PC IBM Internetnutzung

Internet-Nutzer bekämpfen mit ihrem PC Hungerkatastrophe

21.05.2008
"IBM unterstützt den Kampf gegen weltweite Reiskrise": Diese Pressemitteilung klingt schon recht populistisch. Aber die Idee, die sich dahinter verbirgt, ist gut: Jeder, der einen PC mit Internet-Anschluss besitzt, kann sich in die weltweite Community derer eingliedern, die mit ein bisschen Rechenleistung zur Lösung von großen Problemen in der Welt beitragen.

Ganz neu ist die Idee zwar nicht. Schon früher konnten PC-Nutzer via Internet ihren Rechner und dessen ungenutzte Rechenkapazität einem weltweiten Rechnerverbund zur Verfügung stellen, um etwa Aufgabenstellungen in der Weltraum- oder der Medizinforschung abzuarbeiten.

Stärker als ein Supercomputer: Wenn Hunderttausende PCs in aller Welt mithelfen, kommt eine Rechenleistung zustande, mit der drängende Probleme in der Welt gelöst werden können.
Stärker als ein Supercomputer: Wenn Hunderttausende PCs in aller Welt mithelfen, kommt eine Rechenleistung zustande, mit der drängende Probleme in der Welt gelöst werden können.

Jetzt haben IBM und die Universität Washington in Seattle ein weltweites Forschungsprogramm gestartet, an dem sich wieder PC-Nutzer überall in der Welt beteiligen können. Ziel ist es, Proteinstrukturen zu studieren. Die Erkenntnisse hieraus sollen unter anderem dabei helfen, mehr Reis zu produzieren und etwa Methoden zu entwickeln, um Reissorten besser vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen oder sie zu befähigen, mehr Nährstoffe zu speichern.

Am Ende soll das Projekt die größte und vollständigste "Landkarte" von Reisproteinen und ihren zugehörigen Funktionen erstellen helfen. Damit können Landwirte und Fachleute die Pflanzen bestimmen, die für Kreuzungszüchtungen geeignet sind, um so bessere Ernten zu erzielen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass widerstandsfähigere Reissorten besser gegen Klimaveränderungen geschützt sind.

Gemeinsam für eine gute Sache

Um nun mit einer möglichst hohen Rechenleistung die Zeit für solche Berechnungen zu verkürzen, nutzen IBM und die Universität Washington in Seattle das World Community Grid (WCGrid). Dabei handelt es sich heute schon um ein Netz von fast einer Million einzelner PCs und Server, die zu einer Leistung von 167 Teraflops zusammengeschaltet sind. Ein zentraler Rechner dient als Verteiler, der komplexe Rechenoperationen in kleinen Aufgabenpaketen an die einzelnen Rechner verschickt. Diese können in Ruhephasen beispielsweise Rechenoperationen aus Bereichen der Medizin- oder Klimaforschung durchführen können.

Nunmehr wird das WCGrid auch für ein von Computerbiologen der Universität Washington entwickeltes Modellierungsprogramm genutzt, das Reis-Protein-Strukturen studiert. Das ausschließlich für humanitäre Forschungszwecke eingesetzte World Community Grid kann die rund 30.000 bis 60.000 Proteinstrukturen in weniger als zwei Jahren untersuchen. Herkömmliche Rechner würden dafür mehr als 200 Jahre benötigen.

Wie spendet man Rechenzeit seines PCs?

Um ungenutzte Rechenzeit zu spenden, müssen sich PC-Nutzer lediglich unter http://www.worldcommunitygrid.org/ registrieren. Dann wird auf dem Rechner ein kleines, kostenloses und sicheres Softwareprogramm installiert. Befindet sich der Rechner im "Leerlauf", fordert er vom WCGrid-Server Daten an, berechnet diese und sendet die Ergebnisse mit der Bitte um neue Arbeit an den Server zurück. Ein Bildschirmschoner zeigt an, wann der Rechner seine Reserven spendet.

Was ist das World Community Grid?

Jedenfalls nicht kommerziell.

Das WCGrid vereint als öffentliches humanitäres Rechennetz mehr als 380.000 Mitglieder aus über 200 Ländern. Jede Woche melden sich laut IBM Tausende neuer User neu an und beschleunigen durch die gespendete Rechenzeit wissenschaftliche Forschungsprojekte. Eine Diskussion zum WCGrid findet sich unter anderem im Grüne-Jugend-Wiki. So hat beispielsweise das AfricanClimate@Home-Projekt eine Datensammlung abgeschlossen, das Aufschluss darüber gibt, wie Veränderungen der Landoberfläche im südlichen Afrika das Wetter beeinflussen. Weitere Forschungsprojekte auf dem Grid sind etwa FightAids@home, Discovering Dengue Drugs und Help Conquer Cancer. Alle Forschungsergebnisse sind nicht kommerziell und werden wissenschaftlich publiziert. (jm)