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Intels Itanium ist bislang noch kein Verkaufsschlager

12.12.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Dafür dass Intel rund zehn Jahre Entwicklung und hunderte von Millionen Dollar in die Entwicklung seiner neuen 64-Bit-Architektur IA-64 gesteckt hat, ist das Kaufinteresse am "Itanium" seitens der Kunden noch sehr zurückhaltend. Laut Zahlen von IDC zum dritten Quartal 2001 (dem ersten vollen Dreimonatszeitraum, in dem IA-64-Server erhältlich sind) wurden mit Itanium-Servern gerade 13,7 Millionen Dollar umgesetzt - angesichts der aktuellen Preise entspricht dies weniger als 500 Maschinen. Die Kollegen von Gartner kommen zu einem anderen Ergebnis - sie haben 2601 ausgelieferte IA-64-Systeme gezählt. Die Diskrepanz resultiert offenbar daraus, dass Hersteller zahlreiche Server zu Demonstrationszwecken zur Verfügung gestellt haben.

Für Intel stellen die Zahlen aber vorerst kein Problem dar, denn die erste IA-64-Hardware wurde von vornherein eher als Entwicklungs- und Testplattform betrachtet. "Wir sind mit der Akzeptanz des Itanium bis dato zufrieden", erklärte ein Sprecher des Halbleiterkonzerns. Der Absatz werde sich zudem deutlich erhöhen, sobald PC-Server-Primus Compaq entsprechende Systeme anbiete.

Allerdings gibt es noch kaum Anwendungssoftware, die bereits auf IA-64 portiert ist. "Das wird ein unglaubliche langer Weg", dämpft daher Dean McCarron, Analyst bei Mercury Research die Erwartungen. "Wir gehen davon aus, das die Verkäufe demnächst ein wenig, aber nicht erheblich besser laufen." So sieht dies auch Hugh Jenkins, Marketing-Vice-President in Compaqs Industry Standard Server Group: "Es wird ein paar Jahre dauern, bis Betriebssysteme und Anwendungen erhältlich sind und die Kunden ihre eigene Software angepasst haben." 2003 und 2004 würden 64-Bit-Anwendungen richtig loslegen, tippt der Compaq-Mann.

Die zweite, leistungsfähigere IA-64-Generation mit dem Codenamen "McKinley" soll im ersten Halbjahr 2002 in Testmustern und gegen Mitte des Jahres kommerziell verfügbar sein. Kevin Krewell von Microdesign Resources erwartet, dass Intel Ende kommenden Jahres rund 100.000 Itaniums pro Quartal verkaufen kann - deutlich weniger als Intels frühere Server-Prozessoren "Pentium Pro" und "Xeon", von denen der Hersteller nach einem Jahr Marktpräsenz jeweils eine halbe Million im Quartal absetzte - allerdings waren beide Chips deutlich günstiger zu haben. Eine weiter optimierte IA-64-Ausführung ("Madison") dürfte dann im Jahr 2003 gemeinsam mit einer günstigeren und Strom sparenden Ausführung debütieren. "Vorher reden wir noch nicht über echte Stückzahlen", so Krewell. (tc)