pg