Ploenzke veröffentlicht Tool-Übersicht

Internet-Connectivity ermöglicht Legacy-Systemen das Überleben

23.04.1999
MÜNCHEN (CW) - Etwa 70 bis 80 Prozent der Unternehmensdaten werden heute noch auf Mainframe- und Midrange-Systemen verarbeitet. Über zwei Drittel aller Software-Budgets fließen in die Pflege dieser alten Programme. Um die dort gespeicherten Informationen auch mit den neuen Techniken etwa des Internet nutzen zu können, benötigen Anwender spezielle Tools, für die ein beachtlicher Markt entstanden ist. CSC Ploenzke hat dazu jetzt eine Übersicht* veröffentlicht.

In vielen Unternehmen stellen Legacy-Anwendungen immer noch einen hohen Investitionswert dar. Sie sind erprobt, bilden die wesentlichen Geschäftsprozesse ab und bewältigen die Basisaufgaben des Alltags. Die Kehrseite liegt auf der Hand: Bei den Altanwendungen handelt es sich meist um proprietäre Lösungen, die weder dem technologischen noch dem betriebswirtschaftlichen Stand der Technik entsprechen. Bedrohlich wird es dann, wenn ein Unternehmen aufgrund dieser Situation nicht mehr adäquat auf neue Marktanforderungen reagieren kann. Es gilt vor allem, den Aufsprung auf den längst angefahrenen Internet-Zug noch zu schaffen.

Bei der CSC Ploenzke AG ist man der Meinung, daß Legacy-Systeme mit einem vertretbaren Aufwand in moderne Architekturen eingebunden werden können. Mit Hilfe von Internet-Technologie und der damit verbundenen standardisierten Protokollsuite sollen sich komplexe Neuentwicklungen vermeiden lassen. Dieses Vorgehen werde künftig eine immer größere Rolle gegenüber dem klassischen Software-Re-Engineering spielen. Den dafür gewachsenen Tool-Markt nahmen die Berater erstmals 1998 unter die Lupe, jetzt folgt das Update der Studie "Internet Legacy Connectivity".

Die mittlerweile 71 in die Übersicht aufgenommenen Produkte wurden in 15 Kategorien eingeteilt. Dabei geht es vereinfacht dargestellt um:

-"Tools mit spezieller Zielrichtung" (Terminalemulation mit und ohne GUI-fizierung, Dateneinbindung und -analyse, Groupware und Workflow, Publishing von Reports, Anbindung von SAP-Transaktionen sowie Integration von Cobol-Anwendungen) sowie

-"Integrations-Tools ohne spezielle Zielrichtung" (Emulationstechniken, Message-orientierte Middleware, transaktionsbasierte Werkzeuge, Kapselungstechniken, Object Request Broker und objektorientierte Produkte mit verteilter Anwendungsarchitektur).

Die Marktübersicht schreckt auf den ersten Blick mit ihren seitenlangen Listen der einzelnen Kategorien und den darin eingeordneten Produkten sowie deren jeweiliger Feature-Beschreibung etwas ab. Eingeflochten sind jedoch immer wieder Orientierungshilfen, die bei der Tool-Auswahl unterstützen sollen. Dabei geht man von einer Bedarfsanalyse aus, um das Spektrum der in Frage kommenden Werkzeuge einzugrenzen. Zwei extreme Situationen fallen hier auf.

Die einfachste Art der Internet Legacy Connectivity besteht demnach aus einer Eins-zu-eins-Darstellung der Anwendungen etwa im Bereich neuer Niederlassungen oder für den Außendienst. Zu klären bleibt in diesem Fall, inwieweit Verarbeitungsfunktionalität remote zur Verfügung gestellt werden soll. Ist beispielsweise gewünscht, Verträge direkt beim Kunden online zu bearbeiten, müssen die Informationen gut gesichert werden. Außerdem liegt es nahe, die Terminalemulation durch ein modernes GUI zu ersetzen. Dabei kann die Konvertierung der Oberfläche am Host oder Client erfolgen.

Äußerst komplex wird die Situation dagegen, wenn ein Unternehmen aufgrund neuer Geschäftsprozesse seine Systemarchitektur umstrukturieren und dabei Teile aus den Altanwendungen übernehmen will. Derartige Projekte stellen hohe Anforderungen an die Entwicklung und setzen deshalb in jedem Fall eine Portfolio-Analyse voraus. Ein dazu von Ploenzke aufgestelltes Schema soll klären, ob Geschäftswert und technische Qualität des Legacy-Systems dessen Sanierung oder eine komplette Ablösung empfehlen.

Zwischen beiden Extremen gibt es ein breites Spektrum der Legacy Internet Connectivity. Ein häufig beobachtetes Projektziel ist laut Ploenzke auch, daß Unternehmen mehrere Altanwendungen inklusive Verarbeitungsfunktionalität unter einer grafischen Oberfläche integrieren wollen. Wer ein Tool für diese Zwecke sucht, sollte auf die Produkteigenschaften in den Kategorien GUI, Integration und Transaktionssicherheit sowie gegebenenfalls auf Workflow- und Reporting-Funktionen achten. Die Anforderungen an die Entwicklungsumgebung sind hier relativ gering. Zu prüfen ist allerdings, ob die Anwendungsintegration besonders in heterogener Umgebung die Einführung einer Middleware und damit einer Drei-Schichten-Architektur erfordert - auch hierzu sind Produkte in der Marktübersicht aufgelistet.

Das breite Tool-Spektrum von der einfachen Legacy-Darstellung via Internet-Techniken bis hin zur Einbindung von Informationen aus Altsystemen in eine völlig neue IT-Infrastruktur hat einen äußerst positiven Aspekt: Es erlaubt denjenigen Unternehmen, die im Prinzip komplett umsatteln wollen, eine weiche Migration, indem sukzessive Lösungen eingeführt und anhand von Prototypen getestet werden können.

*Die Marktübersicht "Internet Legacy Connectivity" ist in der diesjährigen Edition erheblich erweitert worden und systematisiert 71 Produkte für diesen Markt. Autorinnen sind Doris Schmieder und Dr. Beate Pfau, beide Mitarbeiterinnen der CSC Ploenzke AG. Das rund 3420 Mark teure Werk läßt sich über den Herausgeber IT Research GmbH in Höhenkirchen (infoqit-research.net) beziehen.

Abb: Eine Portfolio-Analyse des Geschäftswerts und der technischen Qualität von Legacy-Systemen sollten Unternehmen dann vornehmen, wenn sie nicht genau wissen, welche Informationen beziehungsweise Anwendungen sie für eine Internet-fähige Architektur integrieren wollen. Quelle: CSC Ploenzke