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Internet-Piraten verdienten 700.000 Euro mit Raubkopien

07.12.2005
Im bundesweit bislang umfangreichsten Verfahren wegen Internet-Piraterie hat die Staatsanwaltschaft Mühlhausen (Thüringen) Anklage gegen vier Männer erhoben.

Sie sollen von Juni 2003 bis September 2004 rund 700.000 Euro Gewinn aus dem Verkauf illegaler Kopien von Filmen, PC-Spielen und Computerprogrammen erzielt haben, teilte ein Sprecher am Dienstag mit. Parallel dazu wird gegen den Großteil der 15.000 Kunden ermittelt. Etwa 6500 Verfahren seien zur Prüfung an die Landeskriminalämter abgegeben worden.

Laut Anklage hatten zwei 31 und 21 Jahre alte Brüder aus Südthüringen eine Firma auf den British Virgin Islands gegründet und ein Abrechnungssystem im Internet installiert. Kopien von Filmen und Programmen hätten sie sich aus Hacker-Kreisen beschafft und auf Servern in den USA abgelegt, später auch in den Niederlanden und Tschechien. Dort konnten sie von den Kunden gegen Bezahlung abgerufen werden. Das Angebot umfasste am Ende knapp 330 Filmtitel, darunter auch einige Porno-Streifen, 100 MP3-Audiodateien, 86 PC-Spiele und 29 Computerprogramme. Wegen der unerlaubten Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke sowie der Verbreitung pornografischer Schriften drohen den Angeklagten bis zu fünf Jahre Haft.

Einer der Verdächtigen war bereits vor zwei Jahren wegen Verbreitung von Raubkopien zu sozialer Arbeit verurteilt worden. Mitangeklagt ist ein Anwalt aus Bayern, der Server angemietet und Rechnungen ausgestellt haben soll. Wegen Beihilfe muss sich ein 21 Jahre alter Thüringer verantworten, der mit der technischen Wartung vertraut war.

Die Ermittlungen kamen durch anonyme Hinweise ins Rollen. Im September 2004 durchsuchte die Polizei sechs Wohnungen in Thüringen und Bayern und nahm drei Verdächtige fest. Außerdem wurden Geld und Gegenstände im Wert von mehr als 700.000 Euro sichergestellt. Mit Ausnahme des Anwalts legten die Beschuldigten Teilgeständnisse ab.

Kurzzeitig war auch die Fachhochschule Braunschweig-Wolfenbüttel ins Visier der Fahnder geraten. Mit Hilfe eines russischen Programmierers hatten die Piraten Programme auf dem Hochschulrechner installiert und damit die Nachforschungen erschwert. (dpa/tc)