International Data Corporation untersucht westeuropäischen Terminalmarkt:IBM 8100 soll DDP-Lawine lostreten

15.01.1982

MÜNCHEN (rs) - Der Begriff "Distributed Data Processing" (DDP) der noch in den 70er Jahren in der DV-Industrie nur als Reizwort herumschwirrte, hat mittlerweile an Bedeutung gewonnen. Angesichts einer Vielzahl von Herstellern, die eine noch größere Zahl von Produkten speziell für die verteilte Datenverarbeitung auf den Markt bringen, stellt sich für eine genaue Untersuchung des DDP-Marktes zunächst das Problem eine strenge Definition zu finden. Die Studie "Terminal Markets in the Distributed Data Processing Environment Western Europe" der International Data Corporation (IDC) befaßt sich nicht nur mit diesem Problem, sondern stellt auch eine Prognose für den DDP-Bereich bis 1980. Im folgenden eine kurze Zusammenfassung des IDC-Reports.

Kurzgefaßt lautet die IDC-Definition für DDP: lokale, dezentralisierte DV-Leistung für den Endbenutzer, die durch Anlagen wie Minicomputer, Small Business-Systeme oder Mehrfachdatenstationen ("Clustered Terminals") erbracht wird. Diese Systeme haben die Fähigkeit, lokal gehaltene Daten zu verarbeiten. Über Netzwerke kann von verschiedenen Anwendungen auf sie zugegriffen werden.

Es ist offensichtlich, daß diese Definition einen spezifischen Hardware-Typ für einen speziellen Gebrauch herausstellt. Definitionen von Distributed Data Processing können viel weiter gefaßt werden und beispielsweise Mainframes und Tischrechner einschließen. Auch läßt sich DDP in erster Linie als Lösung eines Problems ansehen und weniger als irgendeine Organisationsmethode.

Von Minis beherrscht

Aus der Studie über den westeuropäischen Markt kristallisieren sich einige wichtige Punkte heraus: Der gesamte DDP-Umsatz in den drei Segmenten Minicomputer, Small Business-Systeme und Mehrfachdatenstationen wird von 500 Millionen Dollar im Jahr 1980 auf rund 2,8 Milliarden Dollar in 1986 steigen. Der Anteil bei den gesamten Auslieferungen im Bereich kleiner Rechner steigt damit von 9,4 Prozent auf 19,3 Prozent. Obgleich der DDP-Markt weitgehend von Minicomputern beherrscht wurde, erreichen Mehrfachdatenstationen mit einem Anteil von 42 Prozent den größten Anteil an diesen Umsätzen, während es Minis auf 40 und Small Business-Systeme (SBS) auf 18 Prozent bringen. Die Umsätze im Jahr 1986 werden sich zu S0 Prozent auf Datenstationen, zu 39 Prozent auf Minis und zu elf Prozent auf Small Business-Rechner verteilen.

IBM 8100 zeigt Auswirkungen

Auslieferungen in DDP-Umgebungen werden den größten Umsatzanteil für Mehrfachdatenstationen ausmachen. Von 49 Prozent soll dieser Anteil auf 70 Prozent im Jahr 1986 steigen. Der Mini-Umsatz steigt in diesem Bereich von zehn auf 16 Prozent, der SBS-Anteil wächst von drei (1980) auf fünf Prozent (1986).

In 1980 wurden mit den Mehrfachdatenstationen 43 000 Bildschirme ausgeliefert, was einem Wert von etwa 430 Millionen Dollar entspricht. Für 1986 sagt IDC hier einen Zuwachs auf 200 000 Stuck voraus, die einem Wert von zwei Milliarden Dollar entsprechen. Den Markt für Mehrfachdatenstationen teilen sich diverse US- sowie einheimische Anbieter. Auswirkungen auf diesen Markt zeigen bereits IBMs Angebote und hier insbesondere das Informationssystem 8100. 1986 wird IBM laut IDC 60 Prozent des Marktes abdecken und 70 Prozent der Bildschirme liefern, die zu DDP-Anlagen gehören.

Nach einem schwachen Start beginnt sich 8100, von IDC als Mehrfachdatenstation eingestuft, auf dem Markt durchzusetzen. 800 Einheiten wurden 1980 ausgeliefert, 17000 sollen es 1986 insgesamt sein. Dieses Produkt allein wird nach IDC-Meinung großen Einfluß auf das DDP-Wachstum in Westeuropa nehmen.

Nahezu zwei Drittel der Bildschirme von Mehrfachdatenstationen gehen in die drei großen Länder Westeuropas, nämlich Deutschland, Frankreich und Großbritannien, wobei die Bundesrepublik leicht führt. Ein ähnliches Verhältnis wird es in diesen drei Ländern unter den DDP-Anlagen geben. 1986 befinden sich die genannten Länder weiter in einer führenden Position. Die Auswirkungen von IBMs 8100 machen sich dann stärker in kleineren Ländern bemerkbar. Ein scharfer 8100-Wettbewerb zeichnet sich vor allen Dingen auf den Märkten der größeren Länder ab.

Abschreckung durch Kosten

Umfragen bei Anwendern ergaben, daß zehn Prozent der westeuropäischen DV-Benutzer bereits verteilte Datenverarbeitung betreiben und weitere zehn Prozent den Einsatz innerhalb der nächsten zwei Jahre planen. Die Mehrheit der Anwender stimmt mit der IDC-DDP-Definition weitgehend überein. Dies trifft allerdings nicht für diejenigen Benutzer zu, die bereits verteilte Datenverarbeitung einsetzen.

Der am meisten genannte Grund, der für die Einführung eines DDP-Konzeptes genannt wurde, lag im wesentlichen in der spezifischen Art eines jeden Unternehmens, wobei dies insbesondere für die galt, die bereits DDP einsetzen. Wenn Unternehmen abgeschreckt wurden, dann geschah dies im allgemeinen durch die relativ hohen Kosten. Auch dies traf besonders auf die DDP-erfahrenen Anwender zu. Die den Einsatz verteilter Datenverarbeitung planenden DV-Anwender gaben als größtes Problem die zentralisierte Struktur ihres Unternehmens an.

Hauptgründe Zuverlässigkeit und Kompatibilität

Die Entscheidung zur DDP-Einführung trafen überwiegend die DV-Abteilungen, in weniger als der Hälfte der Fälle wurden überhaupt die Endanwender befragt. Die Hauptgründe die zur Entscheidung für ein bestimmtes System führten, waren Zuverlässigkeit und Kompatibilität Preis und Unterstützung des Herstellers folgten als nächste.

Die Benutzer berücksichtigten zu gleichen Teilen alle Kategorien von DDP-Produkten wie Minicomputer SBS oder Mehrfachdatenstationen. DDP-Anwender hingegen bevorzugten eindeutig Minicomputer statt anderer Kleinrechner.

Als Hauptproblem bei der Einführung der verteilten Datenverarbeitung erwies sich, daß neue Anwender zu viel erwarteten. Dicht darauf folgte die Schwierigkeit, Hard- und Software-Unterstützung auch an entfernten Stationen bereitzustellen.

Kein Hardware-Wechsel

Statt ihren Großrechner auszutauschen, neigten weit mehr Anwender dazu, ihrer bestehenden Konfiguration einen Kleinrechner hinzuzufügen. Mehr als 60 Prozent der Benutzer blieben bei demselben Hardware-Lieferanten. Oft wird DDP als eine Erweiterung der Datenverarbeitung beispielsweise zu Filialen angesehen, doch genauso oft fassen die Anwender die verteilte Datenverarbeitung als Einstieg zur Büroautomation auf.

Die 100-Seiten-Studie nimmt sowohl die Hersteller als auch ihre Strategien unter die Lupe, enthält 32 Tabellen zu Themen wie "IBM 8100 Unit Shipments 1980-86 by Country Region" und ist für 4995 Mark bei der IDC Deutschland GmbH, Martinstr. 14, 6200 Wiesbaden, Tel.: 0 61 21/37 70 86, zu haben.