Einsatz im Notfall

Interims-Manager haben in der Krise Hochkonjunktur

18.03.2009
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Interims-Manager müssen blitzschnell sein

CW: Frau Glitz, wann sollten Unternehmen einen Interims-Manager rufen?

GLITZ: Boshaft gesagt: Wenn sie vorher keine vernünftige Personalentwicklung betrieben haben, denn sonst hätten sie ja für die frei gewordene Position jemanden aufgebaut. Man kann allerdings auch ohne eigene Fehler in die Lage geraten, dass man eine Vakanz schnell besetzen muss, ohne sich schon für eine Festanstellung entscheiden zu wollen.

CW: Spielt die Unternehmensgröße eine Rolle?

GLITZ: Große Unternehmen überbrücken Vakanzen eher intern, indem jemand etwas kommissarisch leitet oder noch eine zusätzliche Aufgabe übernimmt.

Annette Glitz: Interims-Manager haben keine 100 Tage Schonfrist, um Vertrauen der Kollegen und Mitarbeiter zu gewinnen.
Annette Glitz: Interims-Manager haben keine 100 Tage Schonfrist, um Vertrauen der Kollegen und Mitarbeiter zu gewinnen.
Foto: Annette Glitz

Das klassische Interims-Management, bei dem jemand von außen kommt und dann wieder geht, findet sich eher bei Mittelständlern.

CW: Wer eignet sich als Interims-Manager?

GLITZ: Interims-Manager haben in der Regel nicht die berühmten 100 Tage Schonfrist. Sie müssen blitzschnell die Kultur des Unternehmens verstehen und damit umgehen. Unter starkem Zeitdruck müssen sie das Vertrauen der Kollegen und Mitarbeiter gewinnen. Das müssen fest angestellte Manager zwar alles auch, aber eben nicht in diesem Tempo.

CW: Interims-Manager schätzen es, sich auf die politischen Ränkespiele im Unternehmen nicht einlassen zu müssen.

GLITZ: Das würde ich anders formulieren. Auch ein Interims-Manager muss in die Politik des Unternehmens einsteigen, wenn er dort etwas bewegen will. Er kann als Externer aber Dinge ansprechen, die sonst niemand ansprechen darf. Er kann eine gesunde Neugier und "Naivität" aufrechterhalten.

CW: Bekommen Interims-Manager die Aufgaben zugeschoben, die sonst niemand übernehmen will?

GLITZ: Nicht grundsätzlich. Ich kenne einen kleinen Mittelständler, der mit Hilfe eines Interims-Managers eine systematische Personalarbeit aufgebaut hat. Das ist etwas Konstruktives. Aber es kommt durchaus auch vor, dass Interims-Manager in schwierigen Situationen für die Schmutzarbeit geholt werden.

CW: Profitieren Interims-Manager von der Krise?

GLITZ: Vielleicht verzichten Unternehmen auf die Festeinstellung einer Führungskraft, um nicht an anderer Stelle jemanden entlassen zu müssen. Aber Interims-Management hat wenig mit der klassischen Zeitarbeit zu tun. Das lassen Manager nicht mit sich machen.

Die promovierte Diplompsychologin Annette Glitz betreibt in München das Beratungsunternehmen Management Consulting. Neben Einzel-Coaching bietet sie für Führungskräfte und deren Mitarbeiter unter anderem Workshops zur Teamentwicklung an.