Anwenderbericht MTU, MünchenFriedrichshafen:

Interne DB-Standards reduzieren Programm-Wartung

29.06.1979

Im Laufe der letzten vier Jahre wurden innerhalb der MTU-Gesellschaften eine Reihe kommunikationsorientierter DV-Systeme für die Arbeitsgebiete Einkauf, Lagerwirtschaft, Materialplanung, Zeitwirtschaft, Konstruktions- und Produktionsdatenverwaltung und Logistik realisiert. Charakteristisch für diese Anwendungen, die alle auf IMS/VS basieren, sind neben dem hohen Integrationsgrad der gebotene Anwender-Komfort und die aktionsorientierte Weitergabe von Informationen von einem Arbeitsgebiet zum anderen.

Wesentliche Voraussetzung für die hohe Effizienz bei der Software-Entwicklung waren folgende Entscheidungen:

- Einsatz normierter und einheitlicher Bezeichnungen aller Datenfelder, die Bestandteil einer Datenbank sind,

- zentrale Verwaltung aller Datenfelder sowie aller relevanten Informationen über geplante DV-Systeme durch eine zentrale DB-Organisation,

- Minimierung des Erstellungs- und Wartungsaufwandes von Programmsystemen durch Standardprogramme,

- automatische, projektbegleitende Dokumentation.

Auf der Grundlage dieser Entscheidung wurde eine Reihe von Programmen entwickelt, welche heute unter der Bezeichnung "Rechnerunterstützte Hilfsmittel zur Erstellung, Einführung und

Dokumentation von Programmsystemen" eingesetzt werden (siehe Abbildung 1).

Dieses Programmsystem läuft unter Kontrolle des IMS/VS und basiert auf einer zentralen Datenbank.

Funktionsgruppen des Systems:

Hilfsmittel zur Realisierung von DV-Anwendungen, bestehend aus einer Reihe von Generatoren für die Erstellung von IMS-Kontrollblöcken und Programm-Bausteinen (zur Zeit werden Programmteile (INCLUDES) für PL/1 generiert; geplant ist eine Erweiterung von Generator-Funktionen auch für Cobol).

Hilfsmittel für die Einführung von DV-Anwendungen, bestehend unter anderem aus allgemeingültigen Programmen (Batch/Online) zum Aufbauen, Verändern, Anzeigen oder Drucken beliebiger Datenbanken.

Programme für die eigentliche Dokumentation von DV-Anwendungen.

Beschreibung der Funktionsgruppen des Systems

Basis: Dokumentations-Datenbank

Die Dokumentations-Datenbank (DOK-DB), eine HIDAM-organisierte Datenbank, ist die zentrale Basis, auf die alle Hilfsmittel zugreifen. Zur Zeit werden darin Informationen gespeichert über alle

- Datenfelder

- DB-Segmenttypen

- Datenbanken

- PSB's

- Bildschirmmasken

- Programme

- Funktionen wie

Integrationskreise (zum Beispiel Materialwirtschaft)

Problemkreise (zum Beispiel Einkauf)

Programmkreise (zum Beispiel Bestellschreibung)

- Transaction-Codes

- Leitungen, LTERM und PTERM

Dabei kommt es besonders darauf an, die Beziehungen der genannten Elemente untereinander festzuhalten und schnellstens folgende Fragestellungen zu ermöglichen:

Welche Auswirkungen hat eine Umstrukturierung der Datenbank A?

Welche Segment-Typen, von welchen Datenbanken und welche Programme sind von der Erweiterung von Feld X betroffen?

Ein großer Teil dieser Informationen wird bei Benutzung der entsprechenden Hilfsmittel automatisch in die DOK-DB gespeichert.

Andere Hilfsmittel verwenden Informationen aus der DOK-DB für ihre Arbeit.

Erstellung von DV-Systemen

DBD-Generator

Generiert IMS-Datenbankbeschreibungen (physisch und logisch), berechnet den für eine Datenbank benötigten Speicherplatz und erstellt ein Plot-Bild mit dem Aufbau der Datenbank.

PSB-Generator

Generiert ein PSB und - nach Bedarf - einen Programmbaustein mit allen IMS-spezifischen Definitionen (INCLUDE), mit gleichzeitigem Ausdruck der logischen DB-Struktur je PCB in graphischer Form.

Nach Generierung eines PSB werden folgende Beziehungen aufgebaut:

- PSB (und dazugehörendes Programm) zu DBD's

- PSB (und dazugehörendes Programm) zum generierten INCLUDE.

Bildschirmmasken-Generator

Druckt den Aufbau der zu generieren den Bildschirm-Maske zu Kontrollzwecken, generiert alle dazugehörenden MFS-Kontrollblöcke und - nach Bedarf - INCLUDES für die Ein-/Ausgabe-Nachrichten.

Segmentstruktur-Generator

Generiert je DB-Segmenttyp die benötigten INCLUDES.

DC-Programm-Generator

Erzeugt ablauffähige Online-Programme (Dialog/Nicht-Dialog) unter Zuhilfenahme allgemeiner Programmier-Standardroutinen und bereits generierter Programmbausteine aus PSB-, Bildschirmmasken- und Segmentstruktur-Generator.

Einführung von DV-Systemen

Allgemeines DB-Update- und DB-Druck-Programm (Batch)

Wird eingesetzt für folgende Aufgaben:

- Zugriff auf beliebige Datenbanken im Lese-/Update-Modus,

- Test von DL/1-Abläufen,

- erstmaliges Laden von Datenbanken (mit beschränktem Datenumfang),

- Drucken in standardisierte Form (unter Verwendung der DOK-DB) einer kompletten Datenbank oder aller Segmente, auf die das Programm zugreift.

Allgemeines DB-Anzeige- und DB-Update-Programm (Online)

Dient zum Anzeigen oder Aktualisieren von beliebigen DB-Segmentinhalten.

Dokumentation von DV-Systemen

Wie bereits erwähnt, werden Daten für die DOK-DB größtenteils automatisch gewonnen. Eine manuelle Erfassung zum Zwecke der Einspeicherung in die DOK-DB ist erforderlich für

- Datenfelder und ihre Charakteristika,

- Segment-Typen und ihre Strukturierung,

- Programme,

- Integrations-, Problem- und Programm- Kreise.

Bei der Speicherung der Daten werden gleichzeitige Verknüpfungen erstellt zwischen

- Segmenttyp und Datenfeldern,

- Programm und verwendeten Formaten, Programm und zugeordneten Transactions-Codes (bei Online-Programmen), Programm und dazugehörenden generierten Programm-Bausteinen,

- Integrations-Kreisen und dazugehörenden Problem-Kreisen,

- Programm-Kreis und dazugehörenden Programmen.

Automatische Dokumentation Integrierter Systeme (AUDIS)

Das Software-Paket AUDIS ist das einzige Fremdprodukt in der Reihe der hier beschriebenen Hilfsmittel (entwickelt von Walter Kaphahn auf Anregung der MTU). Es kann eingesetzt werden, um Source Decks einzelner PL/1-Programme beziehungsweise kompletter Programm-Systeme zu analysieren und auszuwerten.

Mögliche Auswertungen für alle in einem AUDIS-Lauf untersuchten Programme sind:

- Verknüpfungen zwischen Programm und verarbeiteten Datenbanken,

- Verknüpfungen zwischen Programm und verarbeiteten Segmenttypen oder Datenfeldern (mit Verarbeitungsregeln je Segment und Datenfeld),

- Verknüpfungen zwischen Programm und verwendeten Unterprogrammen beziehungsweise INCLUDES.

Der Einsatz von AUDIS erfolgt bei der Übernahme ausgetesteter Programme in den produktiven Betrieb, wobei mittels Interface Programm-Informationen aus dem analysierten Code in die DOK-DB gespeichert werden.

Durch die Analyse des Programm-Codes wird, mit geringem EDV-Aufwand, das Ziel erfüllt, eine

- ständig aktuelle,

- übersichtliche und

- einheitliche Dokumentation

zu erhalten, was als Voraussetzung für eine effiziente Wartung gilt. Durch die transparente Darstellung der Zusammenhänge von Programmen und Daten bietet AUDIS außerdem wertvolle Hilfe in der Planung und Realisierung neuer DV-Systeme.

Das in diesem Artikel beschriebene System und die Philosophie, die dahinter steckt, haben sich bei der MTU bestens bewährt. Die erwähnten Tools, mit Ausnahme jener Hilfsmittel, deren Benutzung dem DB-Administrator vorbehalten bleibt, werden innerhalb der MTU-Gruppe von einem stattlichen Personenkreis verwendet (vom Programmierer bis zum System-Analytiker, vom mittleren Management bis zum EDV-Verbindungsmann aus dem Fachbereich). Sie sind aus dem täglichen Betrieb nicht wegzudenken. Mit ihrer Hilfe sind allein bei der MTU München DV-Anwendungen mit

- 60 physischen, 28 logischen und 11 Sekundär-Index-Datenbanken (mit insgesamt rund 500 Segment-Typen und 1600 Datenfeld-Beschreibungen) sowie

- über 600 IMS-Programmen (davon rund 200 Online-Programme mit 220 Bildschirm-Masken) realisiert und dokumentiert worden.

Das System oder Teile davon können von der MTU erworben werden. Darüber hinaus wird das Programmpaket AUDIS auch von seinem Autor, Walter Kaphahn, Rambergstr. 4, 8000 München 40, vertrieben.

* Emanuel Levecchia ist Leiter der Abteilung DB/ DC-Systeme der MTU-Gruppe, München/Friedrichshafen