Dekra-Akademie wertet IT-Stellen aus

Internet-Kenntnisse bringen Pluspunkte

04.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Wer sich mit den Produkten von Softwaregiganten wie Microsoft, SAP und Oracle auskennt, hat beste Chancen, einen guten Job zu finden. Die großen Hersteller haben nach der neuesten Dekra-Stellenauswerung weiter ihre Position ausgebaut. Bei den Programmiersprachen ist Java auf dem Vormarsch.

Im März 1999 sichteten die Experten der Dekra-Akademie die Stellenangebote in den Wochenend- beziehungsweise Wochenausgaben folgender Printmedien: Berliner Morgenpost, COMPUTERWOCHE, ct, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Hamburger Abendblatt, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung. Insgesamt wurden in dieser Stichprobe 32455 Inserate berücksichtigt. Gegenüber den 25157 Offerten im März des vergangenen Jahres bedeutet dies ein beachtliches Plus von 29 beziehungsweise 57,3 Prozent bezogen auf die Vergleichszahlen von 1997.

In 14863 Stellenangeboten setzten die Arbeitgeber explizit DV-Know-how voraus. Damit bestätigt sich die Aussage vom vergangenen Jahr: Für beinahe jeden zweiten Arbeitsplatz sind DV-Kenntnisse unabdingbar.

Der kompetente Umgang mit leistungsfähigen PCs wird in 71 Prozent aller IT-Stellenanzeigen gefordert. Gegenüber 1998 bedeutet dies eine Steigerung um sieben Prozent. Diese Entwicklung ging vollständig zu Lasten der Großrechner, für die nur noch in sieben Prozent aller IT-Inserate Fachwissen gefordert wurde. Der Anteil an vernetzten Systemen lag konstant bei 22 Prozent.

In 66 Prozent aller IT-Stellenangebote wurden von den Bewerbern Kenntnisse über Systemsoftware vernetzter beziehungsweise Client-Server-Systeme erwartet. Die Arbeitgeber verlangten in erster Linie Unix- und Windows-Wissen. Beide Systeme sind laut Dekra weiterhin marktbeherrschend. Im Großrechnerumfeld fiel die Nachfrage nach Betriebssystem-Kenntnissen erstmals unter die Zehn-Prozent-Marke, im PC-Bereich lag der Wert bei 25 Prozent.

Bezüglich des Datenbankwissens bleiben die inserierenden Firmen häufig recht allgemein. So taucht in 30 Prozent (1998: 20 Prozent) aller Anzeigen kein Produktname auf. Oracle konnte seine Spitzenposi- tion aus dem Vorjahr mit einem Anteil von 25 Prozent halten. Danach folgen Microsofts SQL Server (NT) mit 15 Prozent und die Großrechner-Datenbanken DB2, DL1 und IMS/CICS mit 14 Prozent. Sie gingen um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück.

Was sich schon im letzten Jahr abzeichnete, bestätigte die aktuelle DV-Auswertung: Beim Thema Netze sind Windows-NT-Kenntnisse unverzichtbar.

Gegenüber 525 Nennungen im März 1997 und 949 im März 1998 brachte es die Software aus Redmond diesmal auf 1480 Nennungen. Das entspricht einem Zuwachs von 56 Prozent und bedeutet in dieser Kategorie eine Steigerung des Marktanteils um weitere neun auf nunmehr 70 Prozent. Die Nachfrage nach Novell-Wissen lag bei elf Prozent, nicht näher spezifiziertes Netzwerk-Know-how wurde in 18 Prozent aller IT-Anzeigen gezählt.

Den Stellenboom rund um das Internet verdeutlichen 2009 Nennungen, was einer Zunahme von mehr als 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Tendenz zu neuen Technologien geht mit der Abschwächung der Nachfrage nach "traditionellen Tools" von zwölf auf sieben Prozent einher. Die Vielfältigkeit der Produktpalette belegt der relativ hohe Anteil von 22 Prozent bei den sonstigen Technologien.

Kenntnisse spezieller Standardsoftware-Programme in der Bürokommunikation wurden insgesamt 4562mal - gegenüber 3599 im Vorjahr - genannt. Unübersehbar: Zunehmend werden von den Bewerbern Kenntnisse eines kompletten Standardsoftwarepakets vorausgesetzt. Der Anteil wuchs von 29 Prozent im Vorjahr auf nunmehr 36 Prozent. So stiegen die Nennungen von Microsofts Office von 319 (1997) über 1019 (1998) auf aktuell 1640, was ein weiteres Plus von 61 Prozent bedeutet.

In den Anwendungsgebieten Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und PC-Datenbanken dominieren weiter unangefochten die Microsoft-Produkte Word (98 Prozent aller Nennungen), Excel (98 Prozent) und Access (87 Prozent). Lediglich beim Thema Vorgangsbearbeitung konnte sich Lotus Notes vor Microsoft Exchange mit 187 gegenüber 103 Nennungen behaupten.

Wenn es um Qualifikationen auf dem Gebiet der betriebswirtschaftlichen Standardsoftware geht, haben die Spezialisten mit SAP-Kenntnissen die Nase vorn. Gab es in der letztjährigen Stichprobe 1824 Nennungen, so wurde im März 1999 insgesamt 2352mal Fachwissen für die Produkte der Walldorfer Softwareschmiede erwartet. Dies entspricht einer Steigerung um knapp 30 Prozent. Klar in Führung liegt die Nachfrage nach dem System SAP R/3 mit einem Anteil von 47 Prozent. Die am häufigsten genannten Module betreffen Finanz- und Rechnungswesen, Controlling, Materialwirtschaft und Vertrieb. Die Nachfrage nach Kenntnissen über das Vorgängerprodukt SAP R/2 nimmt dagegen kontinuierlich ab. Bei allen übrigen betriebswirtschaftlichen Anwendungsprogrammen konnte lediglich Datev mit acht Prozent einen nennenswerten Anteil verbuchen.

Programmierer zählen zur Zeit zu den meistgesuchten IT-Fachleuten. Wie dringend Unternehmen personelle Verstärkung benötigen, bestätigt auch die Dekra-Stellenauswertung: Fanden sich 1997 in den Inseraten noch 1970 Einträge zum Thema "Sprachen", so waren es ein Jahr später schon 4388 - und in diesem Jahr 4750. Der Siegeszug von Java setzt sich dabei fort: Nach einem Nachfrageanteil von elf Prozent im März 1998 waren es diesmal schon beachtliche 14 Prozent. Dies bedeutet bereits Rang zwei hinter der Programmiersprache C, die mit 35 Prozent der Nennungen ihre Spitzenposition um sieben Prozent ausbauen konnte.