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Schutz der Privatsphäre

Internet Explorer 8 wird zum Schrecken des E-Commerce

02.09.2008
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Abwehrpaket auf Knopfdruck

Der InPrivate-Modus des Internet Explorer 8 öffnet hingegen ein eigenes Fenster und wendet dort alle Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre an. Gleichzeitig bleiben aber sämtliche Informationen erhalten, die zuvor im normalen Betrieb aufgezeichnet wurden. Der Browser speichert dann Cookies und Cache-Dateien nur temporär bis zum Ende der Sitzung, schreibt keine Historie mit und merkt sich keine in Formulare eingegebenen Daten sowie Passwörter. URLs, die der Benutzer in die Adresszeile eingetippt hat, bleiben ebenso unberücksichtigt wie Suchanfragen in der dafür zuständigen Eingabezeile.

Unter der verstärkten Abwehr von Cookies könnten besonders Unternehmen aus der Werbebranche leiden, die auf dem lokalen PC abgelegte Informationen nutzen, um das Surf-Verhalten eines Nutzers zu beobachten. Davon betroffen wäre auch das zu Google gehörende Doubleclick, das Werbe-Banner auf vielen kommerziellen Websites ausliefert. Daher kann das Unternehmen Besucher über all diese Web-Angebote hinweg verfolgen und versuchen, Werbung auf die Vorlieben des Nutzers abzustimmen.

Auch der InPrivate-Modus ist machtlos gegenüber Cookies, die mittels Adobes Flash-Plug-in gespeichert werden.
Auch der InPrivate-Modus ist machtlos gegenüber Cookies, die mittels Adobes Flash-Plug-in gespeichert werden.

Abhängig von der Akzeptanz und den Auswirkungen des InPrivate-Modus werden Dienstleister des Web-Marketings neue Schlupflöcher suchen, um Besucher wiederzuerkennen. Angesichts der schwindenden Zuverlässigkeit von Browser-Cookies weichen Spezialisten für Web Analytics schon seit einiger Zeit beispielsweise auf Cookies für das Flash-Plug-in von Adobe aus. Sie lassen sich nicht über die Konfiguration des Browsers einsehen oder löschen, so dass sie für den durchschnittlichen Benutzer außer Reichweite bleiben. Zusätzlich versuchen andere Anbieter, anhand der vom Browser übermittelten Daten einen Fingerabdruck für jeden Besucher zu erstellen. Der IE 8 wird diesen Trend vermutlich beschleunigen.

Blockieren von Mashups

Den meisten Sprengstoff für die Web-Wirtschaft birgt die Funktion "Blocking", die ebenfalls mit dem InPrivate-Modus aktiviert wird. Sie richtet sich dagegen, dass moderne Websites immer mehr Angebote von Dritten integrieren, seien es Inhalte oder Anwendungen. Die Kooperationspartner erhalten damit Einblicke in das Online-Verhalten des Benutzers, weil der Browser auf Geheiß der primären Seite Inhalte von anderen Domänen nachlädt, ohne dass dies dem Anwender bewusst ist. Dieser geht in der Regel davon aus, dass er es nur mit der Website zu tun hat, deren URL er in der Adressleiste des Browsers angezeigt bekommt.

Ein Symbol neben der Adresszeile zeigt an, dass der InPrivate-Modus aktiv ist.
Ein Symbol neben der Adresszeile zeigt an, dass der InPrivate-Modus aktiv ist.

Die Entwickler des Internet Explorer sehen darin nicht nur eine Gefahr, weil auf diesem Weg Schadcode auf den Rechner des Nutzers gelangen kann, sondern auch weil sich auf diese Weise das Verhalten des Anwenders ausspähen lässt. Dean Hachamovitch, General Manager für den IE, räumt zwar ein, dass das Zusammenführen von Inhalten aus mehreren Quellen der Struktur und dem Design des Web entspreche und großen Nutzen biete. In seinem Beitrag auf Microsofts IE-Blog streicht er aber besonders die negativen Nebenwirkungen für die Privatsphäre heraus.