Internet File System erst im zweiten Release

Internet File System erst im zweiten Release Integrationstests verzögern Auslieferung von Oracle 8i

15.01.1999
MÜNCHEN (CW) - Oracle verschiebt die Auslieferung der für das Jahresende versprochenen Internet-Datenbank "Oracle 8i" um mindestens zwei Monate. Das als zentrales neues Feature gepriesene "Internet File System" wird es aber auch dann noch nicht geben.

"Der Code ist fertig. Es geht nur noch um abschließende Belastungs- und Integrationstests", spielt Oracle die Verspätung herunter. Der kurze Aufschub komme der Qualität und damit den Kunden zugute.

Die Auslagerung des als große 8i-Neuerung angekündigten Internet File Systems (IFS) auf das frühestens im Juni dieses Jahres lieferbare zweite Produkt-Release läßt sich jedoch als Hinweis auf ernsthafte Probleme deuten.

Stilisierte Oracle-Chef Larry Ellison die neue Datenbank aufgrund von IFS nahezu zum "Internet-Betriebssystem" (vgl. CW 38/98, Seite 16), so wird dieses Feature heute etwas weniger re- volutionär eingestuft. Tatsächlich handelt es sich dabei im wesent- lichen um ein Werkzeug zur einfacheren Benutzung der Datenbank für User und Administratoren. Es kann strukturierte (relationale) und unstrukturierte Daten (Texte, Bilder etc.) wie in einem Dateisystem darstellen und mit Hilfe von Oracles Cartridge-Technik auch in der Datenbank speichern. Im Internet-Umfeld ist diese IFS- Eigenschaft von einiger Bedeutung, weil sich Oracle-Daten damit immer auf die gleiche Weise präsentieren lassen. Die einfachere Bedienbarkeit ist zudem ein wichtiges Argument im Konkurrenzkampf gegen Microsofts preisgünstigen "SQL-Server".

Von den Analysten wird das Fehlen des neuen File-Systems nicht als besonders kritisch gesehen, zumal immerhin eine Entwicklerversion mitgeliefert werden soll. Sie loben vielmehr, daß Oracle die Einhaltung des Frei- gabedatums hinter die Beseitigung der im Beta-Release offensichtlich gefundenen Mängel zurückstellt. Von größerer Bedeutung für den Internet-Einsatz sei momentan eine möglichst reibungslose Integration der Datenbank mit dem hauseigenen Application-Server und der Java-Entwicklungsumgebung "Jdeveloper 2.0".