Konzentration auf Spezialmärkte soll schwarze Zahlen bringen

Intergraph sucht Partner und Käufer

15.10.1999
MÜNCHEN (CW) - Unruhige Zeiten stehen dem Grafikspezialisten Intergraph ins Haus. Die geplanten Umstrukturierungen betreffen alle Bereiche des angeschlagenen Unternehmens. Eine Konzentration auf vertikale Märkte soll den Weg aus der Verlustzone ebnen.

"Wir müssen weg von den Komplettlösungen", erklärte Manfred Wittler, der in seiner neuen Position als Chief Operating Officer (COO) und President als Nummer zwei im Unternehmen die Rolle des Feuerwehrmanns übernommen hat. Seine dringlichste Aufgabe ist es, Partner oder Käufer für die drei Bereiche zu finden, in die das Hardwaregeschäft aufgeteilt wird. Aus dem Lowend-PC- und Standard-Server-Markt hat sich Intergraph bereits zurückgezogen, so daß die Teile Workstations und Spezial-Server, digitale Medien und "Prepress" sowie Visual Computing übrigbleiben. "Ob ein künftiger Partner eine Mehrheits- oder Minoritätsbeteiligung will oder ob ein Verkauf ansteht, ist noch völlig offen", so Wittler zur Zukunft der drei Teilsegmente. Denkbar sei auch die Zusammenarbeit mit einem oder verschiedenen Unternehmen.

Wittler gab an, mit allen in Frage kommenden Firmen Gespräche zu führen, nannte jedoch weder Namen noch konkrete Verhandlungserfolge. "Der Cash-flow sollte sehr bald stimmen, sonst wird die Luft dünn", beschönigte der Krisenmanager die Situation nicht, verwies aber auf eine sich andeutende Lagebesserung im aktuellen Geschäftsquartal. Sollten keine Partner gefunden werden, sei man aufgrund der bereits vollzogenen Einsparungsmaßnahmen nicht dazu gezwungen, einzelne Bereiche zu schließen. Weltweit wurden 400 Stellen abgebaut. Erste Ergebnisse seiner Verhandlungen erwartet Wittler noch in diesem Jahr.

Auf der Softwareseite will sich Intergraph in Zukunft als Systemintegrator für die eigenen spezialisierten Grafiklösungen verstanden wissen. Auch dort sei eine Aufteilung in mehrere Bereiche nicht ausgeschlossen, eine zwingende Notwendigkeit bestehe für eine solche Maßnahme jedoch nicht, so Wittler. Intergraph werde im Softwaregeschäft in jedem Fall Mehrheitseigner bleiben.

Gerüchte über den Verkauf der Abteilung für geografische Informationssysteme (GIS) dementierte Wittler. Wichtig sei außerdem, daß alle Patentrechte im Hause blieben und eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle darstellten. Wittler in diesem Zusammenhang: "Ende des Monats werden wir die Summe der Schadensersatzforderung an Intel nennen." In diversen Rechtsstreitigkeiten geht es zwischen beiden Parteien unter anderem um die Verletzung von Patenten.