Internet-"GAPs"

12.11.1998

Gartner-Analysten wiesen in Cannes darauf hin, daß europäische Unternehmen in bezug auf elektronische Business-to-Business-Aktivitäten noch immer zwölf bis 18 Monate hinter der US-amerikanischen Konkurrenz zurückliegen. Diese Lücke dürfte sich nach Ansicht der Auguren sogar noch vergrößern, wenn die EU-Mitgliedsstaaten und die EU-Kommission nicht schleunigst handeln. Insbesondere gelte es, endlich Fragen wie die nach einem freien und kostengünstigen Internet-Zugang sowie rechtliche und sicherheitsrelevante Aspekte zu klären. "Weder die europäische Internet-Infrastruktur noch die Gesetzgebung haben mit der Nutzung des World Wide Web Schritt gehalten", kritisierte Gartner-Research-Director Anne-Marie Roussell.

Skeptisch zeigte sich Gartner gegenüber den zahlreichen E-Commerce-Prognosen, die für Unternehmen keinerlei verläßliche Planungsgrundlage darstellten. "Bis zum Jahr 2002 werden die veröffentlichten Business-Szenarien und Umsatzerwartungen weder hinreichend segmentiert noch exakt genug sein, als daß Unternehmen daraus einen Nutzen für das eigene Geschäft ziehen können", dämpfte Gartner-Research-Director Alexander Dobnik die Erwartungen. Zumindest ließen sich daraus keine generellen E-Commerce-Strategien ableiten.

Prinzipiell verlieren die USA nach Ansicht von Gartner in absehbarer Zeit ihre zahlenmäßige Übermacht im Web. Bereits zur Jahrtausendwende soll der Anteil der US-Amerikaner an der weltweiten Internet-Gemeinde auf 40 Prozent sinken - derzeit sind es noch 55 Prozent. In Europa dürfte sich hingegen die Zahl der Internet-Nutzer nach Erhebungen von Gartner in den kommenden vier Jahren versechsfachen. Für das Jahr 2002 rechnen die Analysten mit 70 Millionen Internet-Zugängen in Europa, mehrheitlich in Unternehmen (53,7 Prozent). 1997 gab es in Europa erst 13,3 Millionen Internet-Anschlüsse, von denen 53,2 Prozent privat genutzt wurden.