Directweb, Gobi und Free PC hoffen auf E-Commerce

Internet-Firmen ködern Kunden mit kostenlosen PCs

09.04.1999
MÜNCHEN (CW) - Wer sich verpflichtet, gegen eine Gebühr das Internet zu nutzen, bekommt den Rechner als Dreingabe gratis dazu. Dieses und ähnlich günstige Verkaufsmodelle finden immer mehr Anklang in den USA. Doch ob sich das neue Vertriebskonzept rechnet, daran zweifeln viele Analysten.

Das Internet-Unternehmen Directweb plant, in der Region um Philadelphia 25000 Rechner kostenlos unter das Volk zu bringen. Einzige Bedingung: Wer einen der PCs ergattern will, muß sich verpflichten, seinen Weg ins Internet über die Web-Seite des Anbieters zu beginnen. Die Kosten liegen zwischen 20 und 50 Dollar pro Monat, je nachdem, für welches PC-Modell man sich entscheidet. Für 20 Dollar gibt es einen Celeron-Rechner mit 32 MB Hauptspeicher, 6,4-GB-Festplatte und 15-Zoll-Monitor. Wer 50 Dollar investiert, bekommt einen Pentium-II-PC mit 128 MB RAM, 10,2-GB-Harddisk und einen 17 Zoll großen Monitor. Möchten die Kunden den Internet-Dienst nicht mehr nutzen, müssen sie den Rechner wieder zurückgeben.

Gewinn erwartet Directweb zunächst aus den Nutzungsgebühren. In einer zweiten Phase, wenn sich die Anwender mit dem Internet vertraut gemacht haben, will man laut Marketing-Vice-President Glenn Goldberg Gebühren aus den erwarteten E-Commerce-Geschäften kassieren. Auch eine eigene Kreditkarte, mit der die Anwender im Netz einkaufen sollen, ist bereits geplant.

Unternehmen wie Gobi oder Free PC präsentieren ähnliche Angebote. Bei Gobi, einem Anbieter von Internet-Lösungen, bekommt der Kunde für 26 Dollar im Monat sowie eine einmalige Aufstellgebühr von 30 Dollar einen kostenlosen Rechner und unbegrenzten Internet-Zugang. Allerdings müssen sich die Anwender verpflichten, drei Jahre bei der Stange zu bleiben. Kündigt man vorher, wird eine Strafgebühr fällig.

Das kalifornische Unternehmen Free PC hat angekündigt, 10000 Presario-Rechner von Compaq kostenlos zu verteilen. Auch hier ist der Internet-Zugang über die Unternehmens-Web-Seite kostenlos mit dabei. Der Haken: Wer einen der Rechner haben will, muß detaillierte persönliche Informationen preisgeben und wird außerdem mit Werbung auf seinem PC bombardiert. Experten stehen dem ganzen Modell sehr skeptisch gegenüber. Stephen Baker, Analyst beim Marktforschungsinstitut PC-Data, bezweifelt, daß die Firmen es schaffen werden, genug Rechner auf den Markt zu bekommen, um die Nachfrage zu befriedigen. Außerdem weiß noch niemand, ob das ganze Modell in finanzieller Hinsicht überhaupt funktioniert, kritisiert Baker.

Bei Directweb sieht man der Zukunft optimistisch entgegen. Firmenchef Dennis Cline ist sich sicher, mit dem Angebot die Tür zu einem riesigen neuen Markt aufzustoßen. Er erwartet, daß die ersten Kunden bis Juni am Netz hängen. Im dritten Quartal will man das Angebot dann auf andere Bundesstaaten ausdehnen und schließlich bis Ende des Jahres den gesamten US-amerikanischen Markt erobert haben.