Interims-Manager: Erste Hilfe und letzte Hoffnung

04.09.2001
Von in Alexandra

Reinhardt erlebte diesen Fall beim Hamburger IT-Startup Curry Communication, das im Juli Insolvenz beantragte (CW 33/2001, Seite 11). Von August vergangenen Jahres bis zum Januar 2001 kam er dort als Chief Operating Officer (COO) zum Einsatz, als das Führungsteam auseinandergebrochen war. Reinhardt konnte während dieser Zeit zwar neue Manager gewinnen, die Führungsaufgaben auf die verschiedenen Köpfe verteilen und die 30 ausländischen IT-Experten integrieren, die dank Green Card zu Curry gekommen waren. Zugleich musste er aber die Grenzen seiner Möglichkeiten erkennen: „Als Interims-Manager kann man zum Beispiel kein neues Kapital gewinnen, da die Geldgeber wissen wollen, wer langfristig das Unternehmen führt.“

Angewiesen sind Interims-Manager auch auf die Rückendeckung ihrer Auftraggeber. Meist von Gesellschaftern, Geschäftsführern oder Venture-Kapitalisten ins Boot geholt, müssen sie oft unangenehme Jobs erledigen. „Vor allem der Einsatz als Interims-CEO ist oft heikel, wenn man beispielsweise eine neue Strategie durchsetzen muss, weil die alte des Vorgängers nicht erfolgreich war“, so Rechsteiner von Venturix. „Unser Erfolg hängt davon ab, wieviel Kompetenzen wir bekommen. Je mehr, desto besser.“ Dazu muss aber auch die Akzeptanz im Unternehmen kommen. Interims-Manager Reinhardt sollte bei einem Einsatz im Auftrag des Aufsichtsrates die Gründer kontrollieren. Eine Mission, die nicht gelingen konnte, weil der externe Manager gegen die Gründer hätte arbeiten müssen.

Den Kontakt zu den Beschäftigten sieht auch Personalberaterin Karuschka als wesentlichen Teil ihrer Aufgabe als Managerin auf Zeit an. „Im Grunde genommen muss man erst das Problem erkennen, dann eine Strategie entwickeln und schließlich diese mit den Mitarbeitern gemeinsam umsetzen.“ Letzteres ist leichter, solange der Interims-Manager Aufbauarbeit leistet. So hat Karuschka für die Accenture-Tochter Unamite binnen vier Monate 150 Programmierer angeworben. Diese Aufgaben gehören allerdings der Vergangenheit an: „Im Personalbereich findet momentan kein Aufbau statt. Die wenigen Firmen, die noch einstellen, schaffen es auch ohne externe Hilfe“, so die Personal-Managerin.

Statt dessen springt sie als Outplacement-Beraterin bei strauchelnden Startups ein und hilft den gekündigten Mitarbeitern wieder neu Fuß zu fassen. Ein Job, der im Vergleich zu den anderen Einsätzen erheblich schlechter vergütet ist und der an die Nieren gehen kann: Bei Curry Communication stand Karuschka 30 verzweifelten Green-Card-Inhabern gegenüber, die vor lauter Angst, wieder abgeschoben zu werden, zum Teil nicht in der Lage waren, mit ihr zu sprechen und zuerst einmal beruhigt werden mussten.