Mikro macht Terminals autark:

Intelligenz auf drei Labors verteilt

28.05.1976

MÜNCHEN - Ein "deutscher Mikro" macht die Terminals intelligent, die die Landesversicherungsanstalt (LVA) Oberbayern in ihren drei klinisch-chemischen Laboratorien im Münchner Raum einsetzt. Eine Zentralisierung, der gesamten Labordiagnostik ist weder möglich noch zweckmäßig: In akuten Fällen müssen bestimmte Laboruntersuchungen unverzüglich durchgeführt werden - Versand von Untersuchungsmaterial für Schnelltests ist unpraktisch.

Am Anfang stand die Forderung nach sicherem und verwechselungsfreiem Transport, der Überwachung des gesamten Meßvorganges und der 1 schnellen, fehlerfreien Zusammenführung der Informationen bei dem anfordernden Arzt. i

Dezentrale Datensicherung ist einfach

Bei der Konzeption des einzuführenden DV-Systems mußte die Möglichkeit einer späteren Erweiterung auf andere medizinische Bereiche berücksichtigt werden. Eine enge Verflechtung mit dem Großrechner der Hauptverwaltung war zu vermeiden, da in einem autarken Labor-DV-System das Problem der Datensicherung bei Rechnerausfall besser gelöst werden kann.

Kern: eine PDP 11/40

Die Folge: Kern des installierten Systems, ist der zentrale Laborrechner im Gautinger Zentralkrankenhaus (PDP 11/40 von DEC). Im Höhenrieder Krankenhaus und in der Perlacher Untersuchungsstelle der LVA wurden Subrechner mit Konzentratorfunktion installiert (PDP 11/05), die über Standleitungen Verbindung mit Gauting haben. Die Labordateien und die Programme werden auf insgesamt vier Platteneinheiten gehalten (je 2,4 MB). Die Dateneingabe erfolgt über Bildschirm-Terminals 4023 von Tektronix, die Ausgabe über Centronix-Drucker mit 168 Zeichen/sec. Die Kommunikationslücke zwischen den Laborgeräten und den DEC-Rechnern schließt das Process-Controll-Terminal PCT-80 der Münchener Firma Periphere Computer Systeme (PCS).

Mikros sind frei konfigurierbar

Das PCT-80 (Preis zwischen 12 000 und 25000 Mark je nach Ausstattung) enthält die Process-Control-Unit (PCU), einen frei programmierbaren Microtype Computer. Der PCU-Prozessor hat eine 16-Bit-Wort-Struktur. Die Verarbeitung erfolgt seriell in 4-Bit-Einheiten (Tetraden). Jedes Wort setzt sich aus vier dieser Tetraden zusammen. Die kleinste, im Speicher adressierbare Einheit ist ein 16-Bit-Datenwort.

Der Datenverkehr zwischen CPU, Speichern und Input/Output-Geräten erfolgt über einen Einheitsbus. Dadurch sind die PCU-Systeme frei konfigurierbar. Die Adreßzuordnung erfolgt auf den jeweiligen Karten durch steckbare ROM's (Read Only Memory) oder durch Verdrahtung.

Die Meßwerte werden an jedem Laborplatz über ein entsprechend programmiertes PCT-80 mit Zehner- und Funktionstastatur sowie zwei 16stelligen alphanumerischen Anzeigen erfaßt und ausgewertet. Außerdem sind je nach Bedarf ein Lichtstift und ein Eppendorf-Codierer (Strichcode) angeschlossen. Ein 28stelliger Protokolldrucker übernimmt die Meßwertsicherung am Arbeitsplatz. Dialoge des Laborpersonals mit dem Rechner werden über Tastatur und Anzeige abgewickelt und vom Drucker protokolliert.

Prozeßkontrolle am Terminal

Die PCT's übernehmen beispielsweise bei Blutuntersuchung, Urintest, Glucoseanalyse von bakterologischen und serologischen Untersuchungen folgende Funktionen: Übernahme der Meßergebnisse der Analysatoren; Digitalisierung; Berechnung der Endwerte; Prozeßkontrolle; Kommentareingabe; Protokollierung am Arbeitsplatz; Aufbau eines standardisierten Meßwertsatzes; Senden zum Rechner; Freigabe des Ergebnisses. Die Prozeßkontrolle umfaßt dabei: Abfrage auf Extremwerte und Meßbereichsüberschreitung sowie eine Verschleppungs- und Richtigkeitskontrolle.

Einschleusung mit Lichtstift

Zur Verteilung und Einschleusung von Proben sind spezielle "Verteilerplätze" eingerichtet. Sie sind ebenfalls mit PCT-80 ausgerüstet. Durch Überstreichen des strichcodierten Etiketts mit dem Lichtstift wird die Patientennummer gelesen und die Probe zugeordnet. Über die Tastatur können Zusatzinformationen gegeben werden. Nach Abschluß der Einschleusung werden Verteiler- und Arbeitslisten ausgedruckt. Da nur eingeschleuste Proben in der Reihenfolge der Einschleusung in den Listen enthalten sind, entfallen Suchvorgänge - die Fehlermöglichkeiten werden reduziert.

Weitere Funktionen des Laborrechnersystems sind nicht vorgesehen. Es ist als reines "dedicated system" konzipiert, mit dem Großrechner der LVA im Hintergrund. Zur Erweiterung können zusätzliche Subrechner an den Zentralrechner angeschlossen werden. Neue Laborgeräte erfordern lediglich die Belegung einer neuen Position am Teletype-Multiplexer des Laborrechners. ob