Wettbewerbswidriges Verhalten vorgeworfen

Intergraph reicht Klage gegen Intel ein

05.12.1997

Der Grafikcomputerhersteller mit Sitz in Huntsville, Alabama, erhebt schwere Vorwürfe gegen die Andy-Grove-Company. Intel habe sich etwa in geschäftsschädigender Weise in die Vertragsverhältnisse und die technische Unterstützung von Partnern eingemischt, bestehende Kontrakte gebrochen und Technologiepatente Intergraphs verletzt.

Hintergrund der Auseinandersetzungen sind Intergraph-Patente, die ursprünglich für den RISC-basierten "Clipper"-Chip vergeben wurden. Diese betreffen unter anderem das Management von Cache-Speichern in Mikroprozessoren. Die dort definierten Architekturen sollen Bestandteil von Intels Pentium-, Pentium-Pro- und Pentium-II-CPUs sein. Nach der Darstellung Intergraphs hat Intel nach jahrelangen harmonischen Geschäftsbeziehungen die Patente ohne finanzielle Gegenleistung verlangt.

Nachdem dies verweigert wurde, habe der Halbleiterhersteller mit einer großangelegten Kampagne systematisch Druck ausgeübt und tue dies auch weiterhin. Unter anderem sei der Zugang zu Informationen über die kommenden Mikroprozessor-Generationen "Deschutes" und "Merced" verweigert worden. Intel habe damit gedroht, bestehende Nicht- offenlegungs-Vereinbarungen (NDAs = Non-disclosure Agreements) zu beenden oder keine derartigen Abkommen mehr zu treffen. Intergraph beschuldigt den Chipkonzern darüber hinaus, technischen Support oder Bug Fixes zurückzuhalten und Konkurrenten wie Compaq oder Netpower Zugang zu den eigenen Kunden verschafft zu haben. Einigen Intergraph-Kunden sei von Intel sogar finanzielle Unterstützung zugesagt worden, wenn diese Workstations von Konkurrenten kauften.

"Intel benutzt seine dominante Marktposition bei Mikroprozessoren dazu, uns an mehreren Fronten anzugreifen", beschwert sich Intergraphs CEO Jim Meadlock. In der Klage fordert Intergraph unter anderem finanzielle Entschädigungen und eine gerichtliche Verfügung, die Intel zwingen soll, wettbewerbswidrige Praktiken zu unterlassen.

Intel bestreitet diese Darstellung. Wie ein Sprecher der deutschen Tochter auf Anfrage mitteilte, habe das Unternehmen "aufgehört, mit Intergraph vertrauliche Informationen über zukünftige Produkte auszutauschen".

Er bestritt jedoch die Vorwürfe, Intel sei mit Konkurrenten Intergraphs bei dessen Kunden gewesen. Es sei auch nicht im Sinne Intels gewesen, die Patentstreitigkeiten vor Gericht zu bringen. Eine außergerichtliche Einigung sei aber nicht zustande gekommen. Intel habe deshalb Gegenklage bei einem US-Bezirksgericht eingereicht.