Internationale Rechnungslegung auf Knopfdruck

29.06.2006
Die Konzernzentrale des Finanzdienstleisters AWD in Hannover arbeitet schon seit 2002 mit einer MIS-Lösung für das Beteiligungscontrolling. Bei der gesetzlich geforderten Anpassung an internationale Rechnungslegungsvorschriften nutzte AWD die Gelegenheit, um gleichzeitig das Forecast-System zu verbessern und eine Funktionskostenstellenrechnung zu installieren.

Bis zum Ausbau des Systems konnten die Anwender auf zwei unterschiedliche Weisen auf die OLAP-Datenbank MIS Alea zugreifen. Während das Konzerncontrolling mit dem Frontend MIS Excel Integration individuelle Auswertungen erstellte, gewährte DynaSight der Geschäftsführung und den Controllern webbasierten Zugriff auf Standardberichte. Obwohl die Lösung die Anforderungen problemlos erfüllte, zeigte sich, dass sich die Leistungsfähigkeit des Systems noch deutlich erweitern ließ.

Anlass für das Anschlussprojekt war die Umstellung auf IFRS (International Financial Reporting Standards) und die damit verbundenen Anpassungen des Berichtswesens. Darüber hinaus sollten weitere Funktionen integriert werden, wie eine Funktionskostenstellenrechnung für alle Konzerngesellschaften. Dazu wurden alle Kostenstellen der Töchter zu jeweils acht großen Bereichen zusammengefasst. Ziel war es, einzelne Funktionsbereiche, wie etwa IT-Kosten, konzernweit zu vergleichen und damit Benchmarks zwischen den Einzelgesellschaften zu ermöglichen.

Darüber hinaus nutzte AWD das Folgeprojekt, um das Forecast-System zu optimieren. Bislang gab sich die Zentrale mit einer reinen Jahresbetrachtung zufrieden, die mit dem Kalenderjahr endete. Inzwischen können alle drei Monate die relevanten Forecast-Informationen für die nächsten fünf Quartale erstellt werden. Von der Einführung des rollierenden Systems (Beyond-Budgeting-Ansatz) erwartet sich die AWD verlässlichere, kalenderjahrunabhängige Daten. Der AWD hat jetzt ein Instrument, um den Konzern aktiv voranzutreiben und Steuerungserfordernisse nicht erst bei Quartalsabschlüssen zu erkennen“, sagt Bruno Kurze, zuständig für Beteiligungscontrolling/Managementinformationssysteme bei der AWD Holding AG.

Bruno Kurze, AWG Holding
Bruno Kurze, AWG Holding

Auch beim Folgeprojekt fiel die Entscheidung wieder auf ein MIS-System, mit dessen Vorgänger AWD schon gute Erfahrungen gemacht hatte.Weil sich die Unternehmenssteuerung des Finanzdienstleisters stark an Kennziffern ausrichtet, ging es auch um deren bessere Darstellung. Dazu setzte AWD ein umfangreiches Cockpit auf, das rund 150 steuerungsrelevante Kennzahlen automatisch berechnet und sozusagen auf Knopfdruck liefert.

Das Unternehmen

Mit mehr als 5800 Beratern und über 1,65 Mio. Privatkunden (Stand 12/2005) ist die AWD-Gruppe Europas führender unabhängiger Finanzdienstleister. Die AWD-Berater analysieren die aktuelle Finanzsituation des Kunden, seine Bedürfnisse und finanziellen Ziele und entwickeln daraus individuelle Finanzstrategien.

Gleichzeitig sollte eine weitgehende Automatisierung die Anwender entlasten. Davon profitieren zum einen die Gesellschaften, denn auf Basis der von ihnen gelieferten Daten finden einmal monatlich Controllinggespräche mit dem AWD-Vorstand statt. Bislang dauerte die Datensammlung und Aufbereitung in der Zentrale etwa vier Tage. Erst nachdem die letzte Gesellschaft ihre Daten geliefert hatte, konnte die Prozesskette – von der manuellen Plausibilitätsprüfung über die Währungsumrechnung bis zur Konzernkonsolidierung – in Gang gesetzt werden. Diese Arbeitsschritte laufen jetzt voll automatisch: Nach der Datenanlieferung
dauert es nun keine halbe Stunde mehr, bis alle Beteiligten eine E-Mail erhalten, dass die Daten verarbeitet und weiter verwertbar sind. Ein enormer Zeitvorteil für die lokalen Geschäftsführer.

Auch für die Konzernzentrale ergeben sich Vorteile: Durch die Aufnahme zahlreicher neuer Gesellschaften hatte sich das Arbeitsaufkommen im zentralen Controlling nach und nach erhöht.Die Automatisierung führt hier zu einer spürbaren Entlastung. „Jetzt sind die wichtigsten Informationen zur Steuerung der Konzerngesellschaften jederzeit auf Knopfdruck verfügbar“, freut sich Kunze.

Neben leistungsfähigerer Server-Hardware wurde MIS-dynasight durch das neueste Reporting-Tool MIS onVision ersetzt. „Nachdem der Prototyp gebaut war, hat uns sowohl die Geschwindigkeit als auch die Funktionalität vollauf begeistert.Seitdem war klar, dass das neue System auf MIS onVision laufen wird“, so Projektleiter Bruno Kurze.

Nach Umstellung der vorhandenen MISKomponenten auf die aktuelle Software-Version
wurde das gesamte System in eine Citrix-Umgebung eingebunden. Die Datenlogistik ist nach wie vor mit Excel-Templates gelöst. Weil der Konzern auf Wachstum ausgelegt ist und neue Gesellschaften technisch integriert werden müssen, ist dies zunächst die nahe liegende Lösung. „Vor drei Jahren bestand AWD aus 16 Gesellschaften, heute sind es über 40.Klar, dass die Standardisierung der Buchhaltungssysteme in der Anfangsphase einer Integration nicht höchste Priorität genießt. Mittelfristig werden wir aber darüber nachdenken, auch die Datenlogistik etwas schicker zu lösen“, so Kurzes Prognose.