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Internet-Links generell in Gefahr?

13.12.1999
US-Gericht stoppt Mormonen-Kritiker

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Derzeit sorgt eine eigenwillige Rechtsprechung aus den USA für Schlagzeilen: Tena Campbell, Bezirksrichterin im Mormonenstaat Utah, hat zwei Kritikern der Mormonenkirche (offiziell: "Church of Jesus Christ of Latter-Day Saints") per einstweiliger Verfügung untersagt, auf ihrer Web-Site auf urheberrechtlich geschützte Inhalte der Religionsgemeinschaft zu verweisen. Das Ehepaar Sandra und Jerald Tanner hatte mehrfach Links auf Auszüge aus dem lediglich für den internen Gebrauch vorgesehenen "Church Handbook of Instructions" veröffentlicht. Die Richterin begründete ihre Entscheidung damit, die Tanners hätten mit ihren Links "Besucher ihrer Site dazu aufgefordert, das Copyright der Kirche zu verletzen." Das Ehepaar will nun in die Berufung gehen.

Auch wenn sich die Church of Scientology angesichts der Verfügung die Hände reiben dürfte (die in den USA als Religionsgemeinschaft anerkannte, hierzulande allerdings als Sekte gehandelte Organisation ist bekannt für ihre Internet-Kreuzzüge gegen Kritiker), befürchten Experten nun ein drohendes Verbot für praktisch alle Links, das die Hypertext-Struktur des World Wide Web ad absurdum führen würde. "Wenn diese Entscheidung Bestand hat, bedeutet dies das Ende aller Links", warnte Urheberrechtsanwalt Jeffrey Kuester gegenüber der "New York Times". "Wenn man keine Web-Adressen mehr posten kann, ohne damit eine Copyright-Verletzung zu riskieren, wie kann man dann noch linken?"