Thema der Woche

Internet

10.01.1997

Kaum haben wir den Begriff des Intranet verinnerlicht, da sollen sich Anwender 1997 mit einem neuen Netzphänomen auseinandersetzen. Es werden höchstwahrscheinlich die "Extranets" sein, die dieses Jahr häufig die Schlagzeilen bestimmen und nach den Schlagworten Internet und Intranet den Web-Hype weiter schüren. Das Extranet - ein Synonym für die Business-to-Business-Kommunikation auf Basis von Internet-Technologie - sorgt jedenfalls dafür, daß die Integration der plattformübergreifenden Internet-Standards in Unternehmensnetze weiter forciert wird.

An dieser Entwicklung führt kein Weg vorbei, auch wenn die Web-Technik wie viele andere DV-Trends zuvor mit zuviel Vorschußlorbeeren bedacht wurde. Den Markt dürfte diese Aufbruchsstimmung, die eine Intranet-Studie der COMPUTERWOCHE dokumentiert, dieses Jahr erheblich erschüttern. Vieles deutet zum Beispiel

darauf hin, daß 1997 zum Schicksalsjahr für Novell und Lotus wird. Novell muß auf Gedeih und Verderb mit "Intranetware" den Anschluß schaffen. Ein solches Husarenstück trauen keineswegs alle Marktbeobachter der Company zu. Gleiches gilt für "Notes".

Natürlich wird das neue Jahr auch weiterhin vom Zweikampf Netscape gegen Microsoft geprägt. Es könnte Bill Gates nach einer Aufholaktion ohnegleichen gelingen, dem Internet-Pionier Netscape die Marktführerschaft im Server- und möglicherweise auch im Browser-Bereich abzujagen. Einen Alleingang des Softwaregiganten mit dem Browser "Internet Explorer 4.0" und der Objekttechnologie "Active X" wird es jedoch nicht geben. Wer weiß, vielleicht werden die Gerüchte um eine Hochzeit zwischen Netscape und Oracle oder Novell dieses Jahr doch wahr. Fusionen muß und wird es geben. Ein dickes Fragezeichen steht auch hinter den Online-Diensten, allen voran Compuserve, der Mühe haben wird, sich als Internet-Access-Provider zu behaupten.

Technologisch dürfte das Jahr wenig Sensationelles bereithalten. Eine der wesentlichsten Veränderungen bringt mit Sicherheit die stärkere Integration der Browser in die Benutzeroberflächen. Im Klartext heißt das: Der Browser könnte zur universellen Benutzerumgebung für lokale und externe Informationen und Anwendungen avancieren. Größere Java-Applikationen werden 1997 noch auf sich warten lassen.

Der große Durchbruch des Electronic Commerce wird ebenfalls ausbleiben. Die Akzeptanz hängt entscheidend von der Entwicklung tauglicher Sicherheitsstandards ab. Auf dem Vormarsch sind hingegen die sogenannten Push-Dienste wie "Pointcast" oder "Marimba", die Anwender gezielt mit WWW-Informationen beliefern. 1997 könnte außerdem der Mail-Standard Imap 4 Fuß fassen und über kurz oder lang die Protokolle SMTP und POP 3 ablösen.