Anwender-Bericht:

Interatom Internationale Atomreaktorbau GmbH, BensbergFür Grafik kein Umweg übers Papier

16.01.1976

Hauptanwendungsgebiet für COM ist bei Interatom die Darstellung von Rechen- und Meßergebnissen in grafischer Form, vom einfachen Diagramm bis zur komplexen dreidimensionalen Zeichnung. Interatom ist in der Planung, Entwicklung und Errichtung von Kernreaktoren für Stromerzeugung, Schiffsantrieb und Prozeßwärme sowie in der Forschung tätig. Daneben fertigen wir kerntechnische Versuchseinrichtungen Spezialbauteile und Meßgeräte in eigenen Werkstätten.

Die Ausgangssituation vor dem Einsatz des COM-Verfahrens kann man vielleicht pauschal so charakterisieren: Von den etwa 1600 Mitarbeitern ist ein wesentlicher Anteil hochqualifiziert: Techniker, Ingenieure, Naturwissenschaftler. Sie verwenden viel Zeit, um in grafische Form die Meßergebnisse und Berechnungen umzusetzen, die von der Rechenanlage CDC Cyber 172 (98 K 60-Bit Worte Hauptspeicher) geliefert werden. Das ist, wenn es manuell gedruckt oder gar extra ein Zeichner dafür bemüht werden muß, ein sehr aufwendiges Verfahren. Es liegt auf der Hand, daß die gleichen. Arbeitsergebnisse mit modernen Hilfsmitteln, wie sie Plotter darstellen, schneller erzielt werden können.

Da die - obwohl inzwischen sehr verbesserten konventionellen Tusche-Plotter erheblich langsamer sind als COM-Plotter, haben wir uns entschlossen, den "Umweg" über das Papier gar nicht erst zu gehen und uns für einen COM-Plotter der Firma Calcomp entschieden. Die Anlage läuft im Offline-Betrieb, entkoppelt vom direkten Timesharing-Betrieb der EDV-Anlage. Die Plotter Jobs werden automatisch in einer Warteschlange in die Maschine eingesteuert und in relativ kurzen Zeitabständen auf Magnetband gedumpt. Das Magnetband bleibt dann so lange erhalten, bis sichergestellt ist, daß der Film einwandfrei ist.

Bei dieser Offline-Version sind natürlich als Steuereinheit ein Rechner und integrierte Magnetbandgeräte erforderlich. Die Mikrofilm-Verarbeitung muß sich dann prompt anschließen: EDV-Kunden sind sehr ungeduldig. Der Mikrofilm wird in der Mikrofilmstelle entwickelt, kopiert, montiert und geht dann in Form von Mikrofilm-Lochkarten in die einzelnen Fachabteilungen, wo vor Ort eine größere Zahl von Lesegeräten stehen, so daß die Mitarbeiter selbst mit dem Mikrofilm arbeiten können: Im Original-Bildschirmformat von A 2 und dann noch mit der Möglichkeit der Ausschnittsvergrößerung. Papier wird also total umgangen. Denn nachgeschaltetes Papier ist nicht gerade billig. Rückvergrößerungen sind zwar entschieden kostengünstiger als die Lichtpausen, die auch jetzt in der Übergangsphase noch reichlich vertreten sind, aber im Verhältnis zum Direkteinsatz der Mikrofilmkarte immer noch zu teuer.

Das wichtigste Ergebnis des COM-Einsatzes kann darin gesehen werden, daß die qualifizierten Leute mehr Zeit für ihre eigentliche Tätigkeit haben, weil das manuelle Zeichnen wegfällt. Diese Zeitersparnis kann im technischen Bereich bis zu 85 Prozent ausmachen, hängt jedoch natürlich stark von der Aufgabenstellung ab. Bei den Kosten können ebenfalls bis zu 75 Prozent eingespart werden, auch da kommt es auf den konkreten Fall an.

Wir haben bei weitem noch nicht das Potential erschlossen, was an sich in unserer Firma für COM-Einsatz vorhanden ist. Mit COM möchten, man ja nahezu alles machen, vor allen Dingen, was gern übersehen wird, auch im "normalen" Bereich: Rechnungswesen, Produktplanung, Umsatzplanung etc. Eigentlich gibt es kaum ein Gebiet, das auszusparen ist.

*Dr. Reinhold Lauffher ist zuständig für Information und Dokumentation bei der Interatom Internationale Atomreaktorbau GmbH, Bensberg.