Internationale Zusammenarbeit in der Informationstechnologie wichtig, aber:Japaner kooperieren kaum mit Europäern

11.07.1986

MÜNCHEN (CW) - Kooperationen auf dem Sektor der Informationstechnologie zwischen Europa und Japan sind nicht nur selten, sondern oft auch ungleichgewichtig. So stellt das Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in einer internationalen Studie fest, daß die meisten Verbindungen Vertriebskooperationen sind, oder daß es sich um einbahnige Technologieabkommen handelt.

Internationale Zusammenarbeit in der Informationstechnologie, so das Münchner Institut, ist insbesondere in Forschung und Entwicklung notwendig. Anzahl und Intensität der bislang realisierten europäisch-japanischen Kooperationen seien jedoch eher mager. Gründe dafür sehen die Verantwortlichen der Studie vor allem in der Einstellung der japanischen Unternehmen, die Europa in der Informationstechnologie oft als "nicht mehr wettbewerbsfähig" einschätzen. Dabei bewerten beide Seiten derartige Verbindungen als durchaus sinnvoll und sind auch mit den bisher gemachten Erfahrungen zufrieden.

Schlecht weg kommt bei Ifo jedoch vor allem die Struktur der Zusammenarbeit. So beschränke sich "echte technologische Zusammenarbeit" im wesentlichen auf die Mikroelektronik. Als Beispiel dafür stehe die Verbindung Toshiba-Siemens, bei der ein Technologietransfer auch nach Japan erfolge. Allerdings seien auch im Bereich Mikroelektronik europäisch-japanische Partner Seltenheit. Die Kooperationen zwischen amerikanischen und deutschen Unternehmen mache dagegen 80 Prozent aus.

Noch trauriger sieht es jedoch im Computerbereich sowie in der Bürokommunikation aus: Die Kooperationen bestünden überwiegend aus OEM-Abkommen, die auf den Absatz auf europäischen Märkten zielten. Lediglich bei den wenigen Telecom- und Software-Kooperationen stehe der japanische Markt im Mittelpunkt.

Weiter kommt das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung zu dem Ergebnis, daß der plötzliche Abbruch einer bestehenden Kooperation den europäischen Partner wesentlich härter träfe als den japanischen. Könnte beispielsweise Siemens keine Fujitsu-Computer mehr verkaufen, so die Studie, wäre der Nachteil für den Münchner Elektronikriesen sicherlich größer. Gleiches gelte auch für die Kooperation zwischen Fujitsu und dem britischen Computerhersteller ICL.

Wolle man die europäisch-japanischen Kooperationschancen verbessern, so das Fazit der Studie, müßten die europäischen Unternehmen an Attraktivität gewinnen. Der Schüssel hierzu könne in verstärkter innereuropäischer Kooperation liegen. Sonst würden die Japaner die Kooperation mit Europäern weiterhin nur dazu nutzen, sich neue Vertriebswege zu eröffnen oder den Export nach Europa zu stabilisieren.